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Die Geheimen Tagebücher Der Charlotte Brontë

Die Geheimen Tagebücher Der Charlotte Brontë

Titel: Die Geheimen Tagebücher Der Charlotte Brontë Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Syrie James
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wie man seinen Nachnamen buchstabierte, schrieb er ihn selbst auf und änderte ihn dabei gleich von Brunty in das wesentlich interessantere Brontë um, nach dem griechischen Wort für Donner. Papa war ein guter, freundlicher, lebhafter und hochintelligenter Mann, sehr belesen, mit einem großen Interesse an Literatur, Kunst, Musik und Naturwissenschaften, das weit über seinen Tätigkeitsbereich als Geistlicher einer kleinen Gemeinde in Yorkshire hinausging. Er schrieb gern, und neben unzähligen Artikeln wurden auch einige seiner Gedichte und religiösen Geschichten veröffentlicht. Er war sehr in das politische Leben der Gemeinde eingebunden, und er war ein außerordentlich engagierter Pfarrer. Jetzt plagten ihn gewaltige Sorgen: gegenwärtig, im Alter von achtundsechzig Jahren, nach einem Leben in treuen Diensten der Kirche, erblindete unser geliebter Vater.
    »Ich muss jetzt für Papa lesen und schreiben«, sagte ich. »Ich fürchte, bald wird er nicht mehr in der Lage sein, selbst die kleinsten Dienste in der Gemeinde zu verrichten – und wenn er sein Augenlicht ganz verliert, was machen wir dann? Papa wird nicht nur jegliches, selbst das kleinste Vergnügen im Leben einbüßen und völlig von uns abhängig werden – ein Umstand, den er mit äußerster Sorge herannahen sieht –, sondern zweifellos wird er auch gezwungen sein, seine Pfarrstelle aufzugeben. Dann müssen wir nicht nur auf sein gesamtes Einkommen verzichten, sondern auch noch auf unser Zuhause.«
    »In jeder anderen Familie würde der Sohn ihm finanziellunter die Arme greifen«, meinte Emily mit einem Kopfschütteln, »aber unser Bruder hat ja keine Arbeitsstelle lange behalten können.«
    »Seine Tätigkeit als Hauslehrer in Thorp Green ist tatsächlich die längste Anstellung, die er je hatte«, fügte ich hinzu, während ich meinen Pastetenteig ausrollte. »Man scheint ihn dort sehr zu schätzen, und doch reicht sein Einkommen kaum für ihn selbst aus. Wir müssen uns damit abfinden, Emily: Sollte Papas Zustand sich weiter verschlechtern, dann lastet die gesamte Bürde dieses Haushalts nur auf unseren Schultern.«
    Ich glaube, ich spürte das Gewicht dieser Verantwortung wesentlich stärker als meine Geschwister, vielleicht weil ich die Älteste war. Das war ich allerdings nicht durch meine Geburt, sondern durch eine Tragödie. Meine Mutter, an die ich nur höchst verschwommene Erinnerungen habe, brachte in sechs Jahren sechs Kinder zur Welt und starb, als ich fünf Jahre alt war. Meine geliebten Schwestern Maria und Elizabeth wurden uns in früher Kindheit entrissen. Mein Bruder, die jüngeren Schwestern und ich wurden von unserem Vater unterrichtet und von einer strengen und ordnungsliebenden Tante aufgezogen, die nach Mutters Tod bei uns wohnte. Wir Kinder flüchteten uns in eine herrliche Welt voller Bücher und Phantastereien, wir streunten über die Moore, wir zeichneten und wir malten, wir lasen und wir schrieben wie besessen; wir alle träumten davon, eines Tages Schriftsteller zu sein, deren Werke veröffentlicht wurden. Obwohl dieser Traum vom Schreiben nie verging, war er schon lange von den Notwendigkeiten des Lebens in den Hintergrund gedrängt worden. Wir waren gezwungen, uns unseren Lebensunterhalt zu verdienen.
    Meinen Schwestern und mir standen nur zwei Berufe offen:Lehrerin oder Gouvernante, beides Beschäftigungen in sklavenartiger Abhängigkeit, die ich aus tiefster Seele verachtete. Ich hatte mir bereits eine ganze Weile überlegt, die beste Lösung für uns wäre es, eine eigene Schule aufzumachen. Zu diesem Zweck – um Kenntnisse im Französischen und Deutschen zu erlangen, was unsere Aussichten verbessern sollte, Schülerinnen anzuwerben – waren Emily und ich vor drei Jahren nach Brüssel gegangen. Nach Emilys Rückkehr nach England war ich noch ein weiteres Jahr allein dort geblieben. Als auch ich wieder in Haworth war, versuchten wir, eine Schule im Pfarrhaus zu eröffnen, doch trotz all meiner eifrigen Bemühungen war kein einziges Elternpaar gewillt, ein Kind an einen so abgelegenen Ort zu schicken.
    Ich konnte es ihnen nicht verübeln. Haworth war ein kleines Dorf im Norden von Yorkshire, weit von allem entfernt. In unserer ganzen Moorgemeinde lebte außer uns keine einzige gebildete Familie. Im Winter lag das Land unter einer dicken Schneedecke, und in drei von vier Jahreszeiten wehte hier ein kalter und erbarmungsloser Wind. Es gab keine Eisenbahnverbindung. Keighley, die nächste Stadt, lag vier Meilen weiter

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