Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gefangene des Highlanders

Die Gefangene des Highlanders

Titel: Die Gefangene des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan MacFadden
Vom Netzwerk:
bei einer alten Frau gelernt hatte. Nur zögernd hatte sie zuerst Marians Ratschläge befolgt – immerhin hätte es ja sein können, dass die Gefangene die Absicht hatte, die verwundeten Feinde zu vergiften. Aber die Verletzungen der Männer waren rasch geheilt.
    „Das Fleisch wird bald gar sein – ich werde dir gleich deinen Anteil bringen“, sagte sie, bemüht, Marian freundlich zu stimmen. „Es gibt auch Honig und süßen Haferkuchen.“
    „Ich habe keinen Hunger.“
    Marian konnte sich denken, wer die Leckereien mitgebracht hatte. Druce liebte es, mit reichen Gastgeschenken zu protzen, er hatte auf der Burg ihres Vaters meist eine Menge schöner Dinge verteilt – vermutlich gab es noch andere Geschenke als nur Honig und Haferküchlein.
    Eine Lachsalve aus männlichen Kehlen brandete auf, und Aisleen machte sich rasch dran, einige Tonschalen aus einer Wandnische zu nehmen, damit Marian ihren schuldbewussten Gesichtsausdruck nicht sah.
    „Wie schön, wenn alte Freunde sich wiedertreffen“, bemerkte Marian spitz. „Reden sie von ihrer gemeinsamen Fahrt ins Heilige Land?“
    „Ich glaube ja“, murmelte Aisleen, die Tonschüsseln aufeinanderstapelte. „Druce MacMorray ist ein guter Erzähler. Ich habe auch zuhören und lachen müssen …“
    Marian runzelte die Stirn. Sie glaubte nicht mehr daran, dass diese Reise nur ein wundervolles, heiteres Abenteuer gewesen war, so wie Druce es immer darstellte. Weshalb hatte Braden sich sonst so verändert?
    „Haben sie auch von der schönen Sarazenin erzählt, die Braden dort geheiratet hat?“
    Aisleen schüttelte den Kopf. Nein, die Männer hatten über schimmernde, weiße Städte mit hohen Türmen und lange Märsche durch den Wüstensand geschwatzt, über aufregende Kämpfe und reiche Beute. Und darüber, dass sie alles miteinander geteilt hatten, die Mühsal, die Siege und auch das ärmliche Mahl am Abend vor dem Zelt.
    Die schöne Heidin hat Braden ganz gewiss nicht mit Druce geteilt, dachte Marian missgünstig.
    „Druce MacMorray wird also hierbleiben und seinen Freund Braden bei der Verteidigung der Burg unterstützen?“, fragte sie mit scheinbar harmloser Miene.
    „Ja, das wird er wohl. Jedenfalls hoffen wir es sehr …“
    Aisleen wollte hinzufügen, dass Druce und seine Begleiter ganz sicher tapfere Kämpfer waren, doch sie unterließ es lieber, um Marian nicht mutlos zu stimmen. Die Männer hatten die Waffen der Gäste bewundert und erklärt, es seien Damaszenerklingen, aus mehreren Schichten Stahl geschmiedet und so hart, dass jedes andere Schwert an ihnen zerspringen würde. Mit diesen Waffen ausgestattet, würden die Gäste ganz sicher eine willkommene Verstärkung sein.
    „Es tut mir leid, dass du hierbleiben musst“, sagte sie bekümmert zu Marian. „Aber ich werde zusehen, dass ich dir ein paar leckere Haferküchlein mitbringe.“
    Während sie eilig davonlief, erhob sich Marian von ihrem Lager und trat an die Eingangstür. Tatsächlich, da hockten die Männer in großer Runde am Boden, kauten Haferkuchen und redeten sich die Köpfe heiß, während in einiger Entfernung das Fleisch an Spießen und in Töpfen zubereitet wurde. Natürlich führte Druce das große Wort, alle Blicke waren auf ihn gerichtet, er rollte die Augen, gestikulierte mit den Armen und erntete ein Gelächter nach dem anderen. Sogar auf Bradens sonst so ernsten Zügen war Heiterkeit zu lesen.
    Druce, dieser feiger Verräter! Sie hätte jetzt gern lautstark die Tür hinter sich zugeschlagen, wie sie es in der Burg ihres Vaters tat, aber das klapprige Ding war schwer zu bewegen und hing, obgleich man es notdürftig repariert hatte, immer noch schief in den Angeln. So stieß sie nur ärgerlich mit dem Fuß gegen das Holz und ließ sich dann wieder auf ihr Lager fallen.
    Was für ein hinterhältiger Kerl! Ließ sich auf der Burg ihres Vaters wochenlang durchfüttern, spielte sich als Freund der Familie auf und schickte sehnsüchtige Blicke zu ihrer armen Schwester hinüber. Nun – jetzt sah man ja, was seine Freundschaft wert war. Kaum erschien ein anderer – da hängte er seinen Mantel in den neuen Wind, und die alten Freunde waren vergessen. Nun würde er an Bradens Seite kämpfen – wie in alten Zeiten.
    Wenn ihr Vater von diesem Verrat erfuhr – er würde vor Zorn aus der Haut fahren. Und Fia – ach, es würde das Beste sein, wenn sie es niemals zu wissen bekam. Marian hatte so gehofft, dass ihre Schwester durch diese Liebe wieder neuen Lebensmut gewinnen würde.

Weitere Kostenlose Bücher