Die Geheimnisse der Therapeuten
bisschen störend ist, es ist bestimmt nicht sehr schlimm.
Und wie steht es mit mir?
Ich hatte mir vorgenommen, einen Beitrag zu schreiben, in dem ich von mir sprechen würde. Genau das habe ich getan! Denn alles, was ich geschrieben habe, ist die Frucht meiner Erfahrung einerseits als Therapeutin mit allem, was ich mit den Kindern und Eltern gemeinsam erlebt habe, die ich begleitet habe, und andererseits als Mutter mit den Vorhaltungen, die ich seit der Geburt meiner Tochter zu hören bekommen habe.
Und falls Sie immer noch daran zweifeln: Ich bin keine perfekte Mutter, und meine Tochter ist auch nicht perfekt, aber ich bin die beste Mutter der Welt, und sie ist das wunderbarste Mädchen der Welt!
19 â Joël Dehasse
Die Beziehung zwischen Haustieren und ihren Haltern â ein Spiegel menschlicher Beziehungen
Im Zusammenleben mit einem Haustier lernen wir uns selbst kennen â wenn wir wollen.Das Haustier ist unser Spiegel. Es enthüllt uns einige Geheimnisse über uns selbst. Man kann das Verhalten des Tieres natürlich in gewissen Grenzen ändern, aber wäre es nicht auch vernünftig zu schauen, was wir bei uns selbst ändern können, damit es uns besser geht und wir besser leben?
Drei Anekdoten
Ich erledige es für dich
Eine Frau in den Fünfzigern sagte mir: »Mein Hund ist zu jedem sehr freundlich. Fast zu jedem. Tatsächlich habe ich nur ein einziges Problem mit ihm.«
Ich hörte zu und wartete darauf, was kommen würde: »Ja?«
Sie fuhr fort: »Mein Hund ist aggressiv zu meiner Mutter!«
»Nur zu Ihrer Mutter?« »Ja, nur zu meiner Mutter!«
Gewöhnlich würde ich das aggressive Verhalten mit der Klientin im Einzelnen durchgehen: die Körperhaltung des Hundes, die Umstände, die die Aggression auslösen, ihre Folgen für das Verhalten des Hundes und für die Emotionen der Halterin und ihrer Mutter. Ich würde herausfinden, wer dieser Hund ist: seine Persönlichkeit, seine Launen, Emotionen und Kognitionen; aber hier wusste ich es schon.
Ich fragte sie: »Welche Gefühle hegen Sie gegenüber Ihrer Mutter?«
»Ich hasse meine Mutter«, erwiderte die Frau prompt, »aber ich würde ihr das nie zeigen!«
»Das müssen Sie auch nicht«, sagte ich. »Der Hund erledigt es für Sie!«
Ob der Hund ein »emotionaler Schwamm« ist, ob er auf unwillkürliche Mikrosignale im Verhalten seiner Besitzerin reagiert oder ob er selbst auf die Mutter der Besitzerin wütend ist â mit oder ohne Grund â, ist analysierbar, und ich analysiere es auch, um sein Verhalten eventuell zu ändern und akzeptabel zu gestalten. Die Gesellschaft gestattet Hunden keine Aggression, in welcher Form auch immer, selbst wenn sie legitim ist. Ich erzähle diese Anekdote, um aufzuzeigen, dass uns der Hund bisweilen eine Botschaft gibt, auf die wir besser hören sollten. Warum besucht diese Dame weiter ihre Mutter, die sie verabscheut? Warum Jahr für Jahr eine Hassbeziehung aufrechterhalten und so tun, als ob man einander herzlich zugetan wäre? Worin besteht die familiäre Dynamik, auf die der Hund mit dem Finger oder, genauer gesagt, mit den Zähnen zeigt?
Soll ich mich um dich oder um mich kümmern?
Eine andere Dame, auch sie in den Fünfzigern, stellte mir ihren Hund namens Macho vor, mit dem sie zusammenlebte. Es war so, als ob sie mit ihm verheiratet war oder in einer engen Zweierbeziehung lebte. »Macho«, so berichtete sie mir, »ist mir gegenüber gereizt und greift mich an.«
Im Laufe der Beratung erfuhr ich, dass sie ihre Ferien immer so gestaltete, dass sie ihren Hund mitnehmen konnte. An dieser Stelle warf ich ein: »Ich habe gerade ein Buch von einem amerikanischen Autor gelesen. Er rät Eltern, mindestens eine Woche pro Jahr ohne ihre Kinder zu verreisen. Ich glaube, das wäre auch in Ihrem Fall eine gute Idee â¦Â«
Die Dame hörte zu, dann wurde sie nachdenklich. Nach einem kurzen Schweigen erwiderte sie: »Ich habe nächste Woche Urlaub und habe schon vorgesehen, Macho mitzunehmen. Aber in einem Monat habe ich noch einmal eine Woche Urlaub; und dann könnte ich ohne meinen Hund fahren.« Das Gespräch endete kurz danach, ohne weitere Verschreibung oder Rat, nur mit der Einsicht, dass die Dame, die ihren Hund liebte, nicht verpflichtet war, für das Tier zu leben. Sechs Wochen später rief sie mich an, um mir mitzuteilen, dass der
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