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Die Geheimnisse der Therapeuten

Die Geheimnisse der Therapeuten

Titel: Die Geheimnisse der Therapeuten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christophe André
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kognitiven oder verhaltenspsychologischen Dogmen jemand vertritt, alle Experten sind sich darin einig, dass ein Kind eine stabile Bindung braucht, um seine Persönlichkeit zu entwickeln, sein Ich aufzubauen, sich als existierendes und denkendes Wesen in seiner Umgebung zu erleben und sich für die Zukunft zu rüsten. Bei der Mutter denken manche Menschen immer noch an den berühmten Instinkt, der ihr angeblich erlaubt, alles zu verstehen und sich unter allen Umständen auf ihr Kind einzustellen. Man weiß inzwischen, dass die Träger-Neurotransmitter dieser »durch die Ontologie konditionierten Liebe« rasch durch eine Partnerschaft auf der Basis der Freiwilligkeit im Rahmen der einzigartigen Beziehung zwischen Mutter und Kind abgelöst werden (T. Brazelton, D. N. Stern, A. Braconnier, A. Naouri).
    Doch Thibault und seine Mutter konnten ihrer Beziehung nicht ausweichen. Ihm gelang es nicht mehr, ihr die ersten Ängste seiner Kindheit mitzuteilen: Trennung, Sozialisation, Lernen, Leistung, Fehlen einer männlichen Bezugsperson. Sie fand nicht mehr die Worte, um ihn zu beruhigen und ihm das Vertrauen zu vermitteln, dass er alle diese Ängste überwinden und sie da sein würde, um ihm zu helfen, weil sie ihn liebte. Überwältigt von ihren Emotionen und Gefühlen, konnten das Kind und die Mutter nicht mehr miteinander reden. Also führten sie schlecht und recht eine Szene auf – sie agierten –, deren illusorisches Ziel darin bestand, sich verständlich zu machen und sich zu verstehen, aber die nur in einem noch größeren Groll mündete, dass sie nicht mehr zueinander fanden, sich spürten und unter dem wohlwollenden Blick des anderen sie selbst sein konnten.
    Die Psychologen angesichts des Nein
    Verstehen ist die Basis jeder Therapie.
    Unsere Rolle als Psychologen besteht vor allem darin, das Leid zu behandeln, ohne Urteil und willkürliche Vorgaben, sondern mit wohlwollender Empathie. Verstehen ist die Basis jeder Therapie, und diese Arbeit war bereits geleistet. Thibault und seine Mutter redeten miteinander, aber durch die fortgesetzten morgendlichen Szenen hatte Letztere immer weniger Geduld, ihrem Sohn zuzuhören, der seinerseits immer mehr provozierte, um ihre Aufmerksamkeit zu erregen. Enttäuscht von ihren Kommunikationsversuchen, empfanden beide jetzt Groll aufeinander. Meine Lehrer, sämtliche Literatur, die ich gelesen hatte, meine Kenntnisse und meine Erfahrung halfen mir in keiner Weise, diesem morgendlichen Amoklauf, diesem Teufelskreis und Krieg des Nein, ein Ende zu setzen, der die Beziehung zwischen Mutter und Kind jeden Tag ein wenig mehr vergiftete.
    Die Schlussfolgerung war damit klar: Man musste dieses emotionale Gewitter am Morgen durchbrechen, das sich allem Anschein nach nicht mehr durch beschwichtigende Worte aufhalten ließ. Alle beide mussten leichten Herzens zu ihren Tagesaktivitäten aufbrechen. Also wandte ich mich den Erziehungshandbüchern der Verhaltenstherapie zu, die in meinen Augen die Möglichkeit boten, diesem Konflikt, der nur virtuell war, aber jeden Zugang zu einer gelassenen Kommunikation verhinderte, ein schnelles Ende zu bereiten. B. F. Skinner und Ghislain Magerotte konnten mir erklären, was dieses Verweigerungsverhalten aufrechterhielt.
    Die Deutung der Theoretiker
    Die beiden am Kampf Beteiligten hatten miteinander eine Emotion der Angst gemein angesichts des Gedankens, sich zu trennen, um in eine stressige Welt hinauszugehen. Indem sie wütend wurden, blockierten sie die Angst, denn nach Magerotte hindert eine starke Emotion (wie die Wut) eine andere (wie die Angst) daran zu dominieren. Auf diese Weise schützten sich Mutter und Sohn fast instinktiv mithilfe der Wut gegen ihre Angst. Überdies verhinderte Thibault dadurch, dass er die Aufmerksamkeit seiner Mutter auf sich gerichtet hielt, dass sie innerlich in ihren Arbeitsalltag mit seinem Stress entweichen konnte. Diese für ihn positive Konsequenz verstärkte sein Verhalten und erhielt es aufrecht (Skinner). Ausgehend von der Lehre dieser beiden Autoren entwickelte Russell A. Barkley praktische Techniken, die sich im Alltag einfach anwenden lassen und rasch erlauben, ein solches Abwehrverhalten, das den Zugang zu einer psychotherapeutischen Arbeit verhindert, aufzulösen.

    Dank dieser Autoren entwickelten wir mit Thibaults Mutter ein Spiel, durch das Thibault sein Verweigerungsverhalten zugunsten eines anderen aufgeben konnte, das

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