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Die geheime Waffe

Die geheime Waffe

Titel: Die geheime Waffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Marni
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sie in der Heimat schon öfter beleidigt worden, doch noch nie hatte man ihr eine so offenkundige Verachtung entgegengebracht.
    »Was machen wir?«, fragte sie.
    Torsten ging zu dem Tisch hin, stellte sein Tablett darauf und riss das Plakat ab.
    »He, du da, das bleibt hängen«, rief einer der Kerle.
    »Nicht, wenn ich hier sitze«, erklärte Torsten eisig. Er nahm seinen Teller vom Tablett und legte dieses auf den Boden.
    »So müsste es gehen, Leutnant«, sagte er zu Henriette.
    Während diese es ihm nachmachte, standen etliche Soldaten auf und kamen auf ihren Tisch zu. »Häng das wieder auf, Moffe, sonst setzt es was!«, drohte der vorderste.
    Torsten zählte sie laut und spottete. »Nachdem fünf von eurer Kragenweite nicht gereicht haben, traut ihr euch zu acht heran. Aber Vorsicht, beim zweiten Mal spiele ich nicht mehr, sondern mache Ernst.«
    »Das werden wir ja sehen!«
    Vier der Kerle machten Anstalten, auf ihn loszugehen, doch da hielt Torsten wie durch Zauberei seine Sphinx AT2000 in der Hand. »Wenn ihr nicht scharf auf eine Bleivergiftung seid, solltet ihr euch wieder hinsetzen!«
    Die Männer starrten auf die Mündung der Waffe und wichen
unwillkürlich einen Schritt nach hinten. Torsten sah ihnen an, wie wenig es ihnen passte, vor einem einzelnen Mann und einer Frau kneifen zu müssen. Nach einigen qualvollen Sekunden, in denen ihr Stolz arg gebeutelt wurde, kehrten sie zu ihren Tischen zurück und begnügten sich damit, ihn und Henriette zu beschimpfen.
    »Verdammter Deutscher! Deine Knarre wird dir nicht ewig helfen!«
    »Wir lassen nicht zu, dass du und deine schwarze Hure ehrliche Niederländer zusammenschlagt!«
    In diesem Tonfall ging es eine ganze Weile weiter. Torsten presste die Lippen zusammen, ließ die Männer aber reden und steckte die Pistole weg. Mit einer halb angeekelten, halb amüsierten Grimasse wandte er sich an Henriette. »Den Kerlen gehören die Schnauzen einmal gründlich poliert. Aber im Augenblick sind es mir zu viele.«
    »Ich frage mich immer mehr, weshalb Wagner uns ausgerechnet hierher geschickt hat«, antwortete Henriette kopfschüttelnd.
    »Ich glaube nicht, dass er wusste, was das hier für ein Laden ist. Ihm war wichtig, dass wir nur fünfzig Kilometer von Antwerpen entfernt sind und jederzeit dort eingreifen können«, verteidigte Torsten seinen Vorgesetzten.
    »Aber er muss doch gewusst haben, dass das hier keine reguläre Schule ist!«
    »Offiziell ist es eine Ausbildungsstätte für niederländische und belgische Offiziersanwärter. Aber nach dem, was wir erlebt haben, scheint es ein getarntes Trainingscamp von Rechtsradikalen zu sein.«
    »So getarnt auch wieder nicht, wenn ich sehe, wie die sich hier aufführen«, wandte Henriette ein.
    »Unser Auftauchen muss diese Kerle ganz schön provoziert haben.«
    »Sie meinen, den Ärger haben wir meinem Aussehen zu
verdanken?« Henriette begann sich nun doch über die rassistischen Sprüche zu ärgern, die die Holländer vom Stapel ließen, und fragte sich unwillkürlich, wie ihr Begleiter wirklich dazu stand.
    Torsten überlegte sich seine Antwort genau, um sie nicht zu kränken. »Für die Kerle bin ich ebenfalls ein Feind, weil ich nicht zu ihren Gesinnungsfreunden zähle. Sie sollten nicht glauben, dass alle Angehörigen der Niederländischen Streitkräfte so denken. Ich habe in Afghanistan mit einem Niederländer indonesischer Herkunft zusammengearbeitet, einem Molukker, wie die Idioten hier sagen würden. Der Mann hatte was auf dem Kasten und war schnell wie der Blitz. Von dem könnten die hier sich eine dicke Scheibe abschneiden.«
    »Ich glaube kaum, dass die Kerle das gerne hören würden.«
    »Ideologie verdummt und schränkt den Sichtwinkel ein. Das verführt dazu, die Leute, die man als Feinde ansieht, zu verachten und damit auch zu unterschätzen. Die fünf Kerle in der Kneipe haben das erlebt. Aber es war weder ihnen noch ihren Kumpanen eine Lehre.«
    »Aber was wollen die Leute hier eigentlich erreichen?«, fragte Henriette weiter.
    »Das, Leutnant, werden wir noch herausfinden. Die Antwort darauf könnte Wagner nämlich interessieren.« Torsten fand, dass sie genug geschwatzt hatten, und widmete sich seinem Abendessen, das inzwischen kalt geworden war.

ACHT
    H enriette und Torsten mussten sich auch diesmal ein Zimmer teilen, waren aber froh, dass sie zusammenbleiben konnten. Den hier versammelten Soldaten und Offiziersanwärtern aus den Niederlanden und Belgien war nicht zu
trauen, und gemeinsam

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