Die geheime Sammlung
auch ausgeliehen.«
»Vielleicht. Aber schau mal auf die
Zeit
. Jemand von Benign Designs war unter den letzten drei oder mehr Gästen, die die nicht richtig riechenden Gegenstände zuvor ausgeliehen haben. Die, die noch richtig riechen, sind nur ein- oder zweimal nach den Gästen von Benign Designs ausgeliehen worden.«
»Bis auf die, die niemals von Benign Designs ausgeliehen wurden. Wie die Siebenmeilenstiefel«, hob ich hervor.
Sie winkte ab. »Die zähle ich nicht. Die sind ganz klar falsch auf der Liste.«
»Du kannst doch nicht einfach annehmen, dass alles, was nicht in deine Theorie passt, ein Fehler ist. Wie sieht deine Theorie überhaupt aus?«
»Die Leute von Benign Designs stellen irgendetwas mit den Gegenständen an.«
»Und was ist irgendetwas?«
»Ich weiß es nicht. Vielleicht stehlen sie die Magie.«
»Geht das überhaupt? Kann man die Magie aus etwas Magischem herausziehen?«
»Ich weiß es nicht.
Ich
kann es natürlich nicht, aber vielleicht jemand anders.«
»Aber wieso funktionieren die Gegenstände dann noch bei den nächsten drei Gästen?«
»Ich bin mir nicht sicher. Es muss irgendeine verzögerte Aktion sein. Vielleicht verschwindet die Magie nur allmählich.«
»Oder vielleicht belegen sie sie auch mit einem Zauberspruch, so dass die dritte Person, die den Gegenstand ausleiht, ihn bei Benign Designs abgeben muss, und sie ersetzen ihn dann durch eine Fälschung, so wie Marc und du das mit den Siebenmeilenstiefeln machen.«
»Vielleicht – das ist eine andere mögliche Theorie. Wir könnten das austesten, indem wir eines der Objekte entleihen.«
»Oh, warte mal!« Ich erinnerte mich an den Kamm. »Das habe ich schon gemacht.« Ich nahm ihn aus meiner Tasche. »Der hier war auf der Liste.«
»Was ist das?« Anjali drehte ihn hin und her.
»Das ist ein … Kamm«, murmelte ich peinlich berührt.
Sie sah mich eindringlich an. Unter ihrem prüfenden Blick fühlte ich mich schrecklich eitel. Ich konnte es selbst nicht fassen, dass ich mir einen Meerjungfrauenkamm ausgeliehen hatte, um gut auszusehen, während ich dem Freund einer Freundin beim Basketballspielen zusah.
»Was für ein Kamm?«, fragte sie.
»Der Kamm einer Meerjungfrau. Ich wollte … ich dachte …« Ich verstummte.
»Okay.« Sie klang, als wäre es ihr peinlich, dass es mir peinlich war. »Funktioniert er noch?« Sie hob den Kamm an ihre Haare.
Ich wollte sie aufhalten, aber ich konnte nicht. Ich saß wie versteinert da.
Sie kämmte sich. Bei jedem Strich funkelte ihr Haar so glänzend schwarz wie die Federn eines Raben. Es floss wie ein Fluss zur Mitternacht, sanft und kalt, leise singendes Wellenplätschern, Sterne tanzten auf seiner Oberfläche, und der Tod tanzte in seinen Tiefen. Wenn ihre Haare ein Fluss gewesen wären, dann hätte ich mich hineingestürzt und mich von der Strömung gegen die versunkenen Felsen schmettern lassen.
Sie hob eine Augenbraue und sah mich fragend an. »Und?«
»Dein Haar sieht phantastisch aus«, sagte ich. »Aber eigentlich sieht es immer phantastisch aus.«
»Hier, probier du ihn aus.« Sie warf mir den Kamm zu. Ich schnüffelte daran und nickte wiedererkennend. Der wohlbekannte Geruch – dieser wilde, sich verändernde, unverwechselbare Geruch der Magie und darüber der blumige Geruch von Anjalis Haar.
»Willst du den Kamm nicht benutzen?«, fragte sie.
Ich zuckte mit den Schultern. Dafür gab es eigentlich keinen Grund mehr.
»Mach schon, ich will sehen, was er macht.«
Ich zuckte wieder mit den Schultern und hob den Kamm.
Es rüttelte an der Tür. » AANN jaliiiiiiii!«
Jaya.
»Mach auf, Anjali! Elizabeth ist bei dir drin, ich hab euch gehört! Und ihr kämmt euch die
Haare!
Ich will heeeeeeelfen!«, jammerte sie.
»Lieber Himmel«, sagte Anjali, aber sie öffnete die Tür. »Geh weg, Jaya«, sagte sie.
Jaya ignorierte sie. »Hallo, Elizabeth«, sagte sie. »Soll ich dir dein Haar machen?«
Ich gab ihr den Kamm.
Ich erwartete, dass es schrecklich ziepen würde, aber Jaya war erstaunlich sanft. Oder vielleicht lag es auch am Kamm. Meine Kopfhaut kribbelte vor Wonne. Ich schloss meine Augen und murmelte: »Mmmmm.«
»Du hast tolles Haar, Elizabeth. Soll ich dir einen französischen Zopf flechten?«
»Gern.«
Ihre geschickten Finger teilten, legten und zogen mein Haar fest, und sie kämmte jede einzelne Strähne, als sie sie in den Zopf flocht. Als sie am Ende des Zopfs angekommen war, nahm sie ein Haargummi aus ihren Haaren und machte es fest. »Schau
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