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Die geheime Sammlung

Die geheime Sammlung

Titel: Die geheime Sammlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polly Shulman
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von mir. Aarti! Besteck für unseren Gast, bitte!« Er war ein stattlicher Mann, freundlich und bestimmend. Er sah seiner jüngeren Tochter sehr ähnlich, obwohl sie wirklich mager war. »Möchtest du etwas anderes zu trinken, Elizabeth? Vielleicht Ginger Ale?«
    »Ja, bitte, das wäre toll.«
    »Aarti, Ginger Ale, bitte.«
    Jaya sprang auf. »Ich möchte auch welches!«
    »Bleib sitzen, Jaya. Aarti bringt dir welches mit«, sagte ihre Mutter.
    Es gab eine Art Bohneneintopf und etwas luftig Aufgegangenes und ein Gemüse, das ich nicht erkannte. Alles schmeckte hervorragend, ich nahm gern eine zweite Portion an. Als das Essen zu Ende war, war ich traurig und ein klein wenig ängstlich – ich hatte Angst, nach draußen, in die kalten Straßen zu gehen, über denen der Vogel vielleicht auf mich lauerte. Anjali bot an, mich zur U-Bahn zu begleiten, aber das lehnte ich natürlich ab.
    Nervös spielte ich mit dem Garn an meinem Handgelenk und knöpfte den obersten Knopf meines Mantels zu, so dass ich den Stoff eng um meinen Hals spürte. Aber der Himmel war auf dem gesamten Heimweg leer. Wen oder was der Vogel auch jagen mochte, ich war es offensichtlich nicht.

[home]
    Kapitel 11
    Eine Feder und ein Schlüssel
    I ch besuchte Mr.Mauskopf am Montag. Anscheinend hatte er auch auf mich gewartet. »Elizabeth, wie schön, dich zu sehen«, sagte er. »Wann arbeitest du das nächste Mal im Repositorium?«
    »Morgen.«
    »Gut. Könntest du das hier für mich Dr.Rust geben?« Er überreichte mir ein großes, in braunes Packpapier eingeschlagenes und mit Paketschnur umwickeltes Paket. »Gib es nur Lee persönlich. Das ist sehr wichtig. Vertraue es niemandem sonst an. Kriegst du das hin?«
    »Selbstverständlich.«
    »Und öffne es nicht.«
    »Natürlich nicht!« Als ob ich fremder Leute Post öffnen würde.
    »Danke, Elizabeth. Kommst du im Repositorium voran?«
    »Es ist phantastisch, ich liebe es. Man hat mir einen Schlüssel zum Grimm-Sammelsurium gegeben.«
    »Ja, das hat mir Lee erzählt. Herzlichen Glückwunsch. Du musst wissen, dass diese Schlüssel nicht leichtfertig ausgegeben werden. Wenn alles gut läuft, hast du bald auch besondere Leihrechte.«
    »Glauben Sie wirklich? Das wäre klasse. Es ist unglaublich, was es in diesem Sammelsurium gibt.«
    Mr.Mauskopf lächelte. »Ich konnte es damals zuerst auch nicht glauben. Du verstehst aber schon, was für eine Ehre der Auftrag ist, diese Dinge aufzubewahren, oder? Eine Ehre und eine Verpflichtung. Das ist nicht immer leicht.«
    »Ja, ich weiß. Mr.Mauskopf, mir ist etwas sehr Merkwürdiges passiert. Erinnern Sie sich, dass Sie sagten, Sie hätten Gerüchte über einen riesigen Vogel gehört? Ich glaube, wir haben ihn gesehen, ein paar andere Pagen und ich, also Marc, Anjali und Aaron. Er schwebte in der Nähe des Oberlichts im Repositorium, und als ich Anjali zu ihrer Wohnung begleitete, habe ich ihn, glaube ich, noch einmal gesehen.«
    »Du hast den Vogel gesehen? Erzähl mir, wie groß er war!«
    »Größer als ich. Das war ganz sicher kein normaler Vogel.«
    Mr.Mauskopf sah besorgt aus. »Ich bin froh, dass du mir das gesagt hast. Falls es dich beruhigt, ich rede ein Wörtchen mit Greif. Ich sage ihm, dass er auf dich aufpassen soll.«
    »Greif? Ihr Hund?« Ich wollte schon fragen, wozu das wohl gut sein solle, aber das erschien mir dann doch zu unhöflich.
    »Genau. Und ich glaube, du nimmst das hier besser mit.« Mit zwei langen, knochigen Fingern zupfte Mr.Mauskopf etwas Kleines, Braunes und Schmuddeliges aus seiner Hemdtasche und hielt es mir hin. Es war eine Feder.
    »Danke. Und was mache ich …?«
    »Bewahr sie gut auf, und wenn du in großer Not bist, lass sie fliegen. Und denk daran, schön auf das Paket aufzupassen.«
    Ich wollte ihn noch mehr fragen, aber die Stundenklingel ertönte und ich musste rennen, damit ich noch rechtzeitig zum Französischunterricht kam.
    Mr.Mauskopfs Paket war zu groß für meinen Rucksack, also klemmte ich es mir unter den Arm und hielt die Paketschnur mit meinen behandschuhten Fingern fest. Ein schwacher Geruch ging vom Paket aus, wie von Schwimmbecken, er erinnerte mich an den Sommer. Schwimmbecken und Bananen … nein, etwas anderes. Vielleicht Reifenschaukeln? Ich ging die Fifth Avenue neben dem Park hinunter, während ich versuchte, die wechselnden Gerüche der Magie auseinanderzuhalten, und sah der sinkenden Sonne zu, die den Schnee mit purpurnen Schatten überzog. Es war schön zu laufen, die Kälte ließ meine Wangen

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