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Die geheime Waffe

Die geheime Waffe

Titel: Die geheime Waffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Marni
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wenig von Afghanistan, in dem er ein Jahr verbracht hatte. Seine Zeit im Sudan streifte er allerdings nur kurz und vermied es dabei, über Hans Joachim Hoikens zu sprechen, den er dort als aktives Mitglied einer besonders gefährlichen Gruppierung der rechten Szene entlarvt hatte.
    Henriette hörte ihm interessiert zu und merkte erst nach einer Weile, dass sie beinahe ihre eigene Lage vergessen hatte. »Sie müssen mir irgendwann mehr über Ihre Auslandseinsätze erzählen, Herr Oberleutnant. Aber das hat Zeit, bis wir wieder draußen sind.«
    Dunker, der sie belauschte, begann bellend zu lachen und riss die Tür auf. »Hier heraus kommt ihr nur noch auf einem Weg, und der führt direkt in die Hölle. Aber was mich interessieren würde: Geht es bei euch Gebirgstrachtenvereinlern immer so förmlich zu mit ›Jawohl, Herr Oberleutnant, aber selbstverständlich, Herr Oberleutnant‹? Sagt das die Kleine auch, wenn du sie bumst?«
    »Der Kitt der Armee ist Disziplin. Aber dieser Begriff ist für dich und deine Kumpane ein Fremdwort. Ihr seid keine Soldaten, sondern bloß Gesindel.«
    Torstens Stimme klang so verächtlich, dass Dunker sich drohend in der Tür aufbaute. »Pass ja auf, mein Lieber! Wenn du so weitermachst, poliere ich dir die Fresse, dass du ein Gebiss brauchst.«
    »Komm doch herein! Mir dir werde ich auch mit angebrochenen Rippen fertig.«
    »Was soll das? Warum reizen Sie diesen Kerl?«, fragte Henriette besorgt.
    Torsten zuckte mit den Achseln. »Vielleicht, weil mir seine Visage nicht gefällt.«
    In Wahrheit wollte er Dunker so weit bringen, dass dieser sich richtig in Szene setzte und dabei mehr über die Pläne seiner Gruppe verriet.

    Henriette schüttelte nur den Kopf, setzte sich an die hintere Wand und lehnte sich zurück. Mit einem Schmerzenslaut und einem verzerrten Gesicht, als sei er stark angeschlagen, setzte Torsten sich in ihre Nähe und kehrte Dunker dabei den Rücken zu.
    Dieser hieb mit der Hand durch die Luft, verzog sich aber ohne ein weiteres Wort zu seinen Kumpanen und schloss die Tür.
    »Entweder weiß der Kerl wirklich nichts, oder er hält von Natur aus dicht«, flüsterte Torsten Henriette zu.
    Diese begriff nun seine Absicht und hob bedauernd die Hände. »Tut mir leid, dass ich Sie gestört habe, Herr Oberleutnant. Aber das da ist der unsympathischste Kerl, der mir je untergekommen ist.«
    »Auf meiner persönlichen schwarzen Liste stehen noch ein paar Leute über ihm, Sedersen zum Beispiel, Rechmann oder Jasten. Aber Dunker kommt gleich dahinter.« Torsten lehnte sich ebenfalls an, verschränkte die Hände hinter dem Kopf und blickte starr vor sich hin.
    »Kann ich Sie etwas fragen, Herr Oberleutnant?«
    Torsten drehte sich so, dass er sie anblicken konnte. »Sie können mich jederzeit fragen. Im Moment habe ich nichts anderes zu tun, als Ihnen zuzuhören.«
    Henriette gluckste. »Ihnen kann man die Laune anscheinend nicht so rasch verderben!«
    »Ich habe nichts davon, wenn ich jetzt den Kopf hängen lasse. Es macht mich nur verwundbar.«
    »… und das mögen Männer nicht. Das kenne ich von meinen Brüdern. Sie sind ihnen irgendwie ähnlich.«
    »Ich bin kein niedersächsischer Preisbulle«, antwortete Torsten unerwartet scharf.
    Henriette musste lachen. »Wenn, dann westfälische Preisbullen! Aber ich meine nicht die Größe. Ich meine das hier.« Sie zeigte mit der Rechten auf ihren Kopf.

    »Danke! Dabei war ich gerade dabei, Sie halbwegs sympathisch zu finden«, antwortete Torsten, der den Vergleich mit den männlichen von Tarows ätzend fand.
    »Ich meine es ernst«, sagte Henriette noch immer belustigt, »Sie sind irgendwie eine Mischung aus Dietrich und Michael. Nicht ganz so von sich überzeugt wie mein älterer Bruder und nicht ganz so verletzlich wie der jüngere.«
    Torsten stieß einen spöttischen Laut aus. »Michael von Tarow und verletzlich? Der Kerl hat das Gemüt eines Fleischerhunds. Er ist …«
    »Alles Tarnung. Er hat Angst davor zu versagen und will deshalb immer der Beste sein.«
    »Ich glaube, das ist eine Familienkrankheit!«, stichelte Torsten.
    »Wenn Sie mich damit meinen, so muss ich mir diesen Schuh anziehen. Um überhaupt etwas zu gelten, musste ich immer die Beste sein.« Für einen Augenblick gab Henriette einen Teil von sich preis.
    Torsten spürte ihre Verletzlichkeit, die sie mit eiserner Disziplin übertünchte, und begriff, dass seine Bemerkung nicht gerade glücklich gewesen war. »Ich wollte Sie nicht kränken, und ich habe

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