Die Geheimnisse der Therapeuten
damit behaupten zu wollen, dass es gar nicht weiÃ, was es tut, will ich sagen, dass es nichts Böses im Schilde führt. Wenn es sich auf diese oder jene Weise verhält, dann, weil es einen Grund dafür gibt, weil es irgendetwas hat. Und sein Benehmen kann daher von einem Tag auf den anderen von Grund auf anders sein.
So etwa Clara, fünf Monate, die sich weigerte, ihr Fläschchen zu trinken, das sie noch einen Abend vorher ohne Probleme angenommen hatte, einmal, dann wieder und das zwei Tage lang. Ihre Mutter überlegte, woran das liegen konnte, und führte es auf die Babynahrung zurück, die tatsächlich die Ursache war. Bis dahin hatte sie Clara glutenfreie Milch gegeben (angezeigt bis zu einem halben Jahr), die ihre Tochter ganz plötzlich zu verweigern begann. Als sie ihr Babynahrung mit Gluten gab, trank Clara vergnügt wieder ihr Fläschchen.
Denken Sie auch später daran, dass es immer einen Grund gibt, wenn Ihr Kind nicht das tut, was Sie von ihm erwarten.
Zu mir in die Praxis kamen die Eltern des achtjährigen Clément, der schulische Probleme hatte: »Es fällt ihm schwer, seine Hausaufgaben zu machen, wenn er aus der Schule kommt. Direkt nach den Ferien geht es, aber je länger das Schuljahr dauert, desto schwieriger wird es.« Ein klassischer Fall von Leistungsmüdigkeit bei Kindern. Statt wütend zu werden und sich aufzuregen, weil Clément lustlos und müde vor seinen Heften sitzt, überlegen Sie lieber, wie Sie ihn wieder in Schwung bringen können, notfalls indem Sie ihn ein oder zwei Tage aus der Schule nehmen, um ihn neu zu motivieren (ich entschuldige mich bei den Lehrern).
Vertrauen Sie also Ihrem Kind und machen Sie sich klar, dass es Ihnen sein Problem nicht verbal, sondern durch Verhaltensänderungen mitteilt. Bei einer solchen Veränderung hilft keine Wut; man muss versuchen zu verstehen, was los ist.
Wut nützt nichts
Wut ist ebenso nutzlos, wie ein Kind zu schlagen. Sie ist nicht konstruktiv: Wenn Sie schreien, stoppen Sie möglicherweise das, was Sie für problematisch halten, aber es wird sich das nächste Mal genauso oder in nur leicht abgewandelter Form wiederholen, und gar nichts ist gewonnen. Sagen Sie sich, dass hinter den »Launen« oder »Dummheiten« keine böse Absicht steckt und dass sie einen Grund haben. Versetzen Sie sich in die Lage Ihres Kindes, erinnern Sie sich daran, wie Sie in diesem Alter waren, stellen Sie ihm Fragen, und Sie werden eine Antwort erhalten.
Nehmen wir das Beispiel von Carolines Mutter. Als sie zu Bett gehen will und feststellt, dass ihre Bücher nicht mehr im Regal stehen, sondern kreuz und quer auf dem Boden liegen, wird sie wütend. Ihre Tochter kommt und räumt mit ihr auf. Einige Tage später dieselbe Situation. Die Mutter fragt Caroline nach den Gründen für diese Unordnung: »Ich habe ein Buch gesucht und nicht gefunden, und hinterher wusste ich nicht mehr, an welchen Platz die Bücher gehören.« Sobald das geklärt ist, können Sie eine Lösung finden: dass Caroline, wenn sie ein Buch sucht, anschlieÃend um Hilfe bittet, die Bücher wieder ins Regal zu stellen.
Und was ist mit David, der den Brei aus dem Glas wieder ausspuckt, den sein Vater ihm abends gibt, was diesen in heftige Wut versetzt, weil das Kind essen »muss«? Aber, so sagt er mir, er hat die ganze Woche Fieber gehabt, und, so erklärt mir seine Mutter, er mag den Brei nicht besonders. Und nun? Einräumen, dass es nicht schlimm ist, wenn ein Kind manchmal weniger isst (kein Kind wird freiwillig verhungern), und ihm etwas anderes geben.
Denken Sie daran, was für das Kind gut ist â ohne zu vergessen, was für Sie gut ist
Ihre Rolle als Eltern besteht darin, die Entwicklung Ihres Kindes zu begleiten, damit es die Welt verstehen lernt, in der es lebt, und dort seinen Platz findet, das Ganze möglichst harmonisch. Das ist Ihre Verantwortung. Deshalb müssen Sie zuerst daran denken, was für das Kind gut ist, natürlich im Rahmen dessen, wie Ihr eigenes Leben, Ihre Umgebung, Ihre Werte und Ihre Vorstellungen aussehen. Auch auf die Gefahr hin, dass Sie ein bisschen über Ihren Schatten springen müssen.
Der Vater der vierjährigen Lucie bekannte, dass er nur selten ihre Freunde einlud: »Das fällt mir schwer, wissen Sie. Ich bin darin nicht gut. Mir kommt es ein wenig so vor, als wenn eine Horde Vandalen in mein Haus einfiele.« Das
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