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Die Gefangene des Highlanders

Die Gefangene des Highlanders

Titel: Die Gefangene des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan MacFadden
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ärgerlich von sich und versuchte, Geduld mit sich selbst aufzubringen. Er kannte diesen Zustand zur Genüge und hasste die Hilflosigkeit, die er mit sich brachte. Er hatte damals wochenlang mit der klaffenden Wunde im Rücken gelegen, die nicht aufhören wollte zu bluten, und er war lange Zeit verflucht elend gewesen.
    Er verbrachte den Nachmittag mit verschiedenen untauglichen Versuchen, auf die Beine zu kommen, schlug dabei mit dem Kopf gegen die Mauer und stürzte auf die rechte Schulter, was seiner kaum verheilten Wunde nicht gut bekam. Wütend schimpfte er vor sich hin, brüllte jeden an, der es wagte, in der Turmkammer zu erscheinen und fuhr mit der nutzlosen Anstrengung fort, bis ihm fast die Sinne schwanden. Vollkommen erschöpft hockte er schließlich auf seinem Lager, sah bunte Flecken und Lichtpünktchen vor seinen Augen tanzen und rang nach Atemluft.
    „Wie lange willst du dich noch wie ein Verrückter aufführen?“
    Er hob zornig den Kopf, doch Marians Gestalt zerfloss vor seinen Augen zu einem hellen Fleck mit rötlich schimmernden Rändern. Er konnte jedoch spüren, dass sie sich ihm näherte, und er zog die Decke über seinen Körper, denn ihm fiel ein, dass er nicht einmal eine Bruoche am Leibe trug.
    „Verschwinde!“
    „Hör endlich auf, dich wie ein wilder Hammel aufzuführen!“
    „Raus mit dir!“
    „Ich denke nicht daran. Ich bin deine Gefangene und habe hier in diesem Turmzimmer zu bleiben!“
    Trotz des Schwindelgefühls in seinem Kopf hörte er den Spott deutlich heraus, und er hätte sie gern an ihrem roten Haar gepackt, um sie zu schütteln. Doch er war so erschöpft, dass er kaum noch die Hand heben konnte.
    „Trink das!“
    Ein Arm umfasste seine Schultern und stützte ihn, ein Becher wurde an seine Lippen gesetzt, aus dem ein warmer, aromatischer Duft aufstieg. Misstrauisch schnüffelte er und drehte dann den Kopf zur Seite. Diese Hexe wollte ihn vermutlich vergiften – es ging ihm auch so schon schlecht genug.
    „Jetzt stell dich nicht so an!“, blaffte sie. „Du trinkst das Zeug seit Tagen und lebst immer noch. Also schluck es jetzt, es hilft dir gegen die Schmerzen und stärkt dich.“
    Stur schüttelte er den Kopf und versuchte, den Becher mit der Hand fortzuschieben. Kein Wunder, dass es ihm schlecht ging – wahrscheinlich hatte sie ihm schon die ganze Zeit mit ihrer verdammten Giftsuppe alle Kräfte aus dem Körper gesogen.
    „Du verdammter, sturer Bock!“
    Sie gab es auf, stellte den Becher auf den Boden und ließ seinen Oberkörper langsam zurück auf das Lager gleiten.
    „Wo ist Druce?“
    „Auf die Jagd geritten.“
    Sie machte sich an dem Verband zu schaffen, der um seinen rechten Oberarm gewickelt war. Ihre Finger waren leicht und geschickt, sie vermied jede Berührung, die ihm Schmerzen bereiten konnte, dennoch machte er eine abwehrende Bewegung mit dem gesunden Arm.
    „Hol mir Aisleen!“, befahl er.
    Die tanzenden Lichtpunkte vor seinen Augen waren endlich verschwunden, und er konnte ihr Gesicht erkennen, das sich über ihn beugte. Ihre Züge waren weich, fast mütterlich, der Blick aufmerksam auf das Tun ihrer Hände gerichtet.
    „Halt still, sonst wird es wehtun …“
    „Hast du nicht gehört? Ich will, dass Aisleen sich um meine Wunde kümmert!“, beharrte er.
    „Ich kann es besser“, gab sie ruhig zurück und löste den Verband. „Wenn du nicht wie ein Blödsinniger herumgetorkelt wärest, könnte die Wunde jetzt schon viel besser aussehen. Aber so …“
    Sie hatte etwas so Entschiedenes an sich, dass er keinen Versuch mehr machte, sich zu wehren. Er wusste, dass sie sich in der Pflege von Verletzungen auskannte, sah aufmerksam zu, wie sie das Blut stillte und frische Kräuter auflegte, bevor sie den Stoff wieder um seinen Arm wickelte. Sie hatte die Decke, die er über sich gezogen hatte, ein Stück zurückgeschlagen und während sie mit dem Verband beschäftigt war, strichen ihre Finger wie zufällig über seine rechte Schulter, folgten dem Schlüsselbein bis zur Mitte der Brust und glitten von dort in das helle Gewirr seines Brusthaares. Er wusste, dass er wachsam sein musste, denn bei dieser rothaarigen Hexe konnte man nie wissen, was einen als Nächstes erwartete. Dennoch schloss er für einen Moment die Augen und überließ sich der süßen und zugleich höchst gefährlichen Berührung.
    „Ich werde jetzt Aisleen holen“, hörte er sie sagen. „Vielleicht bekommt sie dich ja dazu, diesen Kräutersud zu trinken. Außerdem wird sie dir

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