Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die geheime Geschichte: Roman (German Edition)

Die geheime Geschichte: Roman (German Edition)

Titel: Die geheime Geschichte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Tartt
Vom Netzwerk:
überprüfen sie als erstes die finanziellen Unterlagen – und dann, gütiger Gott, ausgerechnet Süda meri ka. Ein Glück, daß Henrys Dad wirklich dort unten Land besitzt. Henry konnte sich was ziemlich Plausibles ausdenken – nicht, daß sie ihm geglaubt hätten. Es war eher so, daß sie ihm nicht das Gegenteil beweisen konnten.«
    »Aber ich verstehe nicht, wie sie auf diesen Rauschgiftkram kamen.«
    »Du mußt dir vorstellen, wie es für sie aussah. Einerseits war da Cloke. Die Polizei wußte, daß er in ziemlich beträchtlichem Umfang mit Drogen handelte; sie dachten sich außerdem, daß er wahrscheinlich als Mittelsmann für jemanden fungierte, der um etliche Nummern größer war. Zwischen dieser Sachen und Bunny
gab es keinen Zusammenhang – aber da war dann Bunnys bester Freund mit diesem unheimlich vielen Geld, von dem sie nicht so genau wissen, wo es herkommt. Und in den ganzen letzten Monaten hat Bunny auch mit ziemlich viel Geld durch die Gegend geworfen. Er hatte es natürlich von Henry, aber das wußten sie nicht. Schicke Restaurants. Italienische Anzüge. Außerdem – Henry sieht einfach verdächtig aus . Wie er sich benimmt. Sogar wie er sich kleidet. Er sieht aus wie einer von diesen Typen mit Hornbrille und Armbinden in einem Gangsterfilm, weißt du, einer, der für Al Capone die Bücher frisiert oder so was.« Er zündete sich eine neue Zigarette an. »Erinnerst du dich an den Abend, bevor sie Bunnys Leiche fanden?« sagte er dann. »Als wir beide in dieser schrecklichen Kneipe waren, mit dem Fernsehapparat, wo ich mich so sehr betrunken habe?«
    »Ja.«
    »Das war eine der schlimmsten Nächte meines Lebens. Es sah ziemlich schlecht aus für uns beide. Henry war beinahe sicher, daß sie ihn am nächsten Tag verhaften würden.«
    Ich war so entsetzt, daß ich einen Augenblick lang kein Wort herausbrachte. »Wieso denn, um Gottes willen?« fragte ich schließlich.
    Er nahm einen tiefen Zug von seiner Zigarette. »Die FBI-Leute waren an dem Nachmittag bei ihm gewesen«, sagte er. »Nicht lange nachdem sie Cloke in Gewahrsam genommen hatten. Sie sagten Henry, sie hätten genügend Anhaltspunkte, um ein halbes Dutzend Leute, ihn eingeschlossen, zu verhaften – entweder wegen Bildung einer Verschwörung oder wegen Zurückhaltens von Beweismaterial.«
    »O Gott.« Ich war platt. »Ein halbes Dutzend Leute? Wen denn?«
    »Das weiß ich nicht genau. Vielleicht war es ein Bluff, aber Henry war ganz krank vor Angst. Er warnte mich: Sie würden wahrscheinlich zu mir nach Hause unterwegs sein. Ich mußte da einfach raus; ich konnte nicht rumsitzen und auf sie warten. Ich mußte ihm versprechen, dir nichts zu erzählen. Nicht mal Camilla wußte es.«
    Er machte eine lange Pause.
    »Aber sie haben dich nicht verhaftet«, sagte ich.
    Charles lachte. Ich sah, daß seine Hände immer noch ein bißchen zitterten. »Ich glaube, das haben wir dem guten alten Hampden College zu verdanken«, meinte er. »Natürlich, vieles von dem
Zeug ließ sich einfach nicht beweisen; das wußten sie nach ihren Gesprächen mit Cloke. Aber sie wußten, daß man ihnen nicht die Wahrheit sagte, und sie wären wahrscheinlich an der Sache drangeblieben, wenn das College ein bißchen hilfsbereiter gewesen wäre. Aber als Bunnys Leiche gefunden worden war, wollte die Verwaltung alles nur noch vertuschen. Zuviel schlechte Publicity. Die Studienplatzbewerbungen waren um ungefähr zwanzig Prozent zurückgegangen. Und die Stadtpolizei – die eigentlich zuständig war – ist wirklich sehr entgegenkommend in solchen Dingen. Cloke hatte großen Trouble, weißt du – diese Drogengeschichten waren zum Teil ziemlich ernst; er hätte dafür in den Knast gehen können. Aber er kam mit Bewährung und fünfzig Stunden Sozialdienst davon. Die Sache kam nicht mal in seine Schulakte.«
    Ich brauchte eine Weile, um das alles zu verdauen. Autos und Lastwagen rauschten vorbei.
    Nach einer Weile lachte Charles wieder. »Es ist komisch«, sagte er und bohrte die Fäuste tief in die Taschen. »Wir dachten, wir hätten unser As an die Front geschickt, aber wenn einer von uns anderen die Sache geregelt hätte, wäre alles sehr viel besser gelaufen. Du zum Beispiel. Oder Francis. Sogar meine Schwester. Die Hälfte von all dem hätte sich vermeiden lassen.«
    »Das ist doch gleichgültig. Jetzt ist es vorüber.«
    »Aber das verdanken wir nicht ihm. Ich war derjenige, der mit der Polizei verhandeln mußte. Er kassiert den Lorbeer, aber ich war

Weitere Kostenlose Bücher