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Die Gefangene des Highlanders

Die Gefangene des Highlanders

Titel: Die Gefangene des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan MacFadden
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sandte sie als zarten Dunst zum Himmel hinauf. Braden knurrte ärgerlich vor sich hin. Es konnte gut sein, dass gegen Abend Nebel aufziehen würde – eine neue Gefahrenquelle, denn sie würde seine Posten und Späher weitgehend ausschalten.
    Er hätte sich eigentlich zu einem kurzen Schlaf niederlegen müssen, doch stattdessen stürzte er sich wieder in die Arbeit, schleppte Steine zu der neu entstehenden Mauer hinüber und begutachtete das Werk seiner Helfer. Danach kümmerte er sich um den Ziehbrunnen, der inzwischen von geschickten Händen gezimmert worden war, prüfte Seil und Eimer und beförderte selbst die erste Ladung frisches Wasser ans Tageslicht.
    „Ihr müsst Euch ausruhen, Chief“, warnte Rupert. „David MacAron ist ein alter Fuchs, er wird uns angreifen, wenn niemand darauf gefasst ist.“
    Braden musste ihm recht geben, er trank einen tiefen Schluck des kühlen, erdfrischen Wassers und ging nachdenklich zum Unterstand, um nach den Verwundeten zu sehen. Warum konnte er sich eigentlich nicht entschließen, wenigstens für eine kurze Weile zu schlafen? Wieso trieb es ihn ruhelos umher, als müsse er vor etwas davonlaufen?
    Während er sich über einen der Verwundeten beugte, um ihm Mut zuzusprechen, hörte er, wie sein Name gerufen wurde. Dieses Mal war es Swans Stimme, und er spürte deutlich, dass sie ihn in Unruhe versetzte. Er hatte den Jungen beauftragt, vor dem Turm Wache zu stehen, denn er hatte wenig Lust gehabt, diese kleine Wilde wieder fesseln zu lassen. Aus irgendeinem Grund war er verdammt froh gewesen, den Turm wieder verlassen zu können, ja, er hatte fast den Eindruck gehabt, zu flüchten. Was natürlich vollkommen lächerlich war. Verdammt – er brauchte wirklich dringend Schlaf.
    „Chief – Ihr sollt in den Turm kommen.“
    Braden spürte ein heißes Unbehagen und rührte sich nicht. Er konnte sich gut vorstellen, von wem diese Forderung kam. Was bildete sie sich eigentlich ein? Ihn herumkommandieren zu können? Sie hatte gefälligst zu warten, bis er sich dazu entschloss, den Turm zu betreten. Falls er das überhaupt vorhatte.
    „Wieso verlässt du deinen Posten?“, knurrte er, ohne sich umzuwenden. „Du hast vor dem Turm Wache zu halten und keine Botendienste für die Frauen zu leisten.“
    Swan stand jetzt neben ihm, die Wangen hochrot, Hilflosigkeit im Blick.
    „Aber sie hat ständig irgendwelche Aufträge. Wasser soll ich herbeischaffen, Tücher, Gefäße. Dann will sie, dass ich Kräuter suchen soll. Wacholder, Distelwurz und anderes, das ich gar nicht kenne.“
    Missmutig wandte Braden sich jetzt doch um und äugte zum Turmeingang hinüber. Als er dort Marians Haarschopf in der Sonne leuchten sah, sah er rasch in eine andere Richtung, als habe er sich die Augen verbrannt.
    „Sie braucht die Sachen für Aisleen und das Kind, hat sie gesagt. Sie will Aisleen Umschläge machen, das Kind baden …“
    Swan machte einen unglücklichen Eindruck, und Braden begriff, dass der Junge hin und her gerissen war. Vermutlich hätte er nur gar zu gern Marians Befehle ausgeführt, andererseits hatte er Sorge, den Unwillen seines Herrn auf sich zu ziehen.
    „Leg dich jetzt hin und schlaf eine Weile, Swan“, ordnete Braden an.
    „Aber …“
    „Ich kümmere mich um alles. Ruh dich aus, wir werden dich noch brauchen, Junge.“
    Swan drehte ab, halb erleichtert, halb unzufrieden. Doch er wagte nicht, Braden zu widersprechen, legte sich neben den Brunnen auf den Boden und rollte sich zusammen wie ein kleiner Hund.
    Braden beorderte einen seiner Männer zum Turm, Keith, einen kräftigen, breit gebauten Kerl, der daheim ein Weib und einen Haufen Söhne und Töchter hatte. Zufrieden sah er zu, wie der Bauer sich mit breiten Schritten dem Eingang näherte, einige kurze Worte ins Innere der Unterkunft warf und sich dann neben der Tür niederließ, um genüsslich in die letzten, schrägen Sonnenstrahlen zu blinzeln.
    Braden spürte jetzt endlich, dass auch er todmüde war. Er musste sich etwas Schlaf genehmigen, sonst würde er alles aufs Spiel setzen. Er gab einigen Männer kurze Anweisungen und befahl, ihn beim leisesten Anzeichen eines nahenden Angriffs sofort zu wecken. Dann zog er sein Gewand über, suchte sich eine möglichst einsame Ecke und streckte sich auf dem Boden aus.
    Er hatte gehofft, dass die Müdigkeit ihm über die Gedanken hinweghelfen würden, die er seit Stunden mit sich herumtrug und die nicht aus seinem Kopf verschwinden wollten, so sehr er sich auch gegen sie wehrte.

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