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Die geheime Sammlung

Die geheime Sammlung

Titel: Die geheime Sammlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polly Shulman
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Die meisten Ehemaligen, besonders die Pagen der besonderen Sammlungen, bleiben in Kontakt.«
    »Meinen Sie, es geht ihr gut?«
    Ms.Callender wiegte den Kopf: »Ich hoffe es. Wir halten die Ohren offen, fragen nach ihr und hoffen, dass jemand aus der Gemeinschaft bald von ihr hört.«
    »Aus ›der Gemeinschaft‹?«
    »Wir sind eine eingeschworene Gemeinde«, erklärte Dr.Rust. »Die meisten von uns Bibliothekaren sind Ehemalige – ehemalige Pagen. Und andere Ehemalige arbeiten oft in benachbarten Gebieten. In anderen Repositorien oder Akademien oder in der Forschung. Die meisten von uns möchten all das hier nicht aufgeben, den Kontakt verlieren.« Mit einer weit ausholenden Geste umfasste er die Regale des Sammelsuriums.
    Das konnte ich auf jeden Fall verstehen. Und ich wollte auf keinen Fall meine Chancen verspielen, ein Teil dieser Gemeinschaft zu werden. Aber das ganze Gespräch über verschwindende Gegenstände in dieser an allen Nerven zerrenden Umgebung machte mich wahnsinnig. Und dann war da noch Marcs … Regelverstoß mit den Schuhen. Marcs Regelverstoß und ich, die ihm geholfen hatte.
    »Nun, Elizabeth, wir sind sehr glücklich, dich bei uns zu haben«, unterbrach der Doktor meine Gedanken. »Und bitte denk daran: Halt die Augen offen, und lass mich wissen, wenn dir irgendetwas Verdächtiges auffällt. Kannst du das machen?«
    Ich schluckte. »Ich werde es versuchen.«
    »Danke. Und Gratulation zu deinem hervorragenden Testergebnis.«
    »Ja, auch von mir Gratulation, Elizabeth«, wiederholte Ms.Callender. »Und jetzt lass uns schauen, dass wir nach oben kommen, um Marc in der Konservierung zu helfen.«
    Als wir an einer Wand mit Bildern vorbeigingen, sah ich aus dem Augenwinkel, wie sich etwas bewegte. Ich drehte mich um und sah mein Spiegelbild im Schneewittchen-Spiegel. Ich bewegte meine Hände nicht, aber mein Spiegelbild legte einen Finger an die Lippen, warf mir ein schelmisches Grinsen zu und zwinkerte mit dem rechten Auge.

[home]
    Kapitel 9
    Die Konservierung
    D ie Konservierung war ein langes, durch ein im Norden liegendes Oberlicht beleuchtetes, luftiges Dachgeschoss. Es war klar und kalt, an den Fenstern zog es, und hoch darüber flogen weiße Wolkenfetzen vorbei. Gegenstände aus den Magazinen türmten sich ordentlich markiert in Stapeln und Haufen. Es wirkte wie ein Ort, an dem die Dreizehnte Fee mit ihrer vergifteten Spindel auf Dornröschen lauert.
    Marc hob den Kopf, als ich eintrat. »Danke, Elizabeth«, sagte er ernst und sah mir in die Augen. »Du hast mir wieder mal aus der Klemme geholfen. Das ist jetzt schon das zweite Mal. Es tut mir leid, dass du da unten eingesperrt warst.«
    »Ist in Ordnung«, sagte ich und meinte es so. Ein Dankeschön von Marc Merritt entschädigte für viele Unterhaltungen mit unfreundlichen Spiegeln und trübe Gedanken über die Verwendung von Hexenkesseln als sanitäre Einrichtung. Und in das Geheimnis dieses verzauberten Orts eingeweiht zu werden, wog all das zusammen mehr als auf. »Wenn du ein oder zwei Stunden gewartet hättest«, sagte ich stolz, »dann hätte ich ganz allein hineingehen können. Doc Rust hat mir gerade den Schlüssel gegeben.«
    »Wirklich? Das ist phantastisch! Herzlichen Glückwunsch, Elizabeth! Willkommen im Kreis der Geheimnisträger.« Er streckte mir die Hand entgegen.
    Er hatte einen wunderbaren, festen Händedruck.
    Ich schluckte. »Trotzdem, hör mal«, begann ich, verstummte dann aber. Sollte ich ihm sagen, wie unwohl ich mich dabei fühlte, wenn er die Regeln brach? Ich wollte auf keinen Fall meine Freundschaft mit Marc riskieren. Es war nicht so, als hätte ich Freunde im Überfluss. Aber ich hatte mich schon heimisch an diesem Ort gefühlt, bevor ich den Schlüssel bekommen hatte. Mr.Mauskopf und Dr.Rust vertrauten mir, und ich hatte das Gefühl, es ihnen schuldig zu sein. Und nicht nur ihnen, sondern auch dem Repositorium selbst. Da ich jetzt die Magie im Grimm-Sammelsurium gesehen und den Schlüssel bekommen hatte, empfand ich es als meine Pflicht, diesen Ort so gut wie möglich zu hüten.
    Ich gab mir einen Ruck. »Doc Rust hat mir gesagt, dass es in letzter Zeit einige Diebstähle gegeben hat. Genau wie mein Gemeinschaftskundelehrer, der mir den Job hier vermittelt hat. Sie sagten beide, ich solle die Augen nach verdächtigen Dingen offen halten. Hast du …?« Ich wusste nicht, wie ich es diplomatisch ausdrücken sollte.
    »Was? Sachen gestohlen?« Jetzt sah er wieder hochmütig aus. Wie ein Prinz, dem man etwas

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