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Die Geheimen Tagebücher Der Charlotte Brontë

Die Geheimen Tagebücher Der Charlotte Brontë

Titel: Die Geheimen Tagebücher Der Charlotte Brontë Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Syrie James
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Ehemann entgehen wollen, verhalten müssen, als seien sie aus Marmor oder Ton – kalt, ausdruckslos, blutarm. Denn jeglicher Ausdruck eines Gefühls, Freude, Schmerz, Freundlichkeit, Abneigung, Bewunderung, Ekel wird ihnen gleichermaßen von der Welt als Versuch ausgelegt, einen Ehemann an die Angel zu bekommen. Sei’s drum! Recht denkende Frauenhaben schließlich ihr eigenes Gewissen, das sie trösten kann. Scheue Dich also nicht zu sehr, Dich so zu zeigen, wie Du bist: liebevoll und gutherzig; unterdrücke nicht allzu gewaltsam Gefühle und Empfindungen, die an sich hervorragend sind, allein weil Du fürchtest, dass irgendein junger Schnösel sich vielleicht einbildet, Du hättest sie nur gezeigt, um ihn zu bezaubern.
     
    An Monsieur Constantin Héger
    (aus dem französischen Original übersetzt)
    18. November 1845
    Monsieur … Der Sommer und der Herbst sind mir sehr lang vorgekommen … Ich sage Ihnen aufrichtig, dass ich in dieser Zeit des Wartens versucht habe, Sie zu vergessen, denn die Erinnerung an einen Menschen, von dem man glaubt, dass man ihn niemals wiedersehen wird, und den man trotzdem sehr achtet, quält die Gedanken übermäßig, und wenn man diese Art der Beängstigung zwei, drei Jahre lang ertragen hat, ist man bereit, alles zu tun, um seinen Seelenfrieden wieder zu erlangen. Ich habe alles getan, ich habe mir Beschäftigungen gesucht, ich habe mir das Vergnügen versagt, über Sie zu sprechen – nicht einmal mit Emily. Doch ich konnte weder mein Bedauern noch meine Ungeduld überwinden – und das ist wahrhaftig beschämend, nicht zu wissen, wie man seine eigenen Gedanken zur Räson bringen kann, Sklavin eines Bedauerns, einer Erinnerung zu sein, Sklavin einer alles dominierenden, fixen Idee, die eine tyrannische Herrschaft im eigenen Kopf führt. Warum kann ich für Sie nicht genauso viel Freundschaft empfinden wie Sie für mich – nicht mehr und nicht weniger? Dann wäre ich so ruhig und gelassen, so frei – ich könnte zehn Jahre ohne das geringste Bemühen schweigen.
    Mir zu verbieten, an Sie zu schreiben, sich zu weigern, mirzu antworten – das hieße, mir die einzige Freude zu entreißen, die ich auf Erden habe –, mich meines letzten verbleibenden Privilegs zu berauben … Wenn ein trauriges und andauerndes Schweigen mich zu warnen scheint, dass mein Professor sich mir immer mehr entfremdet – wenn ich Tag für Tag auf einen Brief warte und mich Tag für Tag die Enttäuschung wieder in überwältigendes Elend stürzt, wenn das süße Entzücken, das ich empfinde, wenn ich Ihre Schrift sehe und Ihre Ratschläge lese, vor mir flieht wie ein eitler Wahn – dann leide ich unter einem Fieber – verliere meinen Appetit und bin meines Schlafes beraubt –, dann sieche ich dahin.
     
    An Ellen Nussey
    10. Juli 1846
    Wer hat Dich denn mit ernster Miene gefragt, ob Miss Brontë nicht den Hilfspfarrer ihres Herrn Papa heiraten würde? Ich brauche wohl kaum zu erwähnen, dass es ein höchst unbegründetes Gerücht ist – es ist mir rätselhaft, wie es überhaupt entstehen konnte. Eine kühle, auf größten Abstand bedachte Höflichkeit ist die einzige Grundlage, auf der ich bisher mit Mr. Nicholls Umgang gepflegt habe. Ich vermag nicht einmal daran zu denken, ihm von diesem Gerücht auch nur im Scherz zu erzählen – das würde mich für das nächste halbe Jahr bei ihm und seinen Kollegen zum Gespött machen. Die betrachten mich alle als alte Jungfer, und ich halte sie einen wie den anderen für uninteressante, engstirnige und wenig anziehende Vertreter des gröberen Geschlechtes.
     
    An Ellen Nussey
    14. September 1850
    Was ist das für ein »Unfug über meine Heirat usw.«, der Dir zu Ohren gekommen ist? Wen soll ich heiraten? Ich glaube, ichhabe, seit ich London verlassen habe, kaum einen einzigen Mann gesehen, mit dem eine solche Verbindung auch nur im Bereich des Möglichen läge. Zweifellos gibt es Männer, die mich, wenn ich sie dazu ermutigen würde, heiraten würden, aber es wurde mir nicht auch nur im entferntesten eine Eheschließung angeboten, die mir wahrhaftig wünschenswert erscheint. Und selbst wenn dies der Fall wäre, so gäbe es viele Hindernisse. Die kleinste Anspielung auf derlei ist für Papa außerordentlich kränkend.
     
    An Ellen Nussey
    15. Dezember 1852
    Er trat ein und stand vor mir. Was seine Worte waren, kannst Du erraten; sein Verhalten kannst Du Dir kaum vorstellen, noch kann ich es vergessen … Er sprach von Leiden, die er monatelang ertragen hätte –

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