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Die geheime Reise

Titel: Die geheime Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Abedi
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Wanja sie dabei begleiten durfte.
    »Unglaublich«, setzte Britta wieder an. »Wie kann man nur so pennermäßig rumlaufen? Mein Paps würde so jemanden nicht mal auf seinen Zahnarztstuhl lassen. Hab ich dir erzählt, was er neulich zu Thorsten gesagt hat? Das nächste Mal wäschst du dir gefälligst die Haare, bevor du in meine Praxis kommst, hat er gesagt.«
    Britta lächelte triumphierend und Wanja, der inzwischen wirklich übel war, schob den Eisbecher weg. Ja, sie kannte die Geschichte. Britta hatte sie vor der ganzen Klasse erzählt und Thorsten hätte ihr vor Wut fast eine gescheuert.
    »Mensch Wanja, du bist ja bleicher als die Tischdecke.« Britta sah plötzlich besorgt aus. »Was ist denn los?«
    »Ich«, keuchte Wanja. Mehr konnte sie nicht sagen, weil sie spucken musste. Mit einem Satz sprang sie auf und schaffte es gerade noch zum Klo.
    Als sie zurückkam, hatte Britta schon ein Taxi bestellt. Zusammen mit Alina begleitete sie Wanja nach Hause. Dreimal hielt der Taxifahrer an, weil sich Wanja übergeben musste, und als sie endlich im Bett lag, klapperten ihr richtig die Zähne. Britta und Alina blieben bei ihr, bis Jo von der Arbeit kam, und während Alina mit Schröder spielte, saß Britta an Wanjas Bett und hielt ihr die Hand.

    Jetzt saß Jo auf der Bettkante und streichelte ihrer Tochter die Haare aus der schweißnassen Stirn.
    »Mein armes Spatzwürstchen. Und ich weiß gar nicht, was ich morgen mit dir machen soll. Ich kann doch diese verdammte Präsentation nicht verschieben.«
    »Musst du auch nicht«, sagte Wanja. »Spucken kann ich alleine.«
    Jo schüttelte den Kopf und stand auf. »Ich versuch’s noch mal bei Flora. Vielleicht kann sie ja morgen nach der Schule kommen, dabei wäre mir wirklich wohler.«
    Das war es Wanja auch, und als Jo kurz darauf nach oben rief, dass Flora konnte, drehte sie sich erleichtert zur Seite und schlief ein.
    Um 5:38 Uhr wachte Wanja wieder auf und hing um 5:39 Uhr mit dem Kopf über dem Eimer, den Jo ihr neben das Bett gestellt hatte.
    »Fieber hast du auch«, stellte Jo zwei Stunden später fest. »39,2, so eine blöde Hühnerkacke, meinst du wirklich, du schaffst das, den ganzen Vormittag allein zu bleiben?«
    Wanja sah an Jos dunkelblauem Anzug hinunter und nickte. »Ich hab doch Schröder bei mir, und wenn was ist, ruf ich dich an.«
    »Ich leg dir die Nummer vom Kunden hierhin«, sagte Jo, als sie sich zum Abschied noch einmal an Wanjas Bett setzte. Der Kunde war eine Fastfood-Kette, an deren Werbebroschüre Jo die ganzen letzten Abende und das halbe Wochenende gesessen hatte.
    »Viel Glück bei der Präsentation«, sagte Wanja. »Und bring mir bloß keinen Big-Mac mit.«
    »Mega-Mäck«, grinste Jo. »So heißen die Big-Macs bei denen. Aber keine Angst.« Sie schob den Eimer noch ein wenig näher an Wanjas Bett. »Ich verschon dich. Und du«, ermahnte sie Schröder, der die ganze Nacht auf Wanjas Bett geblieben war, »pass gut auf dein Frauchen auf, hörst du?«
    Schröder schnurrte, und als hinter Jo die Tür ins Schloss fiel, war Wanja schon wieder eingeschlafen. Sie öffnete erst die Augen, als ihr ein Finger über die Wange streichelte.
    »Na, du?« Floras Stimme war so weich wie ihr Finger und der sanfte Duft ihres Parfüms stieg Wanja angenehm in die Nase.
    »Wie spät haben wir denn?«
    »Halb drei«, sagte Flora. »Britta hat schon angerufen und sich nach dir erkundigt. Ich hab gesagt, du schläfst wie ein Murmeltier. Und wenn du Lust hast, koch ich dir eine schöne, warme Hühnerbrühe.«
    »Au ja.« Wanja räkelte sich. Sie fühlte sich, als hätte sie einen richtigen Heilschlaf hinter sich. Das Fieber war gesunken, ihr Magen schien sich erholt zu haben und Floras Hühnersuppe war jetzt ganz genau das Richtige.
    »Wie geht’s denn deinem Steuerberater?«, fragte Wanja, als sie zwei Stunden später mit einem dicken Kissen im Bett saß und sich von Flora füttern ließ.
    Flora rollte mit den Augen. »Hör mir bloß mit dem auf. Erzähl mir lieber, was du so alles erlebt hast in der letzten Zeit.«
    Wanja schloss ihren Mund um den letzten Löffel Suppe und zuckte mit den Schultern. »Nichts Besonderes.« Wenn Flora die letzten Wochen meinte, dann war das nicht mal gelogen. Außer dass sich Herr Schönhaupt am Montag den Knöchel gebrochen hatte, weil er beim Betreten der Klasse über einen Bleistift gestolpert und mit der vollen Kaffeetasse in der Hand flach auf den Boden geknallt war, gab es nichts Nennenswertes zu berichten. Und ehe Flora weiter

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