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Die Geheimnisse der Therapeuten

Die Geheimnisse der Therapeuten

Titel: Die Geheimnisse der Therapeuten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christophe André
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Kindern geben. Und der dahinter stehende Gedanke ist, Kinder zu erziehen, statt sie um jeden Preis zu bändigen.
    Kinder brauchen keine Grenzen als solche, sie brauchen Regeln, damit sie wissen, wie sie sich in dieser oder jener Situation verhalten sollen. Sie brauchen ein Geländer, damit sie nichts Unbedachtes tun, aber sie brauchen keine Verbote um der Verbote willen, das heißt Verbote, die unverrückbar sind und weder differenziert noch erklärt werden. Sie brauchen Beständigkeit, um ihre Vorstellung von der Welt herauszubilden.
    Bedingungslose Liebe und Erziehung zur Verantwortung
    Mir sind nur selten Eltern begegnet, die ihre Kinder nicht geliebt haben. Die meisten lieben ihr Kind mit bedingungsloser Liebe, das heißt, unabhängig davon, was es tut. Was wir nicht lieben, sind bestimmte Verhaltensweisen und Einstellungen, die Kinder an den Tag legen, aber das stellt nie die Liebe infrage, die wir für sie empfinden. Also sagen Sie es ihnen und zeigen Sie es ihnen immer wieder neu.
    Erklären Sie ihnen, dass auch Ihr Verhalten manchmal unangemessen ist, besonders wenn Sie wütend sind, und dass Sie dann ebenso wie die Kinder Dinge sagen, die Sie nicht hätten sagen sollen. Wenn im umgekehrten Fall die Kinder eine Dummheit machen, erklären Sie ihnen, dass Dummheiten sie weiterbringen, weil sie ihnen zeigen, was man tun und was man lassen sollte, und dass sie dadurch nach und nach lernen, die Dummheiten nicht zu wiederholen. Ermutigen Sie Ihre Kinder, wenn sie sich Mühe geben, statt den Schwerpunkt auf die Ergebnisse zu legen, und lassen Sie sie wissen, dass sie auf einem guten Weg sind und ihr Ziel erreichen werden.
    Spannen Sie sie auch ein, indem Sie sie fragen, was sie an Ihrer Stelle täten, und indem Sie Sätze sagen, wie: »Du weißt, dass das, was du gemacht hast, nicht gut ist, ich brauche also nichts weiter hinzuzufügen, nicht wahr?«
    Denn schließlich wissen Sie, dass Ihr Kind das beste aller Kinder ist und dass Sie es um nichts in der Welt für ein anderes hergeben würden. Sagen Sie ihm das und zeigen Sie es ihm. So wird es Selbstvertrauen entwickeln.

    Ihrem Kind vertrauen heißt nicht, dass Sie es alles machen lassen. Es allein um ein Schwimmbecken laufen zu lassen, wenn es nicht schwimmen kann, ist weder ein Zeichen von Vertrauen noch, wie Paul meinte, ein Training, »nicht der Angst nachzugeben«. Nein, es ist ein Ausdruck von Leichtfertigkeit und mangelndem Verständnis für das Kind, dafür, wozu das Kind in der Lage ist und wozu nicht. Es reicht, dass der Ball auf das Becken zurollt, damit das Kind hinterherläuft und ins Wasser fällt.
    Ihrem Kind vertrauen heißt nicht, dass Sie es alles machen lassen.
    Ebenso wenig hilfreich ist es für das Kind, wenn man es zwingt, zur Verkäuferin in der Bäckerei »guten Tag« zu sagen. Im Gegenteil, es wird sich sperren und sich weigern, überhaupt etwas zu sagen. Wenn Ihr Kind schüchtern ist, helfen Sie ihm, seine Schüchternheit zu überwinden, indem Sie ihm erst einmal den Umgang mit anderen Kindern beibringen und es an diesen Umgang gewöhnen. Der dreijährige Julien lief am Strand auf andere Kinder zu, blieb vor ihnen stehen, starrte sie an und erwartete, dass sie mit ihm spielten. Das war nicht sehr erfolgreich, und jedes Mal kam er enttäuscht zu seinen Eltern zurück. Seine Mutter brachte ihm bei, wie man sich einem anderen Kind näherte und sagte: »Hallo, willst du mit mir spielen?« Seitdem fühlt er sich mit anderen wohler.
    Vertrauen und Selbstvertrauen
    Die Grundschullehrerin fand, dass es Lucie an Vertrauen mangelte, weil sie zögerte, Erwachsene in der Schule um etwas zu bitten. Dagegen hielt sie Thomas für einen ungezogenen Bengel, weil er ständig dazwischenredete und nicht auf ihre Anweisungen hörte. Wer von den beiden hatte denn nun Vertrauen, und wem mangelte es daran? Was ist ein ausgewogenes Verhalten?
    Man darf Vertrauen bei uns Erwachsenen nicht mit Vertrauen bei Kindern vergleichen. Die Beziehung zwischen einem Erwachsenen, der die Autorität hat (Lehrer), und einem Kind ist natürlich ungleich. Ist es unlogisch, davon auszugehen, dass das Kind sich ihm nicht spontan anvertrauen wird? Würden wir unserem Vorgesetzten von unserem Alltag erzählen? Wohl eher nicht.
    Ein Kind mit Selbstvertrauen wird sich in vernünftigem Maße am Unterricht beteiligen, aber einen kleinen Stich empfinden, wenn es um eine

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