Die Geheimnisse der Patricia Vanhelsing
Größe...
Eduardo Gomes kannte diese gewaltigen Häute bereits von unserer letzten Reise, die wir mit der AMAZONAS QUEEN hierher unternommen hatten. Er würdigte sie daher nur eines kurzen Blickes.
Baiano ließ die ganze Zeit über nicht den Blick von mir.
"Haben Sie so etwas schon einmal gesehen, Miss Vanhelsing?", fragte er.
"Ja. Ich war vor ein paar Jahren schon einmal in dieser Gegend..."
Baiano war einen Moment lang verblüfft. Seine Augenbrauen zogen sich zusammen. "Und die Häute, die Sie damals gesehen haben..."
"...waren so groß wie diese, ja!"
Er atmete tief durch. Dann deutete er mit dem ausgestreckten Arm zum Dschungel hinüber.
"Da draußen in dieser grünen Hölle, schleicht ein Killer herum, Miss Vanhelsing... Wir haben diese Häute aus einem nahen Indio-Dorf. Es war verlassen. Die Bewohner müssen in Panik geflohen sein..."
Tom erhob sich. Er hatte eines der Hautstücke in den Händen. Es stammte von einem monströs großen Schlangenkopf.
Das Material war pergamentartig und beinahe durchsichtig. Die Kreatur, hinter der wir alle - wenn auch aus unterschiedlichen Motiven - her waren, häutete sich offenbar in regelmäßigen Abständen.
"Seien Sie vorsichtig damit, Senhor Hamilton!", meinte Baiano. "Wenn wir dieses Biest nicht fangen oder töten können, dann werden uns diese Reptilienhäute sicher einen guten Preis als Kuriosität machen!"
"Keine Sorge", erwiderte Tom.
Baiano tickte mit den Fingern auf dem Lauf seiner Maschinenpistole herum.
Dann meinte er: "Sie können ein paar hübsche Bilder von diesen Schlangenhäuten hier machen! Einverstanden? Und ansonsten sollten wir zusammenarbeiten. Sie werden hier sicher ein Funkgerät besitzen..."
"Sicher", knurrte Eduardo Gomes.
"Wenn Sie eine Spur dieser Kreaturen finden, dann geben Sie mir Bescheid... Ich gebe Ihnen die Frequenz. Und wenn wir etwas sehen...."
"...dann geben Sie uns Bescheid", ergänzte Tom.
"In Ordnung?"
Wir hatten wohl keine andere Wahl, als uns darauf einzulassen. Schließlich verfügten diese Männer über die eindeutig überlegenere Bewaffnung. Und Baianos Leute wirkten so, als würden sie notfalls kurzen Prozess mit jedem machen, der sich ihnen irgendwie in den Weg stellte.
Baiano verabschiedete sich mit einer lässigen Handbewegung.
Einer seiner Leute nahm das Bündel mit den Schlangenhäuten wieder auf.
Dann kletterten sie nacheinander über die Reling der AMAZONAS QUEEN.
Augenblicke später knatterten die Außenborder los. Die Boote fuhren in einen nach Osten führenden Seitenarm.
"Besser, wir gehen diesem Gesindel so gut wir können aus dem Weg!", war Eduardos grimmiger Kommentar.
Ich strich mir mit einer schnellen Handbewegung durch das Gesicht. Eine verirrte Haarsträhne kitzelte auf meiner Wange.
"Unglücklicherweise sind die hinter derselben Sache her wie wir", murmelte ich.
Wir fuhren weiter flussaufwärts. Die Dutzende von Nebenarmen des großen Stroms bildeten ein völlig unübersichtliches Labyrinth. Ich hoffte nur, dass Eduardo Gomes anhand seiner detaillierten Karten einigermaßen die Übersicht behielt und wir mit der AMAZONAS QUEEN zumindest in die Nähe des HAUSES DER GÖTTER gelangten, das im Dschungel verborgen lag. Ich nahm nicht an, dass Baiano dieses mysteriöse Bauwerk kannte. Ich selbst war vor Jahren nur mit Hilfe der Ortskenntnis des zwielichtigen Abenteurers Balboa zum äonenalten Tempel des Schlangengottes Rama'ymuh gelangt. Man musste vom Fluss aus ein Stück durch den Urwald hindurch. Und weder der Fluss noch der Regenwald waren feste, unveränderliche Größen. Das Gegenteil war der Fall. Ständig änderten die Nebenarme des Amazonas ihr Bett. Und im Dschungel verlor sich jeder Trampelpfad und jede Markierung schon nach kurzer Zeit. Selbst menschliche Siedlungen, die mit viel Aufwand errichtet worden waren, hinterließen schon nach kurzer Zeit kaum noch Spuren. Der Dschungel eroberte sich jeden Quadratzentimeter Boden zurück, den man ihm zu nehmen versuchte.
Tage vergingen. Die Stunden quälten sich dahin und allmählich glaubte ich sogar, mich an die Moskitos gewöhnen zu können.
Ich erkundige mich bei Eduardo Gomes, ob er etwas von Dr. Rosaria Pinto gehört hatte, einer Ärztin, die ich hier getroffen hatte. In selbstlosem Einsatz hatte sie versucht, den Indios medizinische Versorgung angedeihen zu lassen.
"Soweit ich weiß, ist sie vor zwei Jahren gestorben", erklärte Eduardo. "An irgendeinem Fieber, dass sie sich hier zuzog. Als sie in eine Klinik in Manaus
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