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Die geheime Reise der Mariposa

Die geheime Reise der Mariposa

Titel: Die geheime Reise der Mariposa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonia Michaelis
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gereizt und griff nach der Zigarette. »Das ist nicht gut für dich.«
    »Ach nein? Neulich wolltest du es mir beibringen. Das Rauchen.«
    Er erwischte die Zigarette und nahm sie ihr ab, mit etwas mehr Gewalt als nötig. »Zigaretten sind nichts für Mädchen.«
    »Ach so«, sagte Marit. »Aber Leute vor einer Rakete retten, die in einen Felsen einschlägt, das ist was für Mädchen, ja? Und Leute im Wald aufsammeln, wo sie sich bewusstlos schlagen lassen? Und nachts allein ein Schiff steuern, während Leute unter Deck liegen und ihre Beinahe-Gehirnerschütterung ausschlafen? Das ist wohl alles etwas für Mädchen?«
    Carmen kroch aus ihrem Ärmel, wo sie in letzter Zeit fest zu wohnen schien, und blitzte José aus ihren Knopfaugen an, als wollte sie Marit unterstützen.
    José seufzte.
    »Ich fürchte, es gibt nur zwei Möglichkeiten«, sagte Marit. »Entweder fahren wir zusammen zu dieser Insel und bekommen heraus, was die Karte bedeutet. Oder … du fährst allein. Aber wenn wir zusammen fahren, musst du wieder mit mir reden! Ich meine: mehr als ein paar Worte. Du musst vergessen, dass ich ein Mädchen bin.«
    Er sah sie an. Schüttelte den Kopf. »Nein. Das kann ich nicht.«
    »Dann musst du allein weiterfahren. Und ich bleibe hier.«
    »Wo hier ?«
    Sie wies auf den Ozean hinaus. »Irgendwo hier. Das war es, was ich von Anfang an wollte, erinnerst du dich? Ich muss dir nicht helfen, deine verfluchte Insel zu erreichen.«
    »Du bist ja verrückt«, sagte José. »Willst du jetzt schon wieder ins Wasser springen? Ist das eine Erpressung?«
    »Nein«, sagte Marit und stand auf. »Eine Entscheidung. Deine Entscheidung.«
    Sie wusste, dass José recht hatte. Es war eine Erpressung. Sie hatte nicht mehr vor zu sterben. Aber irgendetwas musste sie tun, irgendetwas musste sie sagen! Sie machte einen Schritt auf die Reling zu und José riss sie zu Boden. Eine Weile rangen sie miteinander, wie sie es schon einmal getan hatten, vor ein paar Tagen erst. Damals, als José gedacht hatte, Marit hätte sein Gewehr verschwinden lassen. Damals, als Juan Casaflora noch ein Toter gewesen war.
    »Beiß und kratz ruhig«, sagte José. »Jetzt weiß ich ja Bescheid.«
    Und das machte Marit wütender, als sie es für möglich gehalten hätte. Sie spürte, wie ihre Faust in Josés Gesicht landete, und erschrak. Diesmal dauerte es eine Weile, bis er sie auf die Decksplanken drückte.
    »Du bist … du bist stärker geworden«, keuchte er.
    Marit grinste. »Ja. Ich glaube.«
    »Das wird ein blaues Auge.« José setzte sich auf, hob die halb gerauchte Zigarette auf und zündete sie wieder an. Dann gab er sie Marit. Marit sah die Zigarette an.
    »Danke«, sagte sie. »Die sind scheußlich. Meinst du nicht, es kommt auf andere Dinge an?«
    »Es kommt darauf an, dass du bleibst«, sagte José ernst. »Und dass du mit mir zur Isla Maldita fährst. Allein werde ich es nicht schaffen. Ich kann nicht vergessen, dass du ein Mädchen bist. Aber wenn du willst, kannst du meine Schwester sein. Eine ziemlich verrückte und ganz und gar dickköpfige Schwester. Aber eine Schwester. Mit einer Schwester kann man vielleicht reden wie mit einem anderen Mann.«
    »Gut«, sagte Marit. »Ich werde einen ziemlich verrückten und ganz und gar dickköpfigen Bruder haben. Aber einen Bruder.«
    Als Marit José gegen Ende der nächsten Nacht am Steuer ablöste, saß Casaflora an Deck und streichelte den schlafenden Albatros. »Ich kann nicht schlafen«, sagte er auf Deutsch.
    »Ich habe Ihre Pistole in der Tasche«, antwortete Marit auf Spanisch.
    Casaflora nickte. »Natürlich. Und du denkst, du könntest damit umgehen.«
    Marit antwortete nicht. Sie spürte die warme Lebendigkeit von Carmen in ihrem Ärmel und auf eine seltsame Weise beruhigte sie das. Mehr als die Pistole.
    »Wir sind nicht mehr weit von Marchena«, sagte Casaflora schließlich. »Was wirst du dann tun?«
    »José helfen«, antwortete sie. »Ich fahre mit ihm weiter.«
    »Ja«, sagte Casaflora. »Das werden wir alle tun. Denn auf Marchena gibt es kein Wasser.«
    »Es wird wieder regnen.«
    Casaflora seufzte. »Vielleicht.« Er legte seine Hand auf ihre, auf die Hand, mit der sie steuerte. Die rechte. Marit wurde kalt. Die Pistole steckte in ihrer rechten Tasche. Sie würde sie nie mit der linken Hand hervorziehen können. Idiotin!
    »Au, verdammt!«, zischte Casaflora und zog seine Hand zurück. »Was war das?« Ein paar feine Schnurrhaare kitzelten Marits Unterarm.
    »Das«, erwiderte sie

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