Die Geheimnisse der Patricia Vanhelsing
beeinflussen..."
"Sie wollte dich töten, Patti!"
"Ich weiß. Und in dem Moment, als du dich dem Monstrum entgegengeworfen hast, stellte es seinen Angriff ein."
"Woran, denkst du, lag das?"
"Das muss ihr Einfluss sein, Tom! Es waren schließlich ihre Kräfte, die dieses Ungeheuer aus dem Teich emporsteigen ließen. Mich will sie töten, aber nicht dich, Tom. Dich liebt sie über den Tod hinaus... Deshalb hat das Monstrum von dir abgelassen."
"Das wäre eine Erklärung."
Ich näherte mich ihm, strich ihm mit der Hand über Kinn. Seine Arme schlossen sich um meine Taille. Und für einen Moment glaubte ich, die Kälte nicht zu spüren, die hier herrschte.
"Du musst wahnsinnig gewesen sein, dich diesem furchtbaren Ungeheuer entgegenzuwerfen!"
Er lächelte matt.
"Vielleicht habe ich geahnt, was geschehen wird!"
"Ach, Tom!"
Ich küsste ihn. Wir gingen Arm in Arm auf das große Portal zu und schritten die Stufen empor.
Die Tür stand noch immer offen.
Es schien Lady Mary nicht zu kümmern, dass ein Schwall eiskalter Luft auf diese Weise ins Innere von Delancie Castle hereinwehte.
Der Butler wartete im Türrahmen auf uns. Er blickte uns mit seinem starren Gesicht an.
"Sie sollten jetzt schlafen", schlug er vor. "Es ist sehr spät..."
"Sie wissen natürlich auch nichts über das Monstrum aus dem Teich", sagte Tom leicht sarkastisch.
Der Butler hob die Augenbrauen.
"Vieles mag es Ihnen seltsam erscheinen, Sir. Aber ich bin überzeugt davon, dass Sie sich daran gewöhnen..."
*
Als wir wieder in meinem Zimmer waren, fielen wir tatsächlich in einen leichten, unruhigen Schlaf. Instinktiv versuchte ich, mich so nahe wie möglich an Tom zu klammern. Denn ich spürte, dass mir in seiner Gegenwart nichts geschehen konnte. Jedenfalls hoffte ich das.
Als ich erwachte, griff ich neben mich und geriet einen Augenblick lang in Panik.
Ich griff ins Leere.
Tom war nicht mehr da.
Er stand am Fenster und blickte hinaus.
Ich schlug die Decke zur Seite und trat neben ihn. Er warf mir einen liebevollen Blick zu und strich mir über Haar.
"Guten Morgen, Darling! - Wenn man überhaupt von einem Morgen sprechen kann!"
Er deutete aus dem Fenster hinaus.
Es schien überhaupt nicht richtig hell geworden zu sein. Grauer Nebel umgab Delancie Castle wie eine undurchdringliche Wand. In dicken Schwaden kroch er über den dunklen Teich.
Die Sonne war nicht zu sehen.
Das Getrappel von Pferdehufen war jetzt zu hören. Selbst durch das Fensterglas hindurch. Eine Gestalt formte sich als dunkler Umriss aus dem Nebel heraus.
Ein Reiter.
Mehr war nicht zu erkennen.
Der Reiter näherte sich noch etwas. Die Hufe des Pferdes klackerten auf dem kalten Pflaster.
Er trug einen langen Umhang. Sein Kragen war hochgestellt, so dass die untere Hälfte des Gesichts nicht zu sehen war. Er trug einen dunklen Zylinder, der an einen Totengräber erinnerte.
Vor dem Portal zügelte er erneut das Pferd.
Dann schlug er den Umhang zur Seite.
Er holte etwas darunter hervor.
Tom und ich sahen beide, was es war.
Eine Henkerschlinge, die wenige Zoll oberhalb des fachmännisch geknüpften Knotens vom Rest des Seils abgeschnitten worden war.
"Mary!", rief die heisere Stimme des Reiters.
"Mary, du kannst deinem Schicksal nicht entkommen? So lange du dich auch in diesem modrigen Gemäuer verstecken magst!"
Der Reiter lachte schauderhaft.
Und dann schleuderte er die Schlinge von sich, so dass sie auf den Stufen des Portals liegenblieb.
Er stand jetzt so, dass sein Gesicht im grauen Dämmerlicht dieses nebligen Tages gut zu sehen war.
"Mein Gott!", entfuhr es Tom.
"Was ist?"
"Ich weiß, wer der Mann ist!"
"Wer?"
"Willard! Marys Bruder!"
Tom riss das Fenster auf.
Ein Schwall nasskalter Luft kam herein und ließ mich frösteln. Tom beugte sich heraus, während der Reiter sein Pferd bereits wieder gewendet hatte.
"Willard!", rief Tom. "Warten Sie, Willard Delancie!" Willard blickte mit gerunzelter Stirn zu unserem Fenster hinauf. Dann veränderte sich sein Gesicht. Er lachte schallend und gab seinem Pferd die Sporen.
Als er den Teich erreichte, riss er noch einmal die Zügel herum und ließ das Tier stoppen.
Dicke Schwaden von Bodennebel kroch um den Reiter herum. Sie reichten bis zum Bauch des Pferdes hinauf, dessen Beine nur zu erahnen waren.
Der Reiter drehte den Kopf.
Ein grinsender Totenschädel blickte uns aus leeren Augenhöhlen an.
Nur den Bruchteil eines Augenblicks war dieser schaurige Anblick zu sehen. Das Pferd stob
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