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Die Geheimnisse der Patricia Vanhelsing

Die Geheimnisse der Patricia Vanhelsing

Titel: Die Geheimnisse der Patricia Vanhelsing Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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blickten hinab in die Tiefe, wo nichts als namenlose Finsternis zu sein schien.
    Nebelschwaden krochen hier und da wie böse Geister über den See und bildeten bizarre Formen. Sie schienen aus der unergründlichen Finsternis emporzusteigen, um dann langsam zu den einschüchternden Felsmassiven und Berggipfeln emporzusteigen, die den See wie eine Burgmauer umgaben.
    Der Mond stand als großes Oval am Himmel. Er wirkte fast wie das allwissende Auge eines uralten Indiogottes und tauchte alles in fahles Licht.
    Ein Licht, das die eigentlich dunkelbraunen Gesichter der Männer totenbleich erscheinen ließ.
    Es war kalt. Und so manch einer der Indios in den Booten zitterte leicht - trotz der Ponchos und Filzhüte, die sie trugen. Es war eine Kälte, die alles durchdrang, in jeden Winkel der Seele zu kriechen schien und die Indios bis ins tiefste Innere frösteln ließ.
    Eine Kälte, die nicht nur von dieser Welt kam.
    Davon waren sie überzeugt.
    Der eisige Hauch aus einem Reich, das der Mensch normalerweise nicht betreten konnte... Dem REICH DER TIEFE, wie sie es nannten.
    Einer der Männer machte ein Zeichen. Er hob die Hand, woraufhin die Indios zu paddeln aufhörten.
    Ein dumpfes, gurgelndes Geräusch weit unter ihnen ließ sie alle aufhorchen.
    "Das sind sie", murmelte der Mann, der das Zeichen gegeben hatte. "Die Götter der Tiefe... Los! Fangt an!"
    "Werden Sie unser Opfer annehmen, Paco?", flüsterte jemand hinter ihm.
    "Wir können nur hoffen..."
    "Und wenn nicht?"
    "Dann sind wir verloren", antwortete Paco. "Und nicht nur wir... Sie werden aus der Tiefe kommen..."
    Fackeln wurden entzündet.
    Die grauen Nebelschwaden schienen sich wie die Tentakel eines formlosen Ungeheuers den Booten entgegenzurecken.
    Caballitos nannten die Indios diese aus den Blättern der Totora-Pflanze gefalteten Boote - das bedeutete "Pferdchen".
    Es war ziemlich riskant, damit soweit hinauszufahren. Aber sie hatten keine andere Wahl.
    Paco setzte den Hut ab. Dann hob er die Arme gen Himmel.
    "Maquatli queresen Ky'aram'nur", murmelte er. Eine Silbenfolge, die einer uralten, längst vergessenen Sprache entlehnt war. Paco wiederholte sie immer wieder. Sein Gesicht wirkte angestrengt. Er hatte die Augen geschlossen, während das Mondlicht auf sein Gesicht schien.
    Die anderen fielen in diesen Singsang mit ein, hoben die Arme und murmelten diese uralten Beschwörungsformeln vor sich hin.
    Das dumpfe grollende Geräusch tief unter ihnen in der namenlosen Dunkelheit unter Wasser, ging in den heiseren Stimmen der Männer beinahe unter.
    Erst als es lauter wurde, verstummten sie abrupt.
    Wie gebannt blickten die Indios auf zwei leuchtende Punkte, die unter der Wasseroberfläche sichtbar wurden. Ein grünliches Schimmern erfüllte diese Punkte, die wie von Fluoreszenz erfüllte Augen aussahen.
    Die Indios hielten den Atem an.
    Paco rief: "Jetzt!"
    Auf dem Boot wurde ein in Lumpen gehülltes Bündel ausgepackt.
    Das Mondlicht fiel in das Gesicht eines grauhaarigen Mannes in den mittleren Jahren. Die Krawatte hing ihm wie ein Strick um den Hals, das Jackett hatte sichtlich gelitten.
    Gesicht und Körper des Mannes waren vollkommen starr.
    Nur die Augen...
    Sie bewegten sich, waren weit aufgerissen.
    Angst leuchtete aus ihnen. Namenloses Entsetzen. Der Mann schien die Lippen aufreißen und schreien zu wollen. Aber aus irgendeinem Grund konnte er das nicht. Nicht einmal ein Muskel zuckte in seinem blassen Gesicht.
    Paco sah den Mann kurz an.
    Dann gab er dem Indio, der den Gefangenen aus den Lumpen herausgewickelt hatte, ein Zeichen.
    Mit schreckgeweiteten Augen, in denen das pure Grauen zu lesen war, wurde er über den Bootsrand gerollt. Er plumpste ins Wasser, ohne sich zu bewegen. Wie ein Toter.
    Ein gurgelnder Laut kam aus der dunklen Tiefe.
    Dieses Geräusch wurde lauter, klang jetzt wie ein gefräßiges Knurren. Die anwesenden Indios zuckten unwillkürlich zusammen, als sich ein schattenhafter Arm als dunkler Schemen aus dem Wasser heraushob, sich um den reglosen Körper des Mannes legte und ihn dann mit sich in die Schwärze riss. Es gurgelte, schmatzte, knackte... Ein Schwall von Luftblasen stieg empor und zerplatzte an der Oberfläche.
    Die wie dämonische Augen aussehenden grellgrünen Lichtpunkte begannen zu pulsieren. Sie wurden kleiner und schienen sich zu entfernen. Die Gurgelgeräusche waren kaum noch zu hören.
    Paco war kreidebleich. Er zitterte am ganzen Körper und atmete schwer.
    Die Maquatli haben unser Opfer angenommen!, dachte

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