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Die Gefangene des Highlanders

Die Gefangene des Highlanders

Titel: Die Gefangene des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan MacFadden
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Stattdessen würde sie ihr Kummer und Enttäuschung bringen.
    Sie kauerte sich zusammen, horchte auf die Geräusche draußen und brütete dumpf vor sich hin. Man hatte inzwischen die Mahlzeit begonnen, sie hörte, wie die hölzerne Kelle auf die Tonschüsseln traf, wie die Männer schmatzend das Fleisch kauten, sich den Bratensaft von den Fingern leckten und dabei wohlige Seufzer ausstießen. Als kurz darauf Aisleen eine gefüllte Schüssel in den Turm trug und vor ihr auf den Boden stellte, nickte sie nur, rührte aber nichts davon an.
    Die Zeit schlich dahin – niemand schien sich um sie kümmern zu wollen. Neugierig lief sie wieder zur Tür und stellte fest, dass die Männer längst wieder an ihre Arbeit gegangen waren, nur wenige saßen noch beisammen, unterhielten sich ein wenig und schienen nicht abgeneigt, ein Schläfchen zu halten. In einer Ecke des überdachten Unterstandes sah sie Druce und Braden, in eifriges Gespräch vertieft.
    Haben sie noch nicht genug von den alten Geschichten?, dachte sie unwillig. Sie hatte gehofft, dass Druce auf die Idee käme, sie wenigstens zu begrüßen. Schließlich waren sie keine Unbekannten, und es wäre nur anständig gewesen, wenn er an ihrem Schicksal als Gefangene Anteil genommen hätte. Natürlich hätte sie ihm bei dieser Gelegenheit ein paar sehr spitze Bemerkungen zukommen lassen – vielleicht war es ja das, was er fürchtete, dieser Feigling.
    Während sie noch mit verärgerter Miene auf die beiden Männer starrte, erhob sich Braden plötzlich, zog das lange, in der Mitte gegürtete Gewand zurecht und sah zum Turm hinüber. Marian sprang blitzschnell zurück, doch es war zu spät. Er hatte ihren roten Haarschopf schon in der Mittagssonne leuchten sehen.
    Es gefiel ihr nicht, dass er jetzt den Eindruck hatte, sie habe ihn beobachtet oder gar belauschen wollen. Viel lieber wollte sie ihn glauben lassen, es sei ihr völlig gleichgültig, was er tat. Wenige Augenblicke später – sie war schon drauf und dran, wieder zur Tür zu schleichen – hörte sie Schritte und hatte gerade noch die Zeit, die Fleischschüssel an sich zu nehmen und sich damit auf ihren Schemel zu setzen. Gleich darauf trat Braden in den Turm.
    „Ich störe dich beim Essen?“, fragte er fast höflich, doch mit undurchdringlicher Miene.
    „Keineswegs“, entgegnete sie kauend. „Falls du mir etwas zu sagen hast – ich höre.“
    Er beobachtete, wie sie das Fleisch mit spitzen Fingern zum Mund führte, mit ihren weißen Zähnen kleine Bissen abknabberte und ausgiebig darauf herumkaute. Es sah nicht gerade aus, als sei sie am Verhungern, er setzte sich auf den Boden und genoss das Schauspiel eine Weile.
    „Bist du gekommen, um mir beim Essen zuzusehen?“
    „Nein. Ich kam, um dir Grüße zu bestellen.“
    Sie hielt im Kauen inne. „Von Druce MacMorray? Ich danke. Du kannst ihm sagen, dass ich seine Gewandtheit sehr bewundere.“
    Er wusste, was sie meinte, fragte aber dennoch zurück.
    „Seine Gewandtheit?“
    „Die flinke, zielstrebige Art, mit der er seine Freundschaften zu wechseln weiß“, sagte sie boshaft und wandte sich wieder ihrer Mahlzeit zu.
    „Du täuschst dich, Marian. Druce kam als Unterhändler zu mir. Dein Vater bietet mir Frieden und mein Land, wenn ich seine Tochter unbeschadet an ihn ausliefere.“
    Marian blieb der Bissen fast im Halse stecken, sie musste zweimal schlucken und stellte die Schale dann auf den Boden. Ihr Vater wollte Braden sein Land zurückgeben! Was für eine Nachricht! Schier unglaublich.
    „Dann wirst du also mit ihm verhandeln?“
    „Ich werde mich noch heute mit ihm treffen und die Bedingungen genau aushandeln“, gab er zurück und sah ihr dabei aufmerksam ins Gesicht.
    Marian gelang es trotz des inneren Aufruhrs nach außen hin ruhig zu bleiben. Ihr Vater wollte Frieden schließen. Mit Braden, dessen Bruder Ewan getötet hatte. Mit einem MacDean …
    „Ich hatte geglaubt, du würdest jetzt vor Freude in die Hände klatschen“, bemerkte Braden, dessen graue Augen immer noch prüfend auf ihr lagen. „Es ist doch genau das, was du wolltest, oder?“
    „Natürlich“, gab sie zurück und versuchte, ihrer Stimme einen unbefangenen, frohen Ausdruck zu geben. Es gelang nicht ganz so überzeugend, wie sie gehofft hatte, aber sie wusste sich zu helfen.
    „Es kommt so überraschend … Ich hatte geglaubt, dass Druce meinen Vater verraten wolle, und das tut mir jetzt sehr leid.“
    „Das ehrt dich, Marian“, gab er ruhig zurück, und sie lauschte

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