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Die geheime Sammlung

Die geheime Sammlung

Titel: Die geheime Sammlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polly Shulman
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zu und funkelte Anjali vom Pult aus an. Sie klang vorsichtig, als sie sagte: »Ich kenne niemanden, der sie ausprobiert hat.«
    »Was ausprobiert?«
    »Die Zeitmaschine.«
    »Also
steht
da eine Zeitmaschine?« Das war verrückt. »Was denn noch?«
    »Weiß ich nicht. Viele Gegenstände. Das ist eigentlich Aarons Abteilung. Du solltest ihn deswegen fragen, wenn du dich dafür interessierst. Er ist so eine Art Science-Fiction-Experte.«
    Als ob Aaron mir irgendetwas erzählen würde! »Gut, aber worum geht es in der Sammlung? Ist es das Zeug, das berühmte Science-Fiction-Bücher inspiriert hat?«
    »Ja, genau. Solche Sachen.«
    »Wieso wird sie Wells-Erbe genannt? Gehörten die Gegenstände mal H. G. Wells?«
    »Einige davon, aber es gibt auch andere.«
    »Zum Beispiel?«
    »Schrumpfstrahler und Miniaturraketen und so weiter.«
    Das musste ein schlechter Scherz sein. »Funktionieren die?«, fragte ich und spielte mit.
    »Die Raketen funktionieren. Es ist nicht schwer, eine Miniaturrakete zu bauen. Ich habe letztes Jahr für die Wissenschaftsausstellung selbst eine gebaut.«
    »Und was ist mit dem Schrumpfstrahler?«
    »Wonach hört sich das denn an?«
    »Was gibt es noch dort unten?«
    »Wo? Im Verlies? Nun, es gibt noch den Garten der Jahreszeiten. Und die Gibson-Chrestomathie und den Lovecraft-Fundus. Die sind beide erst vor kurzem dazugekommen.«
    Marc trat an unseren Arbeitsplatz. »So etwas erzählst du ihr?«, sagte er zu Anjali. Er klang verärgert.
    »Es ist okay, Merritt. Doc Rust hat ihr bereits von dem Grimm-Sammelsurium erzählt.«
    »Hat sie ihren Schlüssel schon bekommen?«
    Anjali zog eine Augenbraue hoch und sah mich fragend an.
    »Welchen Schlüssel?«, fragte ich.
    »Anjali!«, sagte Marc.
    »Es ist in Ordnung«, entgegnete Anjali. »Sie ist eine von den Guten. Ich hab ein Gefühl dafür,
dich
habe ich schließlich auch erkannt, oder?«
    Marc schien nicht überzeugt. »Wenn du es sagst«, schnarrte er.
    »Welchen Schlüssel?«, wiederholte ich meine Frage.
    »Das wirst du früh genug herausfinden, falls Anjali recht hat«, sagte Marc, aber ich ließ mich nicht beirren. »Und was ist in dem Gibson-Chrestodings und dem Lovecraft-Fundus? Und dem Garten der Jahreszeiten?«
    »In der Gibson-Chrestomathie verwahren wir größtenteils Software und Computertechnologie«, sagte Anjali.
    »Ehrlich? Ich dachte, das wäre alles in Magazin fünf, Werkzeuge.«
    »Das meiste ist auch da. Sie bewahren das … abgefahrene Zeug unten auf.«
    »Was ist denn nun in dem Gibson-Dingsbums?«
    »In der Chrestomathie? Künstliche Intelligenzen, interessante Computerviren, solche Sachen.«
    »Und der Garten der Jahreszeiten?«
    »Ich weiß es nicht genau«, sagte Marc. »Da war ich noch nie drin. Es soll angeblich so atemberaubend wie die Tiffany-Fenster sein.«
    Ich nahm mir vor, wenn möglich unbedingt den Garten zu besuchen. »Und der Lovecraft-Fundus, was ist das?«
    »Sprich nicht darüber! Darüber solltest du nicht mal nachdenken«, sagte Marc. »Anjali hätte es nicht erwähnen sollen. Geh da nicht hin.«
    »Wieso? Was ist da drin?«
    »Ich meine es ernst. Bleib weg vom Lovecraft-Fundus! Der Ort ist wirklich übel.«
    Ich entschloss mich, so bald wie möglich ins Verlies zu gehen. Selbst wenn mich Anjali und Marc ein bisschen auf den Arm genommen hatten: Es klang, als wären die wirklich faszinierenden und vielleicht auch gefährlichen Dinge in den Sondersammlungen, und ich wollte sie sehen.

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    Kapitel 6
    Das Grimm- Sammelsurium
    A m nächsten Samstag schickte mich Ms.Callender mit einem Handwagen voller Rückläufe aus der Kostümabteilung der City Opera hinunter in Magazin 2 . Ich hatte eine Stunde damit verbracht, paillettenbesetzte Damenkleider in Musselin-Kleidersäcke zu verpacken, und mich damit getröstet, dass das zumindest irgendwie glamouröser war, als meine eigene Wäsche zu machen, als eine hohe, eindringliche Stimme mich stocken ließ. Ich schaute auf und sah einen kleinen Jungen.
    Er sah aus, als hätte jemand aus Scherz eine exakte Miniaturkopie von Marc Merritt angefertigt. Er war genauso angezogen wie Marc: Jeans, Kapuzen-Pullover und leuchtend weiße Turnschuhe. Er hatte die gleichen großen, braunen Augen und die gleichen langen, geschwungenen Wimpern. Seine Wangen waren runder, seine Haut eine Spur dunkler und seine Arme und Beine proportional kürzer, aber er hatte das gleiche starke Kinn und denselben entschlossenen Blick.
    »Ich muss mal geh’n«, sagte er.
    »Wohin gehen? Wo kommst

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