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Die Geheimnisse der Therapeuten

Die Geheimnisse der Therapeuten

Titel: Die Geheimnisse der Therapeuten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christophe André
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Fürsorglichkeit entziehen? Werden die Mittel, die mir geholfen haben, Ihnen, den aufmerksamen Lesern, genügend Klarheit bieten? Meine humanistische Auffassung von der Psychotherapie beinhaltet ein gegenseitiges Engagement gegenüber den Menschen, die meine Hilfe in Anspruch nehmen und mir ihr Vertrauen schenken. Gelegentlich kommt es vor, dass ich unprätentiös und aufrichtig von den Schritten auf meinem eigenen Weg berichte. Die Übereinstimmung zwischen meiner Haltung als Therapeut und meinem Leben ist für mich ein zentrales Thema.
    Angesichts der emotionalen Belastung, die eine Psychotherapie darstellt, führt ein Schutzreflex manchmal dazu, sich fest hinter dem Schreibtisch zu verschanzen, sich in seinen fragilen Status des diplomierten Therapeuten zu flüchten und »sich«, den angeblich Gesunden und Geschützten, so hermetisch wie möglich von »den anderen«, die leiden und ins Schleudern geraten, abzugrenzen.
    Allerdings, liebe Christine, erfordert mein inneres Gleichgewicht ebenfalls stetige Aufmerksamkeit, und ich bitte meine Kollegen in regelmäßigen Abständen punktuell um ihren freundschaftlichen Rat beim Lehren oder der Supervision. Das trägt dazu bei, die Klarheit und den Frieden meines inneren Therapeutengartens wiederherzustellen. Klarheit und Frieden brauche ich, um meine Fähigkeit des »wirklichen Zuhörens« zu kultivieren, mit emotionalen Entgleisungen umgehen zu können und im Beruf eine konstruktive Haltung zu bewahren. Ich will erläutern, inwiefern meine heutige Selbstverwirklichung den Techniken zu verdanken ist, die ich meinen Patienten empfehle – ohne dass ich die Klugheit der Bemerkung des großen Humoristen Pierre Dac leugnen möchte: »Je mehr man wissen will, desto klarer wird einem, wie wenig man weiß.« Lassen Sie mich kurz das schöne »Wenige« darstellen, das Klarheit in mein Leben bringt.
    Von Schuldgefühlen zur Dankbarkeit
    Gesegnet mit Liebe, materieller Sicherheit und vielen intellektuellen Angeboten, trug ich lange ein meiner Familie eigenes Schuldgefühl mit mir herum, weil ich »wohlhabend, verwöhnt und privilegiert« war. Dieses Gefühl trübte für mich viele einfache Freuden in der Jugend und war die ambivalente Grundlage meiner therapeutischen Berufung. Meinem Weg mit der kognitiven Therapie verdanke ich einen objektiveren Blick auf das, was das Leben mir geboten hat. Ich empfinde jetzt große Dankbarkeit für die wunderbare Familie, die das Leben mir geschenkt hat, und die vielfältige Schönheit, die es mir bietet. Ich nehme auch mit größerem Stolz meinen Anteil an persönlicher Anstrengung auf meinem Lebensweg wahr.

    Eine ständig im Werden begriffene Persönlichkeit
    Als ich mich niederließ, schenkte mir meine Freundin Bénédicte eine Matroschka, eine dieser russischen Puppen, in denen weitere Puppen stecken. Dieses Geschenk, das bei skandinavischen Therapeuten Tradition hat, soll die Wirkung der ersten Lebensphasen auf den erwachsenen Menschen und die Einheit jeden Individuums in der fast endlosen Vielfalt der Modelle symbolisieren. Sie hat seither einen festen Platz in meiner Praxis.
    Auch wenn die Kindheit eine unauslöschliche psychische Prägung hinterlässt, können sich das psychische Funktionieren und die Persönlichkeit durch die Arbeit der Selbsterforschung beträchtlich verändern. Mehrere Figuren und Ereignisse markieren die verschiedenen Abschnitte meines Lebens: vom »kleinen Nick« über das Medizinstudium und allerlei interessante Begegnungen bis zum »Grand Duduche« 19 , dann die Zeit der Reife, eine Liebesheirat, vier Kinder, der berufliche Werdegang. Da ich früh mit Beziehungs- und Gefühlsspannungen konfrontiert war, empfand ich die Selbsterforschung und das psychische Gleichgewicht von Anfang an als wesentliche und faszinierende Arbeit. Sozusagen als meine Berufung!
    19 Eine bekannte französische Comicfigur aus den 1960er Jahren; Anm. d. Übers.
    Ein Fundament der Sicherheit und Geborgenheit
    Auch wenn ich meiner Arbeit einen beträchtlichen Teil meiner Zeit und Energie widme, ist doch meine Familie das Fundament, auf dem meine Existenz ruht. An manchen Tagen treffen die Einwendungen meiner Frau, die sensibel, intelligent und offen ist, bei mir zwar auf taube Ohren, doch sie bleibt mein liebevoller und sicherer Kompass. Es gehört zu den schönsten Erfahrungen meines Lebens, mit

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