Die Geheimnisse der Therapeuten

ihr gemeinsam und langfristig eine Beziehung von Nähe aufzubauen, die die Erziehung unserer Kinder mit einschließt. Wie könnte ich die Wichtigkeit der Botschaften zum Ausdruck bringen, die ich stets von meinen Kindern erhielt, ohne im Folgenden einige Beispiele zu erwähnen und die innere Öffnung, zu der sie mich führten? Ich lerne insbesondere, dass Liebe manchmal die Form der Weigerung annehmen kann (»Nein, du gehst heute Abend nicht weg!«), dass Zuneigung nicht identisch mit Beziehung ist und manchmal das Akzeptieren einer gegenteiligen Ansicht beinhaltet. Meinungsverschiedenheiten und Krisen begleiten die verschiedenen Lebensphasen von uns allen. Ich danke meiner Familie, meinen Freunden, Kollegen und Patienten, die mir ihr Vertrauen schenken und meiner Arbeit als Therapeut Sinn verleihen.
    Wie ich meine Ausbildung für meine persönliche Entwicklung verwende
    Ich möchte gern das Sprichwort widerlegen: »Der Schuster trägt oft die schlechtesten Schuhe.« Sehen Sie darin einen Ausdruck meiner rebellischen, perfektionistischen oder idealistischen Seite, ganz wie Sie wollen. Ich strebe eine möglichst große Übereinstimmung an zwischen dem, was ich empfehle, und dem, was ich praktiziere.
    Jetzt ist die Gelegenheit, die alten Geister in meinem Leben heraufzubeschwören – Besorgnis, Zweifel, Schwermut von manchmal großer Intensität. Kommt herbei, ermüdende Selbstkritik, angsterregende Hirngespinste! Seid willkommen, Katastrophenszenarien, die mich früher so übermannten. Werfen wir noch einmal gemeinsam einen Blick auf das, was bestimmte Dummheiten mich gelehrt haben, wie bestimmte Ängste durch regelmäßige Konfrontation bezähmt wurden und wie die Kritik konstruktiv wurde, nachdem sie destruktiv war.
    Ich biete meinen »Niederlagen« einen Ehrenplatz an, denn der Schmerz und das bewusste Wahrnehmen der Irrtümer haben mich auf die Arbeit der Veränderung vorbereitet. So war für mich der Umstand, dass ich nach meiner Zeit als Assistenzarzt nicht Oberarzt wurde, damals eine empfindliche Verletzung. Auch wenn fromme Ausreden eine Zeitlang meine Selbstliebe schützten, profitierte ich doch mehr von einem klaren Blick, einem Mich-selbst-Infragestellen, das meine damaligen Schwächen ans Licht holte – insbesondere meine emotionale Unreife und meine Inkompetenz in Beziehungen.
    Auf sich selbst anwenden, was man anderen rät
    Ich nahm Abstand von den emotionalen Programmierungen der Kindheit (ich überdachte noch einmal meinen Werdegang, schaute mir die guten Augenblicke in meinem Leben und meinen Träumen an, spürte die Teufelskreise meines Funktionierens auf) und ließ mich auf die notwendigen Lernprozesse ein, um sie zu korrigieren, insbesondere was die innere Verfassung und das Üben von Selbstbehauptung anging. Während meiner Ausbildung zum kognitiven Therapeuten fand ich es immer selbstverständlich, die Techniken, die ich kennenlernte, auf mich selbst anzuwenden, als Chance und unverzichtbare Voraussetzung, um ein authentischer und kompetenter Therapeut zu werden. Mein Platz in der Familie, meine Mitarbeit in verschiedenen Teams und Verbänden sind immer von der achtungsvollen Sorge um ein Gleichgewicht zwischen mir und den anderen getragen. Daher kann ich mir selbst jetzt Wertschätzung entgegenbringen, während ich gleichzeitig um meine Unvollkommenheit weiß.

    Ein Beispiel des eigenen Fortschritts
    Der Wettbewerb für ein Kurzfilmdrehbuch über die Depression 1992 faszinierte mehrere Psychiater an unserer Institution. Ich beschloss, daran teilzunehmen. Ich schrieb überhastet ein Drehbuch und … scheiterte, während mein talentierter Kollege und Freund Max brillant gewann.
    Ich bekam die Chance, unsere methodologischen Unterschiede kennenzulernen und von seinem Vorbild für den Wettbewerb 1993 zu profitieren. Diesmal sehr motiviert, organisiert und mit der nötigen Zeit ausgestattet, damit mein Projekt reifen konnte, lächelte mir der Erfolg.

    Seinen Blick den Lösungen zuwenden
    Der erste Lösungsschlüssel, den ich nennen möchte, ist das notwendige Bemühen um einen klaren Blick gegenüber den eigenen Problemen. Meine Schwierigkeiten im Leben, die Trauerphasen, die teilweise psychosomatisch bedingten Rückenprobleme, das Eintauchen in ein zu stressiges Leben, manche Streitigkeiten und ärgerlichen Zurückweisungen waren meine persönlichen