Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gefangenen des Korallenriffs

Die Gefangenen des Korallenriffs

Titel: Die Gefangenen des Korallenriffs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jurij Kusnezow
Vom Netzwerk:
ihn nicht abstürzen zu lassen. Bis zum Boden waren es immerhin ein paar Meter, denn auf Grund der gerissenen Trosse hatte sich das Fahrzeug aufgerichtet und ragte gerade auf ihrer Seite ziemlich steil in die Höhe.
    »Laß mich los und klettre wieder an Deck!« rief Kau-Ruck. Seine Stimme war im Geheule und Getöse des Sturms kaum zu hören.
    Sor schüttelte nur schweigend den Kopf. Nun hob der Pilot ein wenig den Kopf und entdeckte in einiger Entfernung die Ankertrosse. Da sie sich auf der windgeschützten Seite befanden, hing sie einigermaßen schlaff herab.
    Kau-Ruck versuchte auf die Trosse zu zeigen, doch Sor hatte seine Absicht schon erraten. Wie auf Kommando begannen die Männer hin und her zu pendeln; sie schwangen immer weiter aus, und schließlich war Kau-Ruck der Ankertrosse so nahe gekommen, daß er danach greifen konnte. Sor ließ seine Beine los, und geschmeidig wie eine Katze hangelte sich der Pilot an Deck.
    Nun kletterte auch der Polizist wieder an Bord, der von seiner Last befreit war. Als die beiden sich nach diesem Abenteuer auf der Brücke einfanden, schlug Kaggi-Karr vor Entsetzen die Flügel zusammen: Vor allem der Pilot, sonst immer tadellos gekleidet, war schlimm zugerichtet. Aufgebrochen, dem gestrandeten Seemann Charlie Black zu Hilfe zu eilen, erinnerte er jetzt selber an einen Schiffbrüchigen. Er war schmutzig, seine Kleidung zerrissen, der ganze Körper voll blauer Flecken und Schrammen. Kaggi-Karr schüttelte mitfühlend den Kopf.
    Der Sturm aber tobte unentwegt weiter. Von einer Fortsetzung der Reise konnte keine Rede sein, es war mühselig genug, das Schiff mit Hilfe eines Ersatzankers wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Danach mußten die drei erst einmal ausruhen, am Morgen würde man dann weitersehn. Sicherheitshalber beschlossen sie, abwechselnd Wache zu halten. Sor, der am wenigsten gelitten hatte, meldete sich als erster. Die Nacht verlief, wenn man vom Heulen des Windes im Takelwerk absah, einigermaßen ruhig, und im Morgengrauen legte der Sturm sich genauso unvermittelt, wie er eingesetzt hatte.

AUF DER FARM
    Als die beiden Männer am nächsten Morgen aus der Kajüte kamen, wurden sie von einer freundlichen Sonne und einer leichten Brise empfangen. Verglichen mit der Wüste, die still und wie blankgefegt dalag, wirkte der fast bis zur Reling von Sand zugewehte Katamaran mit all seinen Blessuren wie ein häßliches junges Entlein.
    Die Schwierigkeiten des Vortags und die halbdurchwachte Nacht waren vergessen, und Kau-Ruck rief aufgeräumt:
    »Alle Mann an Deck!«
    Die restliche Besatzung in Gestalt der Krähe Kaggi-Karr fand sich umgehend ein, und der Pilot sagte:
    »Als erstes werden wir etwas Ordnung schaffen, die Reling reparieren und was sonst noch kaputt ist. Gegen Mittag muß das Deck des ›Arsak‹ glänzen wie eine blankgeputzte Münze. Kaggi-Karr geht inzwischen auf Erkundungsflug!«
    Sor mußte nicht erst lange gebeten werden, er besserte aus und putzte das, was vom Katamaran zu sehen war, so eifrig wie ein Reiter sein Lieblingspferd.
    Nachdem sie klar Schiff gemacht hatten, lichtete Kau-Ruck die Anker und hob die Sperre für die steinerne Scheibe auf, so daß die Abstoßkraft wieder wirksam wurde. Der Katamaran schüttelte sich wie ein Hund, der aus dem Wasser kommt, und sprang, einem Sektkorken gleich, aus dem ihn umgebenden Sand. Er drehte sich kurz auf der Stelle, so als wollte er die Windrichtung herausfinden, und setzte sich dann sacht in Bewegung.
    Unterdessen war auch die Krähe von ihrem Spähflug zurückgekehrt und tippte mit dem Schnabel auf jene Stelle der Karte, wo sich der Katamaran nach ihrer Meinung im Augenblick befand. Er war zwar ein wenig vom Kurs abgekommen, hatte sich der Farm von John Smith aber ein gutes Stück genähert.

    Und tatsächlich, wenn man genau hinsah, konnte man fern am Horizont einen dunklen Streifen erkennen. Es war der Wald am Rand der Wüste, hinter dem sich die Farm befand. Da Kau-Ruck aber erst bei Anbruch der Nacht ankommen wollte, legte er zwischendurch noch eine längere Pause ein. Gemeinsam mit Sor nutzte er die Zeit, um den Anker zu ersetzen, den sie notgedrungen der Wüste überlassen hatten.
    Die Dämmerung war bereits hereingebrochen, als der Katamaran den Wald überflog und in derselben Senke landete, die bei seinen Besuchen auch immer der Drache Oicho nutzte, um sich vor neugierigen Blicken zu schützen.
    Kaggi-Karr flog als erste zum Häuschen der Smiths, um nachzuschaun, ob die Familie überhaupt da war. Sie

Weitere Kostenlose Bücher