Die Geheimnisse der Therapeuten
von einer Zeit, als ich mich nicht ärgern musste, als ich nicht die Verantwortung und die Sorgen einer Mutter hatte. Es kommt sogar vor, dass ich in Büchern von Kollegen nach Antworten stöbere, die ich nicht habe â Bücher, die ich wieder zuklappe, nachdem ich mir ein oder zwei gute Gedanken herausgegriffen habe und sofort versuche, sie in die Praxis umzusetzen. Und selbstverständlich funktioniert es nicht!
Warum die Aussage: »Selbstverständlich funktioniert es nicht«? Weil ich diejenige bin, die meine Tochter am besten kennt, diejenige, die weiÃ, was ich gern mit ihr mache, diejenige, die weiÃ, was die Werte sind, die ich ihr vermitteln will, was für sie wichtig ist, was sie mag, wie ihr Leben, das meine und unser gemeinsames Leben aussieht. Das alles kann kein Buch oder Fachmann wissen und berücksichtigen. Was heiÃt das?
Das heiÃt: Ich habe die Bücher wieder zugeklappt und die Ratschläge vergessen. Denn ich bin eine Mutter und ein Mensch, und seit Millionen von Jahren waren die Mütter und die Menschen imstande, ihre Identität zu finden und ohne irgendjemandes Hilfe wieder auf die FüÃe zu fallen. Natürlich mit Höhen und Tiefen. Aber im GroÃen und Ganzen hat es funktioniert, es funktioniert immer noch, und es wird weiterhin funktionieren.
Mit alledem will ich jedoch nicht sagen, dass man niemals einen Rat braucht. Ich will Sie einfach nur bitten, vor allem nicht zu vergessen, dass Sie wissen, wie es geht, und dieses Wissen einsetzen können.
Vertrauen Sie sich: Sie kennen Ihr Kind
Wir als Fachleute können Ihnen Ratschläge geben, aber Sie wissen, ob sie für Ihr Kind geeignet sind oder nicht. Es gibt nicht nur eine mögliche Reaktion, die für alle gültig ist, sondern Gedanken und Leitlinien, die Ihnen bei Ihrer Reflexion helfen können. Vergessen Sie nie, dass wir alle wissen, wie es geht, aber es oft auf dem Weg vergessen. Dann wenden wir uns an Fachleute, damit sie es uns sagen.
So auch Jean-Yves, Vater der kleinen, drei Monate alten Louise, die so unablässig schrie, dass er und seine Frau schlieÃlich eines Abends den Notarzt riefen, als das Schreien nicht mehr aufhörte. »Ihr Baby hat Hunger«, erklärte ihnen der Notarzt. Wie kann es mit Eltern so weit kommen? Lachen Sie bitte nicht, das könnte Ihnen auch passieren. Sie hatten einfach auf die Meinung ihres Kinderarztes gehört: »Geben Sie ihr ein Fläschchen von 150 ml.« Eine Empfehlung, die sie buchstabengetreu befolgt hatten, statt ihre Tochter zu beobachten und das, was nur als Empfehlung gemeint war, an die speziellen Bedürfnisse ihres Kindes anzupassen.
Oder auch Julie, Mutter des drei Monate alten Alexis, der jeden Abend in seinem Bettchen weinte und sich in den Armen seiner Mutter sofort beruhigte. Auf meine Frage: »Warum lassen Sie ihn nicht in Ihren Armen einschlafen?«, antwortete mir die Mutter: »Das geht nicht. Man soll Kinder weinen lassen und sie nicht auf dem Arm einschlafen lassen oder mit ins Bett nehmen.« Ach ja? Und warum? Wo steht geschrieben, dass es für Kinder gut ist, sie schreien zu lassen, wenn man sie problemlos beruhigen kann? SchlieÃlich wissen wir, dass ein Kind, das weint, damit ein Unwohlsein und einen Schmerz kundtut â also etwas Unangenehmes, das es nicht anders ausdrücken kann. Deshalb entwickelt es noch lange keine Launen â vorausgesetzt, Sie bleiben maÃvoll und hören vor allen Dingen genau hin.
Lernen Sie, Ihr Kind zu beobachten
Sie sind die beste Spezialistin/der beste Spezialist für Ihr Kind, also beobachten Sie es. Achten Sie darauf, wer es ist, was es mag, was es nicht mag, wie es sich verhält. Und machen Sie sich vom sozialen Einfluss frei, von den »guten Ratschlägen« und von dem, »was man unbedingt machen muss«.
Warum muss man ein Kind schreien lassen, auf es wütend werden, oder es zwingen, das zu tun, was seinem Wesen zuwiderläuft? Ich sage damit nicht, dass man alles durchgehen lassen und lax werden sollte, weit davon entfernt. Ich sage bloÃ, dass man die vorgefassten Meinungen, die man vor seiner Geburt hatte, an den kleinen Menschen anpassen muss, der es ist, an seinen Charakter und seine Persönlichkeit.
Sie und nur Sie kennen das Kind. Sie und nur Sie wissen, was sich für das Kind eignet und gut ist.
Hören Sie gut hin und vertrauen Sie Ihrem Kind
Ein Kind benimmt sich nicht absichtlich »schlecht«. Ohne
Weitere Kostenlose Bücher