Die Geheimnisse der Therapeuten
Situation nicht mögen, auftauchen.
â Versuchen Sie nun, sich vorzustellen, dass es für dieses Problem nie eine Lösung geben wird. Sie werden sich mit diesem Freund nie mehr versöhnen; Ihr Kind wird nie die Stelle bekommen, die es sich erträumt.
â Spulen Sie den Film vor und stellen Sie sich vor, dass die Schwierigkeit, die Sie gerade erleben, immer da sein wird.
â Ãberlassen Sie sich diesem Tatbestand einige Augenblicke. Lassen Sie zu, dass die Emotionen durch Sie hindurchgehen, sich in Ihnen ausbreiten und schlieÃlich verschwinden, wenn es ihnen gefällt.
Schauen Sie sich an, wie Sie gedanklich gegen das ankämpfen, was diese Ãbung in Ihnen auslöst. Vielleicht ist Ihnen der Gedanke gekommen, es handele sich um eine dumme Ãbung. Vielleicht haben Sie sich gesagt, dass es sich ja nur um eine Ãbung handelt, die nichts mit der Wirklichkeit zu tun hat. Oder vielleicht hat sich ein Gedanke des Widerspruchs in Ihrem Geist gemeldet. Etwas in der Art von: »Ach was, so etwas wird nicht passieren.« Genau diese logischen und gewohnheitsmäÃigen Reaktionen sind es, die man lernen muss aufzuspüren. Sie stellen den Kampf dar, der in Ihnen gegenüber diesem Problem tobt. Diese Reaktionen sind es, die Sie tagtäglich erschöpfen. Auch wenn Sie Ihr Problem lösen können, können Sie dennoch nicht die Emotionen unterdrücken, die es zur Zeit auslöst. Und wenn Sie bis zur Erschöpfung gegen diese Emotionen ankämpfen, verschwenden Sie einen Teil der Energie, die Ihnen vielleicht erlaubt, eine Lösung zu finden und aktiv zu werden.
Zum Zuschauer werden
Betrachten Sie jetzt einen Augenblick diese psychische Aktivität, von der wir sprechen. Wenn Sie sie beobachten können, heiÃt das, dass Sie nicht dessen Subjekt sind. Sie sind nicht traurig, Sie empfinden Traurigkeit. Sie sind nicht besorgt, Sie empfinden Besorgnis. Ich bin nicht hektisch, ich empfinde Hektik. All diese Wahrnehmungen tauchen in uns auf, und wir können sie aus gröÃerer Distanz beobachten wie der Zuschauer eines Theaterstücks. Angesichts dieses Theaterstücks müssen wir eine Haltung der Neugier und Festigkeit einnehmen: uns fragen, was das Leben wohl noch für uns bereithält, und alles hinnehmen, was es uns bietet.
Wenn Sie eine Anspannung in sich entdecken, halten Sie einen Augenblick inne, statt zu versuchen, sie loszuwerden, und schauen Sie, wo der Kampf tobt. Finden Sie heraus, was Sie zu kontrollieren versuchen, ohne sich darüber überhaupt im Klaren zu sein. Danken Sie sich selbst, dass Sie immer wachsam sind, und danken Sie auch Ihrer Intelligenz dafür, dass sie ihre Arbeit tut. Dann lassen Sie die Abwehr fallen und lassen Sie die Emotion so zu, wie sie sich präsentiert. AnschlieÃend begeben Sie sich mit diesem Ich , das ein unauflösliches Ganzes bildet, zu dem hin, was wirklich für Sie zählt. Beeinflussen Sie das, was in Ihren Möglichkeiten liegt. Das Ãbrige â was in Ihrem Innern abläuft â wird sich vielleicht entsprechend entwickeln oder auch nicht. Aber zumindest haben Sie nicht gegen Windmühlenflügel gekämpft.
Es gibt verschiedene Arten, ein Gemälde zu betrachten. Sie können versuchen zu begreifen, was der Künstler aussagen wollte, analysieren, zu welcher Kunstrichtung er gehört, die Wahl der Farben studieren etc. Sie können das Bild auch kritisch betrachten und bedauern, dass das Werk nicht farbiger oder figurativer ist oder Ãhnliches. SchlieÃlich können Sie es einfach nur betrachten, ohne zu versuchen, es zu analysieren, es ganz in sich aufnehmen und sich den Emotionen überlassen, die auftauchen.
Was in uns abläuft, ist ein echtes Meisterwerk in ständiger Entwicklung. Lassen Sie uns lernen, geübte Beobachter, »Amateure« im wahrsten Sinne des Wortes, zu werden. Lassen Sie uns unsere Neugier auf diese so komplexen Phänomene entwickeln, die in uns auftauchen.
Und vielleicht wäre es nun ja an der Zeit, »Psychophile«, Liebhaber der Psyche, zu werden.
9 â Nicolas Duchesne
Ãbereinstimmendes Verhalten im Beruf und im Privatleben
»Sie sehen heute Morgen müde aus, Herr Doktor. Sie unterstützen mich so sehr, wer kümmert sich denn um Sie? Wie halten Sie durch?«, fragt mich Christine, obwohl sie gerade eine neue depressive Phase ihrer bipolaren Erkrankung überstanden hat. Darf ich mich ihrer neugierigen
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