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Die Geheimnisse der Patricia Vanhelsing

Die Geheimnisse der Patricia Vanhelsing

Titel: Die Geheimnisse der Patricia Vanhelsing Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Realität vor meinem inneren Auge stand. Er sah nicht so aus, wie ich ihn als Kind in Erinnerung hatte. Ich war zehn Jahre alt gewesen, als er zu seiner letzten Reise aufgebrochen war. Kurz davor war ich ihm zuletzt begegnet.
    Ich sah Frederik Vanhelsing so vor mir, wie er jetzt hätte aussehen müssen...
    Um annähernd zwanzig Jahre gealtert.
    Das Haar war damals schon grau gewesen, aber die Haut hatte elastischer und weniger faltig gewirkt.
    Die Augen!, dachte ich. Sie standen genau so vor mir, wie ich sie in Erinnerung hatte. Wach, intelligent und sehr aufmerksam. Augen, denen nicht das kleinste Detail entging, wenn sie beobachteten, wie ein feiner Pinsel den Staub von einer archäologisch interessanten Steinformation wegbürstete und darunter vielleicht etwas Einzigartiges hervorkam.
    Warum in aller Welt denkst du jetzt nur an Onkel Frederik? , raste es durch meinen Kopf. Ich ahnte, dass es einen Grund dafür gab. Eine Ursache, die außerhalb meiner selbst lag und die nichts mit irgendwelchen Fantasien über die Vergangenheit zu tun hatte. Nichts mit unklaren Sehnsüchten oder dem Wunsch, dass die Frau, die mich wie eine Mutter großgezogen hatte, ein glücklicheres Leben hätte führen können, wenn dieser Mann nicht im ewigen Grün des Regenwaldes verschollen gewesen wäre.
    Vielleicht lag es an....
    Ich starrte auf eine ganz bestimmte Stelle im Unterholz, fixierte sie und war plötzlich überzeugt davon, dass dort die Ursache zu finden war.
    "Patti, was ist los?", hörte ich Toms Stimme.
    Sie hörte sich an wie aus weiter Ferne.
    Ich öffnete halb den Mund, hob etwas den Arm, so als wollte ich auf jene Stelle deuten...
    Aber ich schaffte es weder, auch nur einen einzigen Ton hervorzubringen, noch, den Arm wirklich zu heben. Ich stand einfach wie erstarrt da.
    Die geistige KRAFT, die ich gespürt hatte, zog sich zurück.
    Sie gab sich alle Mühe, um von mir nicht bemerkt zu werden. Und im Vergleich mit anderen Wahrnehmungen dieser Art, die ich schon gehabt hatte, war diese Empfindung kaum mehr als ein Hauch, bei dem man sich nicht ganz sicher war, ob es ihn überhaupt gegeben hatte.
    Rama'ymuh...
    Die Stimme war wieder da, flüsterte diesen unheimlichen Namen und ließ mich bis ins tiefste Innere erschaudern.
    Eine Bewegung ließ Zweige und Blätter im Unterholz rascheln. Ein zischender, fast fauchender Laut durchdrang die lähmende Stille, die sich über diesen Ort gelegt hatte.
    Eduardo Gomes hielt den Revolver in der Hand.
    "Nicht nervös werden!", zischte Tom ihm zu.
    "Sie haben gut reden! Wir wären nicht die ersten, die..."
    Er kam nicht weiter.
    Der blanke Schrecken ließ seine Stimme verstummen, als sich das Grün der Blätter auseinander teilte wie ein Vorhang.
    Ein Schlangenkopf wurde sichtbar. Er war von so monströser Größe, dass seine Kiefer ohne Weiteres in der Lage gewesen wären, einen Menschen zur Hälfte zu verschlingen. Kalte Facettenaugen blickten mich an, fixierten mich geradezu.
    Zischend fuhr eine gespaltene, sehr lange Zunge aus dem Schlangenmaul heraus.
    Die schuppige Haut schimmerte glänzend im Sonnenlicht.
    Der untere Teil des Körpers war nur er zu erahnen. Er schien Ähnlichkeit mit dem eines Menschen zu besitzen, war aber größer. Zwei kräftige Arme kamen aus dem Laub hervor.
    Die Finger der prankenartigen Hände waren mit messerscharfen Krallen versehen.
    Das Wesen blickte etwas irritiert um sich.
    Eduardo Gomes packte die Panik.
    Er riss den Revolver hoch.
    Tom ergriff seinen Arm, riss ihn nieder und dann krachte ein Schuss los. Die Kugel ließ einige Meter weiter den Sand zu einer kleinen Fontäne aufspringen.
    Das Wesen stieß ein wütendes Fauchen hervor. Mit den kräftigen Armen ruderte es durch das Blätterwerk des Unterholzes und war wenige Augenblicke später verschwunden.
    Wir standen wie angewurzelt da.
    Ich ballte die Hände zu Fäusten.
    So nahe waren wir diesem Wesen gekommen... So nahe, wie nie zuvor auf meiner ersten Brasilien-Reise! Zum ersten Mal hatte ich es wirklich im Tageslicht sehen können. Endlich stand es unverrückbar fest. Rama'ymuh war mehr, als eine Legende oder ein düsterer Schatten, den furchtsame Indios durch den Dschungel hatten schleichen sehen.
    Ich wandte mich an Eduardo.
    "Warum mussten Sie nur die Nerven verlieren!", rief ich.
    Eduardo war blass geworden.
    Er hob die Schultern und steckte den Revolver wieder weg.
    "Ich dachte, diese Kreatur greift uns an, Miss Vanhelsing!"
    "Sie haben sich getäuscht!", stellte ich bitter fest. "Und wer

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