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Die geheime Waffe

Die geheime Waffe

Titel: Die geheime Waffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Marni
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Jahre alt sein mochte und sich verzweifelt in die Lücke zwischen Couch und Wand presste. Ein älteres Kind versuchte, sich neben der Anrichte unsichtbar zu machen, indem es seinen Rock über den Kopf zog.
    Dunker, dessen Gesicht hinter einer Maske in Tarnfarben verborgen war, hob gerade die Pistole, um auch die beiden Kinder zu erschießen. Da versetzte Rechmann ihm einen Schlag auf den Arm und deutete mit einer Bewegung des Kopfes zur Küchentür. Dunker stürmte hin und rammte sie mit der Schulter auf. Neben dem Kühlschrank kauerte eine ältere Frau und versuchte mit zitternden Fingern ein Handy zu bedienen. Rechmanns Komplize trat hinter sie, setzte den Lauf seiner Waffe auf ihren Nacken und schoss.
    Die Frau wurde wie durch einen heftigen Schlag nach vorne geschleudert und blieb reglos liegen. Die Mädchen schrien entsetzt auf und versuchten sich noch kleiner zu machen.
    Rechmann, der wie alle eine Maske übergezogen hatte, blitzte Jef an. »Jetzt rede schon!«, schien sein Blick zu sagen.
    Jef biss sich auf die Zunge, um den Speichelfluss anzuregen, und befeuchtete sich die strohtrockenen Lippen.
    »Los, Hände hoch!«, befahl er auf Französisch. Seine Stimme schien kratzig und mit einem fürchterlichen flämischen Akzent behaftet zu sein.

    Die Kinder reagierten nicht. Er gab noch einen weiteren Satz von sich und drehte sich dann zu Rechmann um. »Macht endlich ein Ende!«
    » Oui, mon capitaine !« Rechmann hob die Linke, um Lutz Dunker daran zu hindern, das Opfer zu töten. Dann schritt er auf das größere Mädchen zu, zielte und schoss.
    Jef wandte sich ab. Er hörte den dumpfen Knall der Pistole und schoss förmlich aus dem Haus hinaus.
    Lutz Dunker folgte ihm und drückte ihm eine Plastiktüte in die Hand, die er in der Küche gefunden hatte. »Wenn du kotzen musst, dann tu es hier herein. Lass aber kein Bröckchen auf den Boden fallen. Die Spezialisten der flämischen Polizei würden damit rasch herausfinden, wer die Leute hier umgelegt hat!«
    »Ich habe sie nicht umgelegt«, fuhr Jef entsetzt auf.
    »Mitgegangen, mitgefangen, mitgehangen«, spottete Dunker.
    Unterdessen kam Rechmann aus dem Haus. »Gab es was Auffälliges?«, fragte er die Männer, die Wache gehalten hatten.
    »Nichts«, antwortete einer.
    »Dann nichts wie zurück zum Wagen. Passt aber auf, dass ihr nichts verliert, was uns verraten kann!«
    Diese Warnung war überflüssig, denn keiner der Männer hatte etwas eingesteckt, was auf ihn hinweisen konnte. Nicht einmal Zigaretten hatten sie bei sich, damit keine achtlos weggeworfene Kippe zu einer verräterischen Spur würde.
    Rechmann hat an alles gedacht, durchfuhr es Jef, und es macht ihm Spaß, Leute umzubringen. Auf einmal fror er, und er war froh, als sie den Kleinbus erreichten und er sich wieder auf den Beifahrersitz setzen konnte. Für sein Gefühl hatte der Überfall Stunden gedauert, doch als er jetzt auf die Leuchtanzeige der Uhr im Armaturenbrett blickte, begriff er, dass er erst vor knapp fünf Minuten ausgestiegen war. Sein letzter
Gedanke galt dem kleinen Mädchen, das Rechmann am Leben gelassen hatte, damit es berichten konnte, böse Wallonen hätten sie und ihre Familie überfallen, und er ekelte sich vor sich selbst.

SECHZEHN
    O bwohl Henriette und Torsten den Scooter mitschleppten, kamen sie besser voran als erwartet. Ihnen kam nicht nur zugute, dass sie mit der Strömung schwimmen konnten, sondern auch der Umstand, dass es auf der Strecke keine Brücken gab und in der Nacht nur wenig Schiffsverkehr herrschte. Torsten überprüfte mehrmals das Kommunikationskabel, das ihn mit Henriette verband, sparte sich aber seinen Atem für den Tauchgang und gab ihr nur die notwendigsten Anweisungen, die sie zu seiner Erleichterung sofort befolgte.
    Da ihre Taucherbrillen mit Restlichtverstärkern ausgerüstet waren, erwies sich die Dunkelheit nicht als großes Hindernis, wie Henriette befürchtet hatte. Dennoch orientierte sie sich mit allen Sinnen. Als sie ein sich näherndes Geräusch vernahm, tippte sie Torsten an.
    »Ich höre was«, meldete sie so leise, dass er es kaum verstand.
    »Ein Schiffsmotor. Warten Sie, ich sehe mal nach, wie weit der Kasten von uns entfernt ist!« Mit einem einzigen Flossenschlag schoss er zur Oberfläche, kam aber nur mit dem halben Kopf aus dem Wasser. Nicht weit von ihnen entfernt tuckerte ein Ausflugsdampfer die Schelde hoch. Sein Deck und die Innenräume waren hell erleuchtet, und man konnte Musik, fröhliche Stimmen und lautes Lachen

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