Die Gefangene des Highlanders
für ein Starrkopf dieser Braden war.
„Ich wette, in ein paar Tagen ist er wieder ganz der Alte!“, meinte Druce zufrieden und klopfte sich den Staub vom Gewand.
Kapitel 11
Braden blinzelte in die späte Nachmittagssonne und lehnte sich für einen Moment an die Mauer, die die Sonnenstrahlen des Tages aufgesogen hatte und ihm angenehm den Rücken wärmte. Ein brauner Käfer irrte über das Gestein und verschwand schließlich in einer Ritze, ein Kristalleinschuss glitzerte vielfarbig wie ein kleines Feuer.
Braden fühlte sich erschöpft, auch konnte er den rechten Arm noch nicht richtig gebrauchen, dennoch war er mit dem heutigen Tag ausgesprochen zufrieden. Man hatte unter seiner Leitung begonnen, den Turm wieder aufzubauen, und die Arbeiten gingen rasch voran. Bald würde man nach Norden hin weit über den Wald sehen können und herannahende Reiter frühzeitig an den aufflatternden Vögeln erkennen. Im Süden würde man die schimmernde Fläche des Sees bis zum jenseitigen Ufer überblicken können, bei gutem Wetter auch die geschwungene Linie der Berge, die sich hinter dem Gewässer schwarz vor dem Himmel abzeichnete.
Ein Gefühl bitterer Wehmut erfasste ihn. Wie oft hatte er dort oben auf dem Turm gemeinsam mit seinem Vater gestanden, hatte dessen Hände auf den Schultern gespürt und war mit den Augen der Richtung gefolgt, die der väterliche Zeigefinger wies. Er hatte die Namen der Berggipfel gelernt, die Moore, die Felsen, die Lochs und kleinen Dörfer, die von hier aus zu erkennen waren. Später hatte er sich hier mit Robin herumgetrieben, gemeinsam hatten sie dumme Knabenstreiche ausgeheckt und die Mägde unten im Hof mit kleinen Lehmkügelchen beworfen. Noch später hatte er lange Stunden allein hier verbracht, den Blick sehnsuchtsvoll auf die weißen Nebelschleier gerichtet, die über dem Wasser des Sees schwebten, und in seiner Phantasie hatte er in ihnen Wüsten und Felsen gesehen, kämpfende Ritter in langen Kettenhemden und endlich, weit draußen in goldener Ferne, die Stadt der Städte, deren Tore zwölf schimmernden Perlen glichen.
Was für ein Dummkopf er gewesen war! Und welches Unglück er mit seiner Dummheit angerichtet hatte! Ja, er konnte diesen Turm wieder aufbauen lassen, doch er konnte den Toten nicht das Leben wiedergeben. Er würde dort oben auf seinem Turm stehen und über sein Land blicken – das hatte er sich geschworen. Aber er würde niemanden an seiner Seite haben.
Er schüttelte die trüben Gedanken ab und begann stattdessen über seine Pläne nachzudenken. Vorsichtig versuchte er, den verletzten Arm zu heben und stellte fest, dass die Heilung Fortschritte machte. Gut so! Morgen schon würden die ersten jungen Burschen eintreffen, und er freute sich darauf, sie im Waffengang auszubilden. Er würde auch Swan dazunehmen, man hatte ihm berichtet, dass der Junge sich im Kampf ganz ausgezeichnet bewährt hatte. Er war es wert, zu einem Ritter erzogen zu werden.
Braden fuhr sich mit der Hand durch den seit heute wieder kurzgeschnittenen, blonden Bart und sah dann schmunzelnd an sich herunter. Nachdem er gestern noch mit einer Decke um die Schultern über den Hof gehumpelt war, hatte Aisleen ihn heute früh mit einem langen Gewand aus hellem Leinenstoff überrascht, das sie noch in der Nacht für ihn genäht hatte. Ein zwar schmuckloses, aber immerhin sehr praktisches Kleid, das er in der Körpermitte mit seinem eigenen Ledergürtel zusammenband und das weit genug geschnitten war, um ihm die nötige Bewegungsfreiheit zu geben. Vor allem an den Schultern – sie hatte ein gutes Augenmaß, die kleine Aisleen.
Er wollte sich gerade von seiner Mauer lösen, um drüben beim Turm nach dem Rechten zu sehen, da erblickte er Marian, die scheinbar absichtslos einherschlenderte, den weiten, dunklen Mantel hinter sich herschleifend.
Stirnrunzelnd verharrte er um sie zu beobachten. Etwas in ihrem Gang, in ihrer Art sich zu bewegen zog seinen Blick auf unwiderstehliche Weise an und ärgerte ihn doch zugleich. Sie hatte eine herrische Art, wenn sie über den Hof ging, vermutlich war es das, was ihn an ihr störte. Sie hielt sich sehr aufrecht, den Kopf erhoben, die Schultern gerade; wenn der Wind mit ihrem Kleid spielte, zeichneten sich ihre Brüste deutlich unter dem Stoff ab. Sie hatte schöne Brüste, voll und hoch angesetzt, solche, die ein Mann wohl gern in seinen Händen spüren würde. Außerdem pflegte sie beim Gehen die Hüften sanft, aber sehr verlockend zu bewegen, auch das
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