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Die Geheimnisse der Patricia Vanhelsing

Die Geheimnisse der Patricia Vanhelsing

Titel: Die Geheimnisse der Patricia Vanhelsing Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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er, aber noch stellte sich keine Erleichterung ein.
    Wie mechanisch hob er erneut die Arme und rief: "Dank den uralten Göttern der Tiefe!"
    Seine Stimme klang schwach und brüchig.
    "Dank den Göttern der Tiefe!", antworteten die anderen Anwesenden, während die ausgreifenden Nebelarme sie fast erreicht hatten.
     
    *
     
    Ein eisiger Schauder erfasste mich, als ich die dunkle Wasseroberfläche sah. Ich zitterte und fühlte diese furchtbare Kälte, die alles zu durchdringen schien. Eine Kälte, die mir keines natürlichen Ursprungs zu sein schien.
    Und dann sah ich diese beiden...
    AUGEN!
    Ich hätte es nicht anders beschreiben können. Zwei Lichtpunkten gleich schienen sie mich aus dem Dunkel des Wasser anzublicken. Der kalte, mitleidlose Blick eines unheimlichen Wesens...
    "Patricia!"
    Die Augen, die mich aus dem Wasser anzusehen schienen, waren auf einmal nicht mehr da.
    "Patti!"
    Der Klang einer bekannten Stimme riss mich aus der Vision heraus, die mich so unverhofft in ihren Bann gezogen hatte.
    Mir war leicht schwindelig. Langsam begriff ich, wo ich mich befand: Im Archiv der LONDON EXPRESS NEWS, jener Zeitung, bei der ich als Reporterin angestellt war. Das Archiv lag im Keller des Verlagsgebäudes und wurde unter der Journalistencrew des täglich erscheinenden Boulevardblattes oft als DIE KATAKOMBEN bezeichnet.
    Jemand fasste mich bei der Schulter. Ich drehte mich herum und sah in ein Paar meergrüner Augen.
    "Tom!", stieß ich hervor.
    Ich atmete tief durch, legte den Kopf an seine Schulter und ließ mich in den Arm nehmen. Tom Hamilton arbeitete wie ich seit einiger Zeit für die LONDON EXPRESS NEWS. Ich hatte mich unsterblich in diesen geheimnisvollen Mann verliebt.
    "Was ist los, Patti?"
    "Ich sah zwei leuchtende Augen in einem dunklen Gewässer vor mir..." Mir schauderte jetzt noch bei dem Gedanken. "Es war so real..."
    Tom Hamilton wusste von meiner leichten übersinnlichen Begabung, die sich zumeist in seherischen Träumen und Visionen zeigte, in denen ich die Grenzen von Raum und Zeit zu überschreiten vermochte.
    Doch normalerweise war es noch immer so, dass ich von Träumen und Visionen oft genug mehr oder minder heimgesucht wurde. Bilder aus der Zukunft oder von weit entfernten Orten.
    Traumsequenzen, von denen ich wusste, dass sie vielleicht mit meinem Leben zu tun hatten. Manchmal war es grausam, zu ahnen, was geschah und doch nichts dagegen tun zu können.
    Ich sah Tom an, verlor mich einigen Augenblick lang in dem ruhigen Blick seiner grünen Augen, die mich immer an das Meer und den Geruch von Seetang erinnerten. Dunkles Haar umrahmte sein Gesicht.
    "Ich bin froh, dass du da bist", murmelte ich.
    "Ich würde dir gerne helfen", sagte er.
    Ich lächelte matt, noch immer etwas unter dem Eindruck der Vision stehend. "Das tust du schon", sagte ich. "Einfach durch deine Anwesenheit... Durch deine Liebe!"
    Er lächelte.
    "Du machst mich verlegen", meinte er.
    "Das glaube ich dir nicht", erwiderte ich.
    Wir lachten beide. Und für einen Moment vergaß ich sogar die eigenartige Erscheinung, die ich gehabt hatte und von der ich mich fragte, was sie mit mir und meinem Schicksal zu tun haben würde...
    "Ich hatte dich schon gesucht", erklärte Tom Hamilton dann. "Der Chef will uns nämlich möglichst bald in seinem Büro sehen..."
    "Swann?"
    Ich musste unwillkürlich durchatmen. Wenn der gestrenge Chefredakteur der LONDON EXPRESS NEWS uns in sein Büro zitierte, dann konnte das in diesem Augenblick nur eins bedeuten...
    "Ich schätze, es geht um die Sache mit der von-Schlichten-Expedition", vermutete ich.
    Tom nickte.
    "Da dürftest du recht haben."
    Er nahm meine Hand, drückte sie zärtlich. Und im nächsten Moment trafen sich unsere Lippen zu einem Kuss voller Leidenschaft. In Augenblicken wie diese wünschte ich mir, dass die Zeit anhalten würde und ich das Glück, das ich empfand, für immer festhalten konnte...
     
    *
     
    Mein journalistisches Spezialgebiet war der Okkultismus und alles, was irgendwie mit übersinnlichen Fähigkeiten oder Parapsychologie zusammenhängt. Angesichts der Tatsache, dass ich selbst eine leichte übersinnliche Begabung hatte, war das nicht verwunderlich.
    Tom teilte dieses Interesse für das, was mit den Mittel der heutigen Wissenschaft noch nicht hinlänglich zu erklären war. Und auch das hatte einen sehr persönlichen Grund. Tom Hamilton hatte vor seiner Anstellung bei den LONDON EXPRESS NEWS bei einer großen Nachrichtenagentur als Überseekorrespondent gearbeitet,

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