Die Geheimnisse der Therapeuten
seinen Studenten sogar, öfter zu scheitern! Für ihn heiÃt das, »dass sie Dinge ausprobiert haben, dass sie Risiken eingegangen sind und Herausforderungen aufgespürt haben«. Er vertritt auch die Meinung: »Wer das Scheitern nicht lernt, scheitert beim Lernen.« Und wie können wir von unseren Misserfolgen lernen, wenn wir sie verbergen, statt über sie zu sprechen?
Fortschritte machen und besser werden
Oft bringen meine Patienten das Gegenargument, dass die Akzeptanz der eigenen Schwächen und Misserfolge auf ein passives Sichabfinden hinausläuft. Sie fürchten, dass damit der MittelmäÃigkeit Tür und Tor geöffnet werden. Und wenn genau das Gegenteil der Fall wäre? Wenn das Offenlegen unserer Schwächen uns helfen würde weiterzukommen? Nehmen wir noch einmal die Beispiele, bei denen es um die Orthografie, das Erröten und meine Tendenz zum Perfektionismus geht.
Ich habe es nicht aufgegeben, meine Rechtschreibung zu verbessern, ganz im Gegenteil. Da diese Schwäche in meiner Umgebung fast schon legendär ist, erhalte ich regelmäÃig Hilfe. Wenn ich bei einer Konferenz an der Tafel stehe und Notizen mache, zögere ich nicht zu fragen: »Helfen Sie mir, schreibt man âºnummerierenâ¹ mit einem oder zwei m?«, statt auszuweichen und ein anderes Wort zu suchen. Erst kürzlich erklärte mir ein Kollege freundlich, dass man nicht, nur weil man »stehen« denkt, »Stegreif« mit »h« schreibt. Es hat mich ungefähr fünfzig Jahre gekostet, zu lernen, wie man »Stegreif« richtig schreibt. Das bedrückt mich nicht weiter, ich freue mich nur, dass ich mich verbessert habe!
Es ist beruhigend zu wissen, dass man nicht allein auf der Welt ist!
Indem ich ungeschminkt zum Ausdruck bringe, wie es mir geht, wenn mir die Röte ins Gesicht steigt, kann ich damit nicht nur sehr viel besser umgehen. Dadurch dass ich eine Selbstoffenbarungsstrategie entwickelt habe, der ich vertraue, erröte ich auch weniger, um nicht zu sagen, sehr selten.
Wenn ich den »Stress« anspreche, den ich bei der Vorbereitung einer Präsentation für Kollegen empfinde, ist das für mich keine Ausrede, um einen minderwertigen Vortrag zu halten, ganz im Gegenteil. Es ist vielmehr Ausdruck des Respekts und der Achtung, die ich den Kollegen zolle. Indem ich dieses Thema öffentlich anspreche, erhalte ich zahlreiche ehrliche Rückmeldungen: Es ist beruhigend zu wissen, dass man nicht allein auf der Welt ist! Ganz abgesehen von den Tipps, die man sich dann gegenseitig gibt und die einem helfen, weiterzukommen.
Lernen, auch von den eigenen Fähigkeiten und Erfolgen zu sprechen
Zu lernen, von seinen Schwächen und Misserfolgen zu sprechen, heiÃt, eine Tür zu öffnen, an die man vielleicht nicht gedacht hat. Es heiÃt zu lernen, sich auch sonst mehr zu offenbaren und insbesondere entspannter über die eigenen Fähigkeiten und Erfolge sprechen zu können, ohne zu fürchten, dass das die Gelegenheit sein könnte, bei der eine Schwäche oder ein verborgener Misserfolg zum Vorschein kommt.
Ich kann Ihnen von meiner Leidenschaft für das Reiten erzählen, ohne Fragen zu meiner Erfolgsbilanz oder meinen Glanzleistungen in Reitturnieren zu fürchten: Ich nehme nicht mehr an solchen Turnieren teil, und es geht mir damit letztlich besser, denn ich glaube, dass die Angst mir das Vergnügen verdorben hat. Ich kann Ihnen von meiner Leidenschaft für das Tischlern erzählen und von meinem letzten Werk, einem Bücherschrank, auf den ich zugegebenermaÃen sehr stolz bin, ohne das Gefühl zu haben, dass ich mir etwas vormache, angeben oder Schaum schlagen will, sondern in dem Gefühl, nur die Freude zu teilen, die ich daran hatte, dieses Vorhaben zu verwirklichen, frei von jedem falschen Hintergedanken.
Fünf Empfehlungen, um zu üben, sich zu offenbaren
1. Sich vorbereiten
Zunächst können Sie damit beginnen, die Situationen ausfindig zu machen, in denen Sie vermeiden, sich zu offenbaren, weil es für Sie nachteilig ist. Der Umstand, dass es für Sie ungünstig ist, spielt eine wichtige Rolle, denn es geht nicht darum, jedem alles und zu jedem Zeitpunkt aufzudecken. Es geht lediglich darum, das zu offenbaren, was Ihnen in einer bestimmten Situation und mit bestimmten Menschen helfen kann. Wenn Sie diese Situationen einmal erkannt haben, helfen Ihnen die Prüfung der Gedanken, die der
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