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Die geheime Sammlung

Die geheime Sammlung

Titel: Die geheime Sammlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polly Shulman
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unter die Nase.
    »Hör auf. Das kitzelt«, sagte ich und drehte den Kopf weg.
    Er machte weiter, ich hielt sein Handgelenk fest, und er wand sich weg. »Halt still«, sagte er und steckte mir die Rose schließlich ins Haar.
    »Danke«, sagte ich.
    »Könnt ihr mit dem Geschmuse aufhören und euch konzentrieren?«, schimpfte Jaya.
    »Dem Geschmuse?«
    »Probiert endlich die Blumen aus!«
    Keine Blume bewirkte etwas.
    »Wir müssen wohl noch mehr Blumen finden«, seufzte Aaron.
    André spielte wieder im Gras beim Springbrunnen. »Schöne Blume«, sagte er und wedelte mit einem pfefferminzhellen Kraut mit winzigen weißen Blüten an einem langen Stengel. Es war nicht besonders schön. Mir wäre es vermutlich nicht einmal aufgefallen.
    »Was hast du da, André?«, fragte Jaya.
    »Ich bin dran«, sagte er. Er rannte zur Kristallkugel und drückte die Blume mit dem Stiel dagegen.
    Der Vogel krähte laut, und die Kugel platzte wie eine Seifenblase. Tröpfchen flogen in alle Richtungen auf das Gras. Dr.Rust sprang wie aus kochendem Nudelwasser, er wuchs so schnell zu seiner normalen Größe heran, dass man fast nicht mit den Augen folgen konnte.
    »Ball geplatzt«, sagte André.
    »Gut gemacht, junger Merritt«, sagte Doc Rust. »
Circaea lutetiana,
oder? Großes Hexenkraut?«
    Aaron nickte ernst.
    »Vielen Dank. Allmählich wurde es ganz schön unbequem da drin.«
    »Wow! Gut gemacht, André«, rief ich. »Schön, dass Sie wieder da sind, Dr.Rust. Alles in Ordnung?«
    »Ja, ich glaube schon, danke. Ihr habt das
Kuduo
dabei, wie ich sehe. Gut gemacht. Ah, da sind ja auch Anjali und Marc. Er ist ein schönes
Mrammuo
, findet ihr nicht auch?«
    »Was ist ein
Mrammuo?
«, fragte ich.
    »Ein Messinggewicht der Akan. Die Akan zählten ihr Gold, indem sie es in
Mrammuo
aufwogen.
Mrammuo
sind Messinggewichte in Menschen- oder Tiergestalt, daher nimmt einer ihrer Prinzen natürlich diese Gestalt an. Interessantes Thema, der Gongschläger. Ein Symbol getreuer Pflichterfüllung im Dienste der Allgemeinheit. Ob das eine Vorhersage sein soll?«
    Etwas an seinem Gesicht hatte sich verändert, aber ich konnte nicht erkennen, was es war. »Wie sind Sie in die Kristallkugel hineingeraten?«, fragte ich.
    »Jemand hat mir eine Falle gestellt.«
    »Wer war das?«
    »Das habe ich nicht gesehen. Der Angriff kam von hinten. Ich nehme an, dass es einer der Bibliothekare war. Es war in meinem Büro.«
    »Also hat Mr.Stone die Wahrheit gesagt. Er hat gesagt, wir sollten den Bibliothekaren nicht trauen. Er hat gesagt, wir sollten
Ihnen
nicht trauen«, sagte ich.
    »Ich wette, es ist Ms.Minnian«, sagte Aaron.
    »Warum?«, fragte ich. »Weil sie einen Haarknoten trägt?«
    »Weil sie nie lächelt.«
    »Ich hoffe, es ist nicht Lucy – und auch nicht Martha oder irgendjemand aus dem Repositorium«, meinte Doc Rust traurig. »Aber ich fürchte, es ist wahrscheinlich jemand von hier. Ich vermute, Wallace Stone hat die Person irgendwie in seiner Gewalt.«
    Ich schaute ihm ins Gesicht. Seine Sommersprossen. Das war anders – er hatte keine Sommersprossen mehr.
    »Im Augenblick sind wir hier sicher«, fuhr er ohne Sommersprossen fort. »Befreien wir erst einmal Anjali und Marc.«
    »Ich will«, sagte André. Er rannte zur Messingstatuette und strich mit dem Großen Hexenkraut darüber. Nichts geschah.
    »Guter Versuch, André, aber das ist ein anderer Zauber«, sagte Dr.Rust. »Verzauberte Prinzen und Prinzessinnen sind ein Sonderfall.«
    »Wie entzaubern wir sie?«, fragte ich.
    »Die übliche Methode ist ein Kuss der wahren Liebe.«
    Aaron und ich sahen einander an. »Dann küsst du wohl am besten Anjali«, sagte ich.
    »Wenn du Marc küsst.«
    »Elizabeth, bist du auch in Merritt verliebt?«, fragte Jaya streng. »Obwohl er mit meiner Schwester geht?«
    »Nein!«, rief ich. »Anjali ist meine Freundin, und Marc – na ja, Marc ist ein Prinz. Ich würde nicht mal davon träumen …«
    »Jetzt küss ihn schon«, sagte Aaron. »Du liebst ihn doch. Alle Mädchen lieben ihn.«
    »Du zuerst«, sagte ich.
    »Beide gleichzeitig, ich zähle bis drei«, sagte Jaya. »Eins. Zwei …«
    Ich hob Marc an. Mein Gesicht war ganz heiß, weil mir die Situation so peinlich war. Obwohl er nur ein kleines Messinggewicht war, sah er so sehr wie er selbst aus, dass sich all das wie ein Traum anfühlte, in dem man etwas mit jemandem macht, was man im wirklichen Leben niemals machen würde … so ein Traum eben.
    »Drei!«
    Ich schloss die Augen und küsste. Das Metall

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