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Die Geheimnisse der Patricia Vanhelsing

Die Geheimnisse der Patricia Vanhelsing

Titel: Die Geheimnisse der Patricia Vanhelsing Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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der Zeit erworben hatte. Götterstatuen längst untergegangener Kulturen waren ebenso dabei wie afrikanische Geistermasken, Totems, Voodoo-Fetische oder Kristallkugeln.
    Tante Lizzy war jedoch nicht allein. Gemeinsam mit einem älteren Herrn mit schlohweißem Haar und deutlichem Bauchansatz kniete sie auf dem Fußboden, der über und über mit aufgeschlagenen Büchern bedeckt war.
    Die beiden blickten auf.
    Der ältere Herr, der sich eigens ein Kissen unter die Knie gelegt hatte, damit ihn der harte Parkettboden in Tante Lizzys Bibliothek nicht zu sehr schmerzte, erhob sich und Tante Lizzy folgte seinem Beispiel. Dem sehr seriös wirkenden konservativ gekleideten Mann war es offensichtlich sehr peinlich in dieser Lage beobachtet worden zu sein. Denn ansonsten wirkte er keineswegs so, als pflegte er besonders legere Umgangsformen. Sein dreiteiliger Anzug, aus dessen Weste die Kette einer Taschenuhr heraushing, ließ ihn eher aristokratisch erscheinen.
    "Hallo, Patti!", begrüßte mich Tante Lizzy. "Dies ist Professor George Kalmany, ein ehemaliger Kollege von Frederik. Professor Kalmany, meine Großnichte Patricia Vanhelsing!"
    Kalmany reichte mir die Hand, machte einen Schritt nach vorn und musste dabei darauf acht geben, nicht auf ein wertvolles Originalexemplar der ABSONDERLICHEN KULTE zu treten, jenem okkulten Standardwerk, das ein deutscher Okkultist um die Jahrhundertwende in mittelalterlichem Latein verfasste, um zu verhindern, dass die darin enthaltenen Beschwörungsformeln allzu leicht in die Hände Unbefugter gelangten.
    Der Name dieses Okkultisten war Hermann von Schlichten - von dessen Urenkel Dietrich ich jetzt annahm, dass der dem ORDEN DER MASKE verfallen war.
    "Mrs. Vanhelsing hat mir einiges über Sie erzählt, Miss Vanhelsing", erklärte Kalmany. "Und zugegeben - auch ich lese ab und zu die LONDON EXPRESS NEWS, obwohl ich eigentlich etwas anspruchsvollere Lektüre bevorzuge. Aber die Schrift ist so groß und das entlastet meine Augen ungemein..."
    Bevor ich etwas sagen konnte, meinte Tante Lizzy: "Professor Kalmany ist Sprachwissenschaftler. Genauer gesagt: Spezialist für alte Sprachen und vergleichende Linguistik. Und ich habe ihn zu Rate gezogen, weil ich da auf etwas gestoßen bin, was mir einfach keine Ruhe gelassen hat, seit Tom und du von eurer Reise in die Anden zurückgekehrt seid!"
    Ich sah Tante Lizzy überrascht an.
    Bislang hatte sie mir nichts dergleichen gesagt. Zwar hatte sie - wie üblich - sich die Nächte mit ihren Studien um die Ohren geschlagen und in alten Folianten gelesen, aber das war bei ihr nichts Ungewöhnliches.
    "Worum geht es?", fragte ich.
    "Um eine Frage, die mir am ehesten ein Sprachwissenschaftler beantworten kann und daher habe ich Professor Kalmany gebeten, mich zu unterstützen..."
    "Nun mach es nicht so spannend!"
    Indessen blickte der Professor auf die Uhr und sein Gesicht veränderte sich. Er erschrak.
    "Es tut mir leid, Mrs. Vanhelsing. Die Zeit bei Ihnen ist im Flug vergangen und ich habe gar nicht bemerkt, wie die Stunden dahingegangen sind. Leider habe ich jetzt noch einen Termin, den ich unmöglich ausfallen lassen kann... Der ROYAL CLUB OF ANCIENT HISTORY erwartet einen Vortrag von mir, und ich werde mich schon sehr beeilen müssen, um nicht zu spät zu kommen!"
    "Oh", sagte Tante Lizzy, "das tut mir leid!"
    "Wenn Sie nichts dagegen haben, setzen wir unsere Studien morgen fort."
    "Ich wäre Ihnen sehr dankbar dafür, wenn Sie Ihre kostbare Zeit..."
    "Aber Mrs. Vanhelsing! Das ist keineswegs ein Opfer für mich!", lächelte er.
    "Warten Sie, ich bringe Sie zur Tür!", kündigte Tante Lizzy an, dann sah sie vor sich auf den Boden und trat im Storchenschritt zwischen den aufgeschlagenen Folianten hindurch - jeder von ihnen von unschätzbarem Wert und für jemanden, der an okkulten Fragen interessiert war, geradezu unersetzlich.
     
    *
     
    Wenig später kehrte Tante Lizzy zu mir in die Bibliothek zurück. "Es geht um folgendes", sage sie ohne weitere Umschweife, und in ihren Auge brannte das unbändige Feuer einer Forscherin, deren Energie einfach nicht erlahmte, so sehr man auch glaubte, dass sie sich längst hätte verausgaben müssen. "Diese Beschwörungsformel, mit der die Indios am Titicaca-See diese Krakenwesen herbeiriefen..."
    "MAQUATLI QUERESEN K'YARAM'NUR...", murmelte ich. Diese Worte waren mir noch gut im Gedächtnis... Augenblicke des Grauens verbanden sich für mich damit.
    "Ja, genau", nickte Tante Lizzy. "Ich bin auf eine eigenartige

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