Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die geheime Sammlung

Die geheime Sammlung

Titel: Die geheime Sammlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polly Shulman
Vom Netzwerk:
von ihnen ohne nachzudenken geöffnet, wäre vielleicht ein Geist herausgekommen, um dir den Kopf abzuschlagen.«
    »Könnte ich ihn nicht, wie in der Geschichte, zurück in die Flasche locken?«
    Er schüttelte den Kopf. »Das funktioniert nur einmal. Unsere Flaschengeister wissen Bescheid, darauf fallen sie nicht mehr herein. Was ich dir damit sagen will: Geh nie davon aus, dass irgendetwas im Sammelsurium harmlos oder von dir leicht zu bedienen oder zu nutzen wäre. Nicht alles ist gleich gefährlich, aber letzten Endes kann dir alles in diesem Raum immer gefährlich werden.«
    Ms.Callenders rundes Gesicht und ihr Nicken zeigten Zustimmung. »Selbst die Dinge, die sich ungefährlich anhören, sind gefährlich. Wie etwa der Topf in
Der süße Brei.
Wenn man sagt: ›Töpfchen koch!‹, kocht er süßen Hirsebrei. Klingt harmlos, oder?«
    »Ja, ich erinnere mich an die Geschichte«, sagte ich. Der Topf füllte die Hälfte der Häuser in der Stadt mit Brei, bis ihm jemand befahl aufzuhören. Die Hausbewohner mussten sich den Weg nach draußen freiessen. Ob jemand in dem Brei erstickt war, darüber schweigt sich die Geschichte aus.
    »Also gut, Lee. Zeig ihr den Lumpen«, sagte Ms.Callender.
    Dr.Rust nahm ein Taschenmesser heraus, klappte es auf und schnitt sich dann zu meinem Entsetzen tief in den Ansatz eines Fingers. Mit einem »Martha, wärst du so frei?« hielt er Ms.Callender den Lumpen hin. »Ich will nicht alles mit Blut volltropfen.«
    »Sicher.« Sie nahm ihn und wandte sich dann an mich. »Elizabeth, hast du einen kleinen Gegenstand übrig? Einen Penny oder einen Kugelschreiber oder so was?«
    Tatsächlich fand ich in der Tasche meines Kapus eine Eichel, die ich vor einigen Wochen im Park aufgesammelt hatte. »Passt das hier?«
    »Perfekt.« Sie rubbelte mit dem Lumpen daran. Nichts geschah. Sie drehte den Lumpen um, rieb noch einmal mit der anderen Seite, hielt die Eichel hoch, grinste und reichte sie mir. Sie war schwer und kalt, weißgrau glänzend. Sie hatte sich in Silber verwandelt.
    »Wow!«, sagte ich und konnte meinen Blick nicht abwenden. »Das ist so … hübsch! Wie eine perfekte kleine Silbereichel.«
    »Es
ist
eine perfekte kleine Silbereichel«, sagte sie. »Und jetzt gib mir deine Hand, Lee. Elizabeth? Schaust du her?«
    Ich hatte immer noch auf die Eichel gestarrt, die kleinen silbernen Schuppen auf der Kappe bewundert, aber nun wandte ich mich zu den Bibliothekaren um. Ms.Callender hatte Docs Hand genommen und rieb sie mit dem Stoff.
    Der Schnitt schloss sich, als hätte er niemals existiert.
    »Wow! Darf ich Ihren Finger mal sehen?« Er hielt ihn mir hin, und ich sah ihn mir genau an. Ich konnte keine Spur des Schnitts entdecken.
    »Jetzt erinnere ich mich an den Rest der Geschichte«, sagte ich. »Eine Seite des Verbandes verwandelt Dinge in Silber, die andere Seite heilt Wunden.«
    »Das ist korrekt«, sagte Doc. »Und wenn Martha die falsche Seite benutzt hätte, dann hätte ich jetzt eine silberne Hand. Schön, aber nutzlos.«
    »Aber das Ding könnte Leben retten! Wieso liegt es hier? Wieso geben Sie es nicht etwa einem Krankenhaus?«
    Er sah mich aufmerksam an. »Ja, es könnte Leben retten. Aber es würde mit Sicherheit auch Leben kosten. Nicht nur dadurch, dass es Menschen in Silber verwandelt, sondern auch dadurch, dass mehr Kriege mit mehr Wunden begonnen würden, als dieses Tuch heilen könnte.«
    »Ich würde sagen, das war die wichtigste Lektion des Tages«, sagte Ms.Callender, während sie den Verband faltete und in die Kiste zurücklegte. »Nicht nur die Objekte hier sind extrem gefährlich, nein, auch das Wissen um sie ist es.«
    Wieder nickte er. »Denk immer daran, Elizabeth: Erzähl niemandem von der Magie hier. Im besten Fall werden sie dir nicht glauben. Im schlimmsten tun sie es.«
    »Machen Sie sich keine Sorgen, ich sage keiner Menschenseele etwas. Aber Unmengen von Menschen müssen doch über die Sache mit der Magie Bescheid wissen. Sie wissen Bescheid, und ich weiß es jetzt auch. Und als ich oben im Hauptuntersuchungsraum gearbeitet habe, habe ich Leute gesehen, die sich Dinge aus dem Grimm-Sammelsurium ausgeliehen haben. Wer sind diese Leute? Wissen sie von der Magie?«
    »Ja, das tun sie. Es gibt eine weit verstreute ausgewählte Gemeinschaft von Leuten, wie wir es sind – du gehörst jetzt auch dazu. Menschen, die Magie erkennen und sie verwenden.«
    »Leihen sie sich Gegenstände aus dem Sammelsurium aus? Magische Gegenstände?«
    »Ja, Mitglieder der

Weitere Kostenlose Bücher