Die Geheimen Tagebücher Der Charlotte Brontë
Zeitvertreib. Zu diesen Pflichten wurden Sie bisher nicht gerufen, doch wenn dies geschieht, so werden Sie weniger auf literarischen Ruhm erpicht sein. Sie werden dann nicht mehr in Ihrer Phantasie nach Anregungen suchen müssen …
Aber denken Sie nicht, dass ich die Gabe verachte, die Siebesitzen, noch, dass ich Ihnen abraten will, diese Gabe einzusetzen. Ich möchte Sie lediglich anhalten, sie so zu betrachten und so zu nutzen, dass Sie es zu Ihrem eigenen dauerhaften Wohl tun. Schreiben Sie Gedichte um ihrer selbst willen … und nicht mit dem Blick auf literarischen Ruhm. Je weniger Sie darauf abzielen, desto wahrscheinlicher ist es, dass Sie ihn verdienen und letztlich erringen. So geschrieben, sind Gedichte gesund für Herz und Seele; dann sind sie vielleicht neben der Religion das sicherste Mittel, um den Geist zu beruhigen und zu erheben. Sie können darin Ihre besten Gedanken und ihre weisesten Gefühle einbringen und diese so erziehen und stärken.
Aus Charlottes Antwort an Robert Southey
16. März 1837
Sehr geehrter Herr … Nach der ersten Lektüre Ihres Briefes empfand ich nur Beschämung und Bedauern, dass ich es je gewagt hatte, Sie mit meinen plumpen Rhapsodien zu belästigen. Ich spürte, wie mir schmerzlich die Röte in die Wangen stieg, wenn ich an die vielen Lagen Papier dachte, die ich mit dem bedeckt habe, was mir einst so viel Vergnügen bereitet hat, aber nun nur eine Quelle der Verwirrung war; aber nachdem ich ein wenig nachgedacht und Ihr Schreiben wieder und wieder gelesen hatte, schien mir die Zukunftsaussicht klar. Sie verbieten mir das Schreiben nicht. Sie warnen mich nur vor der Torheit, über meinen eingebildeten Vergnügungen meine eigentlichen Pflichten zu vernachlässigen, und davor, allein aus Liebe zum Ruhm zu schreiben … Sie erlauben mir freundlicherweise, Gedichte um ihrer selbst willen zu verfassen, vorausgesetzt, dass ich nichts ungetan lasse, was ich tun müsste, nur um dieses einzigartigen, fesselnden, köstlichen Vergnügens willen …
Dem Rat meines Vaters folgend – den er mir von Kindesbeinen an im gleichen klugen und freundlichen Ton gab, den ich auch aus Ihrem Brief herauslas –, habe ich mich bemüht, alle Pflichten, die einer Frau obliegen, nicht nur aufmerksam zu erfüllen, sondern tatsächlich Interesse dafür aufzubringen. Das gelingt mir nicht immer, denn manches Mal, wenn ich unterrichte oder nähe, würde ich lieber lesen oder schreiben. Aber ich versuche mir dies zu versagen; und die Wertschätzung meines Vaters hat mich für diesen Verzicht reichlich belohnt. Gestatten Sie mir noch einmal, Ihnen meinen aufrichtigen Dank auszusprechen. Ich bin mir sicher, dass ich keinen Ehrgeiz mehr verspüren werde, meinen Namen gedruckt zu sehen; und falls dieser Wunsch jemals in mir aufkommen sollte, dann sehe ich mir erneut Southeys Brief an und unterdrücke ihn.
An eine Reihe gefeierter Schriftsteller
(unter anderem Wordsworth, Tennyson, Hartley Coleridge und Thomas de Quincey, jeweils mit einem Exemplar ihres »unerwünschten« Gedichtbandes)
16. Juni 1847
Sehr geehrter Herr,
meine Verwandten Ellis & Acton Bell und ich haben trotz wiederholter Warnungen verschiedener geachteter Verleger die voreilige Entscheidung getroffen, einen Band mit Gedichten zu veröffentlichen.
Die uns von diesen Herren vorhergesagten Folgen sind natürlich eingetroffen. Unser Buch hat sich als Ladenhüter erwiesen. Niemand braucht es, und niemand will es. Innerhalb eines Jahres ist es unserem Verleger gelungen, lediglich zwei Exemplare abzusetzen, und nur er allein weiß, welcheschmerzlichen Bemühungen dazu nötig waren, diese beiden loszuwerden.
Ehe wir die gesamte Auflage den Koffermachern 1 überantworten , haben wir beschlossen, einige Exemplare, die wir nicht verkaufen können, als Geschenke zu verteilen. Wir bitten darum, Ihnen eines davon als Anerkennung für das Vergnügen und den Gewinn überreichen zu dürfen, die wir oft und schon seit langer Zeit aus Ihren Werken ziehen.
Ich verbleibe mit vorzüglichster Hochachtung
Currer Bell
Von C. Bell an Smith, Elder & Co.
19. Oktober 1847
Sehr geehrte Herren, heute Morgen haben mich die sechs Exemplare von
Jane Eyre
erreicht. Sie haben dem Werk jeglichen Vorteil verschafft, den gutes Papier, klarer Druck und ein schöner Einband bewirken können. Wenn das Werk dennoch erfolglos bleiben sollte, so liegt die Schuld einzig und allein beim Autor. Sie sind völlig davon ausgenommen. Ich erwarte nun das Urteil
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