Die geheimen Memoiren der Jane Austen - Roman
Tätigkeit ins Stocken geraten. Ich konnte nicht umhin, mir die Frage zu stellen, was wohl in diesen »fehlenden« Jahren geschehen sein mochte.
Es ist allgemein bekannt, dass Janes Schwester Cassandra kurz vor ihrem Tod Janes Briefe durchging, die meisten davon verbrannte und aus anderen große Teile herausschnitt. Offensichtlich wollte Cassandra nichts für eine allgemeine Öffentlichkeit hinterlassen, das sie für zu persönlich hielt oder das ein schlechtes Licht auf Jane werfen könnte. Mir kam der Gedanke, dass es ja sehr gut möglich sein könnte, dass Jane während dieser beiden Jahre eine geheime Liebesbeziehung gehabt haben könnte – eine so leidenschaftliche und intensive Beziehung, dass dies ihr erlaubte, später so lebendig über Gefühle zu schreiben, die sie angeblich selbst nie verspürt hatte, eine Beziehung, zu deren Geheimhaltung Cassandra aus gutem Grund ebenfalls beitrug.
Diese Idee gefiel mir sofort ausgezeichnet. Ich beschloss, eine großartige Romanze für unsere geliebte Jane zu erfinden, dazu noch einen legitimen, wenn auch herzzerreißenden Grund, warum die beiden niemals geheiratet haben und die Welt nichts von »ihm« erfahren hat. Ähnlich wie in
Shakespeare in Love
entschied ich mich, die Geschichte mit dem Verfassen eines der berühmtesten Romane von Austen zu verquicken, um die Inspiration aufzuzeigen und die Mühen zu schildern, die sie wegen und trotz ihrer Romanze auf sich nahm.
Stolz und Vorurteil gilt vielen als Jane Austens Meisterwerk.
Obwohl Sie einige Elemente vom Aufbau dieses Romans in Ihr
Buch übernommen haben, liegt doch der Hauptfokus auf Vernunft und Gefühl . Warum?
Ich habe mich dazu entschlossen, nicht
Stolz und Vorurteil
ins Zentrum des Buchs zu stellen, weil relativ sicher ist, dass Jane Austen schon mit Anfang zwanzig eine ziemlich vollständige erste Fassung dieser Geschichte (unter dem Titel
Erste Eindrücke
) geschrieben und dann zur Seite gelegt hatte. Ich hatte außerdem kein Interesse daran, den Aufbau dieser Geschichte weiterzuverfolgen – in der die Heldin und der Held des Buchs einander zunächst gar nicht leiden können und während des größten Teils der Geschichte wie Hund und Katze sind.
Vernunft und Gefühl
schien mir das ideale Buch zu sein, um es in den Mittelpunkt meiner Geschichte zu stellen. Zum einen, weil es Jane Austens erstes »verkauftes« Buch nach den »fehlenden Jahren« war (und ich wollte ja auch über ihren Aufstieg als Schriftstellerin schreiben), und zum anderen, weil in diesem Roman die Art von Konflikt vorkommt, die ich in einer romantischen Geschichte besonders mag: Ein Mann und eine Frau lernen einander kennen und verlieben sich auf den ersten Blick, werden aber durch die Umstände und die Forderungen der Familie und Gesellschaft getrennt, dazu noch jede Menge Spannung, Herzschmerz und finstere Geheimnisse.
Mr. Ashford ist eine wunderbare Romangestalt. Haben Sie ihn
an eine Figur aus den Büchern Jane Austens angelehnt oder gar
an jemandem aus dem wirklichen Leben?
Nein. Mein Ziel war es, einen Liebespartner zu erfinden, der Jane Austen an Intellekt und Temperament das Wasser reichen kann und der ihre Bewunderung und Leidenschaft verdient.Es sollte ein Mann sein, der ihr Leben beeinflussen und sie zum Schreiben zurückbringen könnte, der ihr aber gleichzeitig nicht ihren ungezähmt unabhängigen Geist nehmen oder gar als der einzige Grund für ihre vielen Leistungen gelten würde. Einen Teil der Handlung habe ich lose an Elemente aus
Vernunft und Gefühl
und
Stolz und Vorurteil
angelehnt, um damit anzudeuten, dass persönliche Erfahrung diese Augenblicke in den Büchern inspiriert hat. So hat Mr. Ashford ein Geheimnis, das dem von Edward Ferrars ähnelt (ihm aber nicht völlig gleicht), und er ist Erbe eines Anwesens, das Mr. Darcys Pemberley ziemlich ähnlich sieht. Ich habe jedoch versucht, Mr. Ashford anders als diese beiden Romanhelden zu gestalten, die zwar sehr gute und anständige Männer sind, die sich am Ende doch als außerordentlich liebenswert erweisen, sich aber zunächst schüchtern und unbeholfen verhalten. Ich wollte einen Helden schaffen, der sich vom ersten Augenblick an zu Jane hingezogen fühlen würde, der dazu bereit und in der Lage wäre, mit ihr endlose Gespräche zu führen, und der offen über seine Gefühle sprechen konnte. Wenn Ashford überhaupt einer der Figuren aus Miss Austens Büchern ähnelt, dann wohl am ehesten Mr. Knightley aus
Emma
, einem Mann, der von Anfang an der
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