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Die Gefangenen des Korallenriffs

Die Gefangenen des Korallenriffs

Titel: Die Gefangenen des Korallenriffs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jurij Kusnezow
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eher. So wurden nicht alle Brücken zu dem Löwen abgebrochen, und er bekam Zeit zum Nachdenken.
    Das räuberische Rudel setzte sich in Bewegung, schlug die Richtung ein, aus der es gekommen war.
    Unterdessen hetzte Grau in ohnmächtiger Wut in der Grube umher, sprang immer wieder an den Wänden hoch. Doch sich aus eigener Kraft zu befreien, war schier unmöglich.
    Er grollte sich selber. Da bin ich also wieder mal im Käfig, dachte er, das kommt davon, wenn man einem Säbelzahntiger vertraut! Hab während meines Daseins als Elm ganz und gar verlernt, wie sich Raubtiere verhalten!
    Grau war nichts von dem Gespräch der Tiger dort oben entgangen, und für ihn stand fest, daß er nie und nimmer auf ihre Vorschläge eingehen würde, lieber krepierte er vor Hunger in dieser Grube! Voller Verachtung schlug er mit der Hinterpfote gegen die Grubenwand.
    Doch was war das? Der Tritt gegen die Wand war so heftig gewesen, daß sie erzitterte.
    Emsig begann der Löwe das Erdreich unten aufzugraben, um die Wand zum Einsturz zu bringen. Als sie dann tatsächlich bröckelte, buddelte er aufgeregt weiter. Er wollte Schicht um Schicht abtragen, die Erde breittreten und sich auf diese Weise allmählich an die Oberfläche arbeiten.
    Doch unvermittelt stieß Grau auf Mauerwerk. Er hämmerte kräftig dagegen – es klang hohl. Von neuer Hoffnung beflügelt, schlug er nun mit aller Macht auf die Ziegel ein. Durch die Feuchtigkeit hier unten hatten die Steine ziemlich gelitten, so daß sie seiner Attacke nicht lange standhielten.
    Und Grau hatte Glück! Als es ihm gelungen war, ein Loch in die Mauer zu brechen, durch das er den Kopf stecken konnte, entdeckte er einen unterirdischen Gang. Danach war es nur noch eine Frage der Zeit, bis die Öffnung vergrößert war und er ganz hindurchschlüpfen konnte.
    Endlich war es geschafft. Der Löwe zwängte sich durch die Ziegelwand und stand wenige Augenblicke später in dem unterirdischen Korridor. Irgendwohin wird er mich schon führen, dachte er. Doch welche Richtung sollte er einschlagen? Der Gang erstreckte sich sowohl nach rechts als auch nach links.
    Nach rechts, das war die Richtung, in die er vor kurzem mit Achr und seinem Rudel gelaufen war, und Grau beschloß, diesen Weg zu nehmen.
    Er hatte bereits ein gutes Stück in dem geräumigen, recht gut erhaltenen Gang zurückgelegt, als ihm plötzlich ein anderer Gedanke kam. Halt, sagte er sich, die Tiger haben sich vorhin doch in entgegengesetzter Richtung entfernt. Und das mit der allerschlimmsten Absicht, sie wollten die Käuer überfallen! Er mußte diesem gutmütigen Völkchen zu Hilfe eilen und zugleich seine Rechnung mit dem verräterischen Achr begleichen!
    Der Höhlenlöwe machte entschlossen kehrt und hielt sich nun links. Er war noch nicht lange gelaufen, da sah er einen Lichtschein: Hier führte der unterirdische Gang an die Oberfläche, direkt zum Gelben Backsteinweg.
    Dort aber stand, nicht allzu weit weg und eingekreist von den Säbelzahntigern, der Tapfere Löwe. Man sah auf den ersten Blick, daß die Räuber sich nicht zu einem Schwatz eingefunden hatten. Vielmehr wollten sie wohl den ersten Teil ihres Plans in die Tat umsetzen. Sie hatten den Löwen aufgespürt, der im Begriff war, in die Große Wüste zu eilen, zu den Gästen von der Rameria und zu ihm, dem Höhlenlöwen, der ihn künftig unterstützen würde.
    Grau pirschte sich am Wegrand entlang sacht zu der Gruppe. Und genau in dem Moment, als die gegenseitigen Drohgebärden in eine Rauferei auszuarten drohten, schoß sein mächtiger Körper quer über den Backsteinweg und warf den hinterlistigen Achr mit einem einzigen Tatzenhieb zu Boden.
    Grau ließ sich noch nicht einmal herab, den Tiger, der vor ihm auf dem Rücken lag, an der Kehle zu packen. Flanke an Flanke stellte er sich neben den Tapferen Löwen.
    Achr stand auf, schüttelte sich und schlich, ohne jemandem einen Blick zuzuwerfen, davon. Keiner aus dem Rudel folgte ihm.
    Grau und der Tapfere Löwe begrüßten sich herzlich, dann beschlossen sie, in die Große Wüste aufzubrechen. Die Säbelzahntiger folgten ihnen.

DER WIRBELSTURM
    Endlich war es soweit, die große Reise konnte beginnen. Der Katamaran »Arsak« stand bereit, und die Besatzung nahm ihre Plätze ein. Sämtliche Bewohner des Zauberlandes hatten sich zur Verabschiedung eingefunden, allen voran der Weise Scheuch und der Eiserne Holzfäller. Aber auch der Tapfere Löwe und Grau mit seinem neuen Gefolge, den Säbelzahntigern, waren da. Keiner wollte

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