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Die geheime Stunde

Die geheime Stunde

Titel: Die geheime Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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Ordnung … ist«, schluchzte sie.
    »Ihm passiert schon nichts.« Teddy kauerte sich neben sie, abermals einer Panik nahe. Er musste seine Schwester beruhigen, selber an seine Worte glauben. »Es war nur ein kleiner Kratzer.«
    »Mommy hat nicht einmal geblutet«, schniefte sie. »Ihr war nichts anzusehen … nicht der kleinste Blutstropfen … sie hat sich einfach auf den Boden gesetzt und ist gestorben.«
    »Das kann man nicht vergleichen.« Teddy verspürte ein eisiges Gefühl in der Magengrube. »Mommy hatte einen Autounfall. Sie hatte innere Verletzungen.«
    Maggie kniff die Augen zu, unfähig, die Tränen zurückzuhalten, die ihr in die Augen stiegen.
    »Du musst los, Teddy, dein Bus ist da«, ermahnte ihn Kate sanft. Er spürte ihre Hand auf der Schulter. Sie war klein und warm, fühlte sich aber gleichzeitig so fest an, dass er sich wünschte, sie möge für immer dort liegen bleiben. Er hätte am liebsten die Augen zugemacht, um sich ganz diesem Gefühl hinzugeben, aber Maggie brauchte ihn. Deshalb konzentrierte er sich und sah seine Schwester eindringlich an.
    »Maggie, du darfst nicht schon wieder die Schule schwänzen.«
    »Die Schule ist mir egal«, jammerte sie.
    »Teddy«, sagte Kate beharrlich. »Mach dir ihretwegen keine Sorgen. Ich höre deinen Bus.«
    Auf dem Fußboden hockend, fühlte sich Teddy hin- und hergerissen. Wie es aussah, würde er in diesem Schuljahr Spitzenzensuren erhalten – im Zwischenzeugnis hatte er nur Einsen. Er hatte bisher kein einziges Mal gefehlt, zum ersten Mal seit dem Tod seiner Mutter. Und heute sollten die Mitglieder des Festkomitees gewählt werden, das den Abschlussball der achten Klasse organisierte.
    Aber wie konnte er seine Schwester mit einer Wildfremden allein lassen? Sie hatte zwar behauptet, sie sei ihr Kindermädchen, aber von der Schule schien sie keine Ahnung zu haben. Teddy machte sich keine Illusionen, was die Realität betraf: Sein Vater gehörte zu den führenden Strafverteidigern des Landes, und daher wusste er, dass es in der Welt von Mördern, Vergewaltigern, Dieben und Opfern nur so wimmelte.
    Kate ließ sich allem Anschein nach in keine dieser Kategorien einordnen, aber Greg Merrill sah auch völlig harmlos aus, wie der nette junge Mann von nebenan, hieß es. Er hatte ein offenes Gesicht, ein freundliches Lächeln, hatte die UC onn besucht und an der Schülerzeitung mitgewirkt. Er hatte sein Geld damit verdient, die Häuser von Leuten zu hüten, die verreist waren, und mit Hunden Gassi zu gehen. Die Leute hatten ihm beides anvertraut.
    Draußen rumpelte Teddys Bus den Straßenblock entlang. Er hörte, wie er an der Haltestelle stoppte. Wenn er jetzt aufstand, konnte er es schaffen. Kates Hand lag noch auf seiner Schulter. Sie griff zu, zog ihn hoch.
    Sie waren ungefähr gleich groß; die Feststellung überraschte ihn, versetzte ihm einen Stich. Obwohl sie erwachsen und er erst vierzehn war, befanden sich ihre Augen auf gleicher Höhe: Ihre waren dunkelgrün, glänzten wie kristallklares Wasser. Teddy schluckte, unentschlossen.
    »Ich weiß«, flüsterte sie.
    Teddy erstarrte, gefangen im Augenblick, den er nur mit Kate Harris teilte. Ihre Flussaugen blitzten.
    »Was weißt du?«, flüsterte er zurück.
    »Dass du deine Schwester liebst … dass du alles für sie tun würdest.«
    »Das würde ich wirklich.« Er sah Maggie an, die sich immer noch an den Hund klammerte – armer geduldiger Brainer, sein ehemals seidenweiches Fell war voller Seetang, Dornen und vermutlich Zecken. Ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit wallte in Teddy auf, und er zwang sich, es herunterzuschlucken.
    »Ich würde für meine Schwester das Gleiche tun«, sagte Kate. »Alles würde ich für sie tun, Teddy. Ich weiß, was du empfindest.«
    »Ich kann nicht in die Schule, wenn sie nicht geht.« Teddys Hals war so zugeschnürt, dass er kaum ein Wort herausbrachte.
    »Ach Teddy.« Kates Augen, die wie kühles Wasser wirkten, wurden warm, und sie lächelte. »Da täuschst du dich aber. Du bist ihr großer Bruder. Sie blickt zu dir auf. Du musst ein Vorbild sein, ihr mit gutem Beispiel vorangehen.«
    Er hörte, wie der Schulbus die Haltestelle verließ; langsam näherte er sich dem Haus.
    »Auf einen Tag mehr oder weniger kommt es jetzt auch nicht mehr an«, sagte er unschlüssig, den Blick auf seine Schwester geheftet.
    »Du kannst mir vertrauen«, versicherte Kate. »Ich werde gut auf sie Acht geben. Darum geht es doch letztlich, oder? Du hast Angst, sie mit mir alleine zu

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