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Die geheime Sammlung

Die geheime Sammlung

Titel: Die geheime Sammlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polly Shulman
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auf mich gewesen.
    »Was ist, wenn ich die Ausgangs-Melodie vergesse? Bin ich dann hier drinnen eingesperrt?«, fragte ich. Die erst vor kurzem durchlebte Panik kam zurück, und ich hoffte, dass sie mir nicht ins Gesicht geschrieben stand. »Und falls ja, bricht das nicht sämtliche Brandschutzbestimmungen?«
    »Rein technisch, ja. Aber wenn es ein Feuer gibt, ist das Grimm-Sammelsurium der sicherste Raum im gesamten Repositorium – außer natürlich dem Garten der Jahreszeiten, falls man den einen Raum nennen will. Weißt du, es gibt hier unten eine Menge mächtiger Objekte – die haben einen Selbsterhaltungstrieb. Und die Wächter, die wir auf die Tür gelegt haben, verhindern, dass ein Großteil der natürlichen Gefahren eindringen kann.«
    Wie aufs Stichwort öffnete sich die Tür von außen, und ich sprang zurück, aber es war nur Ms.Callender. Sie umarmte mich. »Herzlichen Glückwunsch, Elizabeth! Siehst du, ich habe dir gesagt, dass du dir keine Sorgen zu machen brauchst, Süße. Drops? Komm, nimm zwei – du hast sie dir verdient. Hat Dr.Rust dich schon herumgeführt?«
    »Bis jetzt noch nicht«, antwortete er für mich und wandte sich dann an Ms.Callender. »Willst du?«
    »Natürlich! Wo sollen wir anfangen? Mal sehen … Hast du ein Lieblingsmärchen, Elizabeth?«
    »Sicher, viele. Aber wenn ich nur eins wählen müsste … würde ich wohl
Die zertanzten Schuhe
nehmen.«
    Sie lächelte: »Da hast du Glück. Hier entlang.«
    Ich folgte Ms.Callender durch die Gänge zu den Regalen mit den Schuhen und konnte nicht anders, als einen Blick auf die Schuhe zu werfen, die ich gerade erst zurückgestellt hatte. Harmlos und unauffällig standen sie dort.
    »Und da sind wir!« Mit weiter Geste wies Ms.Callender auf die zwölf Paar Schuhe, bei denen ich mich über die Löcher in den Sohlen gewundert hatte.
    »Das sind die Schuhe der Prinzessinnen?«
    Sie nickte. »Zumindest vierundzwanzig ihrer Schuhe.«
    »Darf ich sie anfassen?«
    »Mach nur.« Sie nahm einen purpurnen Seidenpumps und reichte ihn mir. »Hier ist das Paar der zwölften Prinzessin.«
    Der Geruch der Magie war so stark in dem Raum, und ich war derart nervös, dass ich nicht mit Sicherheit sagen konnte, ob das, was ich fühlte, meine Freude oder Magie war. »Sind sie … Ich meine, sind sie …«
    »Sind sie was?«
    »Sind sie, Sie wissen schon … magisch?«
    »Nein, nicht die Schuhe.«
    »Oh.« Ich war enttäuscht. Trotzdem, das war nicht irgendein Tanzschuh, das waren die Schuhe, die die jüngste Prinzessin zum Tanz getragen hatte, ehe der schlaue Soldat herausgefunden hatte, wie es ihr und ihren Schwestern gelang, sich Nacht für Nacht davonzuschleichen. Magisch oder nicht, das war phantastisch.
    »Sie haben den Umhang des Soldaten nicht hier, oder?«, fragte ich. »Den Tarnmantel, mit dessen Hilfe er den Prinzessinnen zum Tanz folgte?«
    Doc Rust und Ms.Callender wechselten einen Blick. »Wir sind uns nicht sicher«, sagte er schließlich. »Er sollte hier sein, aber niemand kann ihn finden.«
    »Ist er falsch einsortiert worden?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Ms.Callender. »Vielleicht ist er einfach unsichtbar.«
    »Oh. Aber es gibt hier andere magische Gegenstände, oder?«
    »Ja, viele.«
    »Kann ich einen sehen?«
    »Aber selbstverständlich«, sagte der Doc. »Mal sehen, was soll ich dir zeigen? Erinnerst du dich an
Der Geist im Glas?
«
    »Ist das die Geschichte, in der ein Student einen Geist aus der Flasche lässt, und der Geist dann droht, ihn umzubringen, der Student ihn aber damit, dass er nicht glaubt, dass der Geist in die Flasche passt, dorthin zurücklockt?«
    Er nickte. »Exakt. Weißt du noch, was der Geist dem Studenten dafür gab, dass dieser ihn wieder hinausließ?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Komm, ich zeige es dir.«
    Wieder gingen wir unzählige Gänge hinunter, an Reihen von Glasflaschen vorbei, Behälter in allen Formen und Größen, Dutzenden von Spinnrädern und weiter, bis wir zu einer Kiste voller sorgfältig markierter und zusammengelegter Kleidung kamen. Eines der Kleidungsstücke nahm Doc Rust heraus und schüttelte es auf. Es war zerlumpt und starrte vor Dreck.
    »Warte, Lee! Teste es zuerst!«, sagte Ms.Callender scharf.
    »Keine Sorge, das mache ich. Deswegen habe ich diesen Verband genommen. Ich will ihr zeigen, wie unglaublich gefährlich die Dinge in diesem Raum sein können. Elizabeth, hast du die Flaschen gesehen, an denen wir vorbeigekommen sind?«
    Ich nickte.
    »Hättest du eine falsche

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