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Die geheimen Jahre

Titel: Die geheimen Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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Taschenlampe, Seile, wasserfeste Kleidung, Decken, Nahrungsmittel und einen Erste-Hilfe-Kasten verstaut. Beim Einpacken hatte er sich wegen seiner Vorsicht fast ausgelacht. Aber die Unruhe, die Harry Dockerills Brief in ihm ausgelöst hatte, blieb trotzdem bestehen und nagte weiter an ihm. Jahrelang hatte er diese Katastrophe im südlichen Deichland vorausgesagt, und jetzt quälten ihn die schlimmsten Ahnungen.
    Seine Befürchtungen nahmen Gestalt an, als er von Cambridge in die Fens hineinfuhr. Als die Scheinwerfer die Entwässerungsgräben entlang der Straße beleuchteten, sah Daniel, daß sie fast überliefen. Der Regen schien hier heftiger herunterzuprasseln, der Wind gnadenloser zu sein. Die Straße führte ihn durch Landbeach und Stretham nach Ely. Als er in Ely eine enge Kurve nahm, mußte er scharf bremsen, um einem Fußgänger auszuweichen.
    Der Fußgänger war ein Polizist, wie er bemerkte. Daniel fluchte leise, beugte den Kopf aus dem Fenster und bemühte sich um eine höfliche Ausdrucksweise.
    Â»Tut mir furchtbar leid, Sergeant. Hab Sie nicht gesehen bei dem Wetter.«
    Der Polizist funkelte ihn wütend an. »Sie fahren ziemlich schnell, was, Sir?«
    Â»Ach, wissen Sie«, antwortete Daniel rasch, »ich mache mir ziemliche Sorgen um eine Freundin. Ist Ihnen vielleicht bekannt, ob die Dämme an den Flüssen noch halten?«
    Â»Vor ein paar Stunden ist der Wissey über die Ufer getreten, Sir, und die Männer versuchen, die Lark einzudämmen.«
    Â»Ich muß nach Drakesden. Ist die Straße Richtung Prickwillow noch passierbar?«
    Â»Vor einer Weile war sie das noch. Obwohl das Wetter inzwischen …«
    Daniel drückte aufs Gaspedal. Die letzten Worte des Polizisten, seine Ermahnungen, vorsichtig zu fahren, gingen im Aufheulen des Motors und im Brausen des Windes unter.
    Als er nordöstlich den Hügel der Insel von Ely hinabrollte, hatte er den Eindruck, geradewegs in den Sturm hineinzufahren. Regen peitschte gegen die Scheibe und drang durch die Ritzen am Dach ein. Die Sichtverhältnisse waren miserabel: Er konnte keine zehn Meter weit blicken. Inzwischen fuhr er langsamer, weil er wußte, wie leicht er ins Schleudern kommen und in einen Graben rutschen konnte. Seine Vermutung, daß Thomasine in Gefahr war, verstärkte sich, je näher er Drakesden kam. Er drosselte die Geschwindigkeit von dreißig auf zwanzig und schließlich auf zehn Meilen pro Stunde. Wasser bedeckte die Straße, und in den Gräben strudelte Schlamm. Trotz des prasselnden Regens und des Sturmgeheuls konnte er Glocken läuten hören.
    Als die Straße eine kleine Biegung machte, geriet der Wagen ins Schleudern. Durch heftiges Gegensteuern schaffte er es, das Fahrzeug quer zur Straße zum Stehen zu bringen.
    Er stieg aus und blickte sich um. Im Licht der Scheinwerfer sah er das Wasser auf der schlammigen Straße. Es war kein Regenwasser, sondern eine Überschwemmung. Es sah aus, als hätte sich ein See gebildet.
    Das Läuten der Kirchenglocken war jetzt ganz deutlich zu hören, er konnte bloß noch eine halbe Meile von Drakesden entfernt sein. Die Autoreifen waren mit Schlamm verklebt, und er stellte fest, daß es sinnlos war weiterzufahren. Einen Moment lang blieb er stehen und versuchte, sich zu orientieren. Er kannte jeden Meter dieses Landes, er wußte, welche Senken, Felder und Wege als erste überschwemmt würden und welche am längsten über Wasser blieben.
    Er schlang sich das Seil über die Schulter, stopfte den Rest der Ausrüstung in einen Seesack und machte sich über die Äcker auf den Weg nach Drakesden.
    Das Wasser in der Küche war bereits zu tief, um durchzuwaten. Thomasine hob die Kerze und leuchtete die Treppe hinunter, konnte aber weder das Abwaschbecken noch den Tisch erkennen. Wie ein heftiger Strudel wirbelte und schäumte das Wasser durchs Haus: Sogar sich schwimmend in Sicherheit zu bringen, wäre gefährlich gewesen, und gemeinsam mit William unmöglich.
    Sie lief ins Schlafzimmer zurück und zündete mit dem Kerzenstummel eine Öllampe an. Die Flamme loderte auf, wurde dann schwächer, als sie sie zurückdrehte, und verbreitete ein tröstliches Licht in der Dunkelheit. Schnell zog sich Thomasine eine Hose und einen dicken Pullover an. Ihre Gummistiefel waren unten in der Diele. Als sie in Williams Zimmer lief, leuchtete sie mit der Lampe die Treppe

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