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Die geheime Reise

Titel: Die geheime Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Abedi
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überrascht.«
    »Ich nehme C«, sagte Tina.
    »Ich nehme B«, verkündete Britta.
    Sue nahm A und dann fühlte Wanja, wie sich die drei Augenpaare abwartend auf sie richteten.
    »Ich nehme I«, murmelte sie genervt.
    »I?« Tina runzelte die Stirn. »Es gibt doch nur A, B oder C.«
    Wanja zuckte mit den Achseln. »Ich nehme trotzdem I. I – wie interessiert mich nicht.«
    »Was interessiert dich überhaupt noch in der letzten Zeit?«, wollte Britta wissen, als sie nachmittags zwischen Wanja und Alina, unter einen riesigen Schirm gedrängt, zur Eisdiele ging. Ihre Mutter musste heute etwas Dringendes für Brittas Vater erledigen und hatte die beiden Großen gebeten, Alina mitzunehmen. Ganz im Gegensatz zu Britta war Wanja froh über die Gesellschaft.
    Während sie einer großen Regenpfütze auswich, dachte Wanja, dass sie eine ganze Menge Dinge interessierte. Zum Beispiel die Frage, wann sie eine Nachricht für den nächsten Besuchstag erhalten würde. Oder die Frage, wer dieser seltsame Vogel war und was das Furcht einflößende Schwarz-Weiß bedeuten sollte und ob der unheimliche Alte etwas damit zu tun hatte. Es interessierte sie auch, ob Mischas Vater wirklich Alkoholiker war, wie Britta mal behauptet hatte. Wanja konnte die hasserfüllte Stimme am Telefon einfach nicht vergessen, aber sie wollte Britta auch nicht darauf ansprechen, was sie wusste und was nicht.
    »Mich interessiert, wann deine Schwester oben angekommen ist«, gab sie Britta deshalb zur Antwort, worauf Alina ihren Finger noch tiefer in die Nase steckte und Britta meinte, Wanja sei ein Schwein.
    »Dann pass ich ja gut in Jos Sammlung«, sagte Wanja und Alina gluckste. »Ich bin oben«, rief sie und hielt Britta den Finger unter die Nase. »Und ich hab dir auch was mitgebracht.«
    »Hör sofort damit auf, du Ferkel«, zischte Britta. Wanja grinste. Mit Alina rumzualbern brachte sie wenigstens auf andere Gedanken.
    »Was würdest du lieber essen, wenn du müsstest«, fragte Alina, als sie sich an einem Tisch in der Eisdiele niedergelassen hatten, »eine Tasse mit Schleimpopeln oder ein Glas mit lauwarmem Eiter?«
    Wanja überlegte. »Die Schleimpopel«, entschied sie schließlich.
    »Iiiiiiih!« Alina bog sich vor Lachen und Britta musste jetzt auch grinsen. »Ihr zwei seid richtige Pottsäue. Sag mal, hast du eigentlich schon für Deutsch geübt?«
    »Nö.« Wanja hob die Bierdeckel auf, die Alina runtergefallen waren. »Dafür brauch ich nicht zu üben.« Bei Frau Gordon nahmen sie seit einer Woche Kurzgeschichten durch und würden nächsten Freitag eine Arbeit darüber schreiben. Aber wenigstens in Deutsch fiel Wanja fast alles, was sie durchnahmen, in den Schoß.
    Als der Kellner die Eisbecher vor ihnen abstellte, merkte Wanja, dass ihr schlecht war. Eigentlich hatte sie sich schon heute Morgen komisch gefühlt und sie überlegte, ob sie das mit klebrig süßem Erdbeersirup überzogene Spagetti-Eis überhaupt essen konnte. Da stieß Britta sie plötzlich in die Seite. »Kuck mal, die da.«
    Wanja drehte sich zur Tür. Ein dunkelhäutiges Mädchen trat in die Eisdiele. Es trug ein Skateboard unter dem Arm und eine gestrickte Baskenmütze auf dem Kopf. Als sich ihre Augen trafen, zuckte Wanja zusammen. Das war ja Natalie. Sie nickte Wanja zu. Wanja nickte zurück und wünschte, Britta würde sich in Luft auflösen. Sie wusste ganz genau, dass sie in dieser Situation nicht mit Natalie sprechen konnte, und Natalie wusste es auch. Sie bestellte sich am Tresen ein Hörnchen, und als sie kurz darauf am Fenster vorbeiging, drehte sie sich noch einmal zu Wanja um und hielt den Daumen nach unten. Negativ. Wanja nickte. Bei ihr auch.
    »Woher kennst du die denn schon wieder?«, fragte Britta, als Natalie vom Fenster verschwunden war. »Die ist ja fast so abgewrackt wie dein neuer Freund in der Schule.«
    Wanja antwortete nicht. Wie nach ihrem ersten Besuch im Museum hatten sie und Mischa keinen Kontakt, aber die kurzen Blicke, die sie in den Pausen austauschten, waren den drei anderen nicht entgangen.
    »Sag doch mal!« Britta piekste Wanja ihr Papierschirmchen in den Arm. »Woher kennst du die denn? Aus unserer Schule ist sie nicht, soweit ich weiß.«
    »Sie ist eine Schülerin von Flora«, log Wanja und stocherte in ihrem Eisbecher herum. Britta kannte Flora, sie wusste, dass sie Jos beste Freundin, Wanjas Zweitmutter und Lehrerin auf einer Realschule war. Sie wusste auch, dass Flora nachmittags mit ihren Schülerinnen manchmal etwas unternahm und dass

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