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Die geheime Stunde

Die geheime Stunde

Titel: Die geheime Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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Haus.
     
    »Sollen wir Sie Kate nennen? Oder Mrs. Harris?«, fragte Maggie.
    Die Frau lachte. Sie war hübsch, und als sie den Kopf schüttelte, schwang das glatte braune Haar um ihr Gesicht, von einer Seite zur anderen; Teddy O’Rourke sah gebannt zu.
    »Ich bin nicht verheiratet. Sagt einfach Kate zu mir, und du – einverstanden?«
    »Klar«, erwiderte Maggie. »Die anderen Kindermädchen haben wir auch immer beim Vornamen genannt, stimmt’s, Teddy?«
    »Stimmt.«
    »Gut«, sagte sie. »Und wie geht’s jetzt weiter?«
    »Zur Schule«, antwortete Teddy argwöhnisch.
    »Natürlich. Wie konnte ich das vergessen. Und wie kommt ihr in die Schule?«
    »Mit dem Bus«, klärte Teddy sie auf. Sollte das ein Scherz sein?
    »Fahrt ihr beide mit demselben Bus?« Ihr Alter abschätzend, wanderte ihr Blick zwischen Teddy und Maggie hin und her. »Oder mit verschiedenen? Als meine Schwester und ich noch zur Schule gingen, gab es nur einen Bus für alle …«
    »Mit verschiedenen«, sagte Teddy.
    »Aha. Hätte ich mir denken können. Na gut. Und was ist mit …« Sie richtete ihren Blick auf Maggie, auf das zerknitterte und nun blutige Fußballtrikot.
    »Ich ziehe mich nicht um, Kate.« Maggie raffte die Falte des T-Shirts enger um sich.
    »Warum auch«, sagte Kate. »Ein tolles Trikot.«
    Maggie lächelte. Teddy war zurückhaltend gewesen, immer noch auf der Hut, seit der Ziegelstein durch das Fenster geflogen war. Das unverhoffte Auftauchen des neuen Kindermädchens, deren äußeres Erscheinungsbild eher einer Anwältin aus der Kanzlei seines Vaters entsprach als den der Kinderbetreuerinnen, die er kannte, und die keine Ahnung von der Schule hatte – war ihm seltsam vorgekommen, hatte ihn misstrauisch gemacht. Dass es ihr gelungen war, Maggie zum Lächeln zu bringen, trug ihr indes etliche Pluspunkte ein.
    »In fünf Minuten geht dein Bus, Maggie«, sagte Teddy mahnend, kontrollierte nochmals seine Büchertasche und holte für beide die Jacken von der Garderobe.
    »Hmmm.« Maggie bückte sich, um ihre Nase an Brainers Kopf zu reiben.
    »Soll ich euch zur Bushaltestelle begleiten?«, fragte Kate.
    »Dasssisssbrrrnnnnrrr«, murmelte Maggie, das Gesicht in dem dichten Fell vergraben, und Teddy übernahm die Aufgabe des Dolmetschers, als er Kates verständnislose Miene bemerkte.
    »Sie hat gesagt: ›Das ist Brainer.‹« Er zupfte seine Schwester am Arm.
    »Na, Brainer, möchtest du auch zum Bus mitkommen?« Sie tätschelte den Hund, und Teddy sah, wie sich ihre Finger in dem Gewirr aus Zweigen und Dornen verfingen. Als sie behutsam versuchte, sie zu entfernen, hatte Teddy flüchtig ein Bild seiner Mutter vor Augen, die das Gleiche tat.
    »Ichgenichsuuuuschuuuule«, nuschelte Maggie, das Gesicht an Brainers Rücken gepresst.
    »Doch, du gehst«, sagte Teddy mit Nachdruck. »Willst du im Unterricht hinterherhinken?«
    »Was hat sie gesagt?«, fragte Kate.
    Dieses Mal erübrigten sich Teddys Dienste als Dolmetscher. Maggie hob ihr Gesicht, blickte Kate in die Augen und erklärte: »Ich gehe nicht zur Schule.« Im gleichen Augenblick tauchte der Schulbus am anderen Ende des Straßenblocks auf. Teddy hörte, wie er langsamer wurde, auf Maggie wartete, um gleich darauf wieder zu beschleunigen und die Fahrt fortzusetzen.
    Teddy war einer Panik nahe. Maggie fehlte viel zu oft in der Schule. Sie täuschte Halsweh oder Bauchschmerzen vor, um zu schwänzen. Dieses Mal tat sie nicht einmal so als ob. Sein Vater würde toben, wenn er von der Arbeit nach Hause kam – Teddy wusste, dass er von der Notaufnahme direkt ins Büro fahren würde. Das Schlimmste war, dass ihm keine Zeit blieb, sie zu einem Sinneswandel zu bewegen; sein eigener Bus kam in vier Minuten, und er musste los.
    »Maggie, ich fahre dich hin«, erbot sich Kate.
    »Los, Maggie, mach dich fertig«, sagte Teddy barsch, nahm ihren Rucksack und hielt ihr die Daunenjacke hin. »Du gehst zur Schule und damit basta.«
    Maggie ließ sich auf den Boden plumpsen, den Arm um Brainers Hals geschlungen. Ihr Gesicht war rot und verzerrt, erinnerte Teddy an die Zeit, als sie ein Baby gewesen war. Maggie hatte oft geweint. Sie hatte immer überempfindlich auf Hitze oder Kälte, Hunger oder Müdigkeit reagiert. Jetzt benahm sie sich so, weil sich ihr Vater mit einer Platzwunde am Kopf im Krankenhaus befand. Maggie weinte, Tränen kullerten aus ihren Augen, die größten, die Teddy jemals gesehen hatte.
    »Ich … gehe nicht … zur Schule …, bis ich weiß … dass Dad … in

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