Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Geheimnisse Der Tinkerfarm

Die Geheimnisse Der Tinkerfarm

Titel: Die Geheimnisse Der Tinkerfarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams , Deborah Beale
Vom Netzwerk:
ein Kontinuaskop nicht mal erkennen, wenn du eins vor der Nase hättest. Ich schon. Ich bin dabei, alles darüber in Erfahrung zu bringen. Vielleicht baue ich sogar eines.«
    Mit dem Nachhall dieser grässlichen Drohung im Ohr ließ Tyler die Tür ins Schloss fallen.

    Zaza kam vom Dach geflattert, um ihn zu begleiten, und genoss es sichtlich, wieder bei ihm zu sein, auch wenn Tyler eher bedrückt zum Farmhaus zurückstapfte. Doch als sie einen bestimmten Punkt erreicht hatten, schwang sie sich empor, breitete die Flügel aus und verschwand ohne einen Blick zurück. Nachdem Tyler ihr lange genug nachgeschaut hatte, drehte er sich um und ging weiter. Dabei bemerkte er das ferne Funkeln des alten Treibhauses, dessen Unterwasserfarben in der späten Sonne leuchteten.

|83|
    9
KINGAREE
    L ucinda fand langsam Geschmack daran, im Pferdewagen zu fahren, dem einzigen Fahrzeug, das Simos Walkwell je benutzte. Bei diesem Dahinzuckeln an der frischen Luft fühlte sie sich so lebendig, so mit der Natur verbunden, als wäre sie von ihr erfüllt. Walkwell, der für den Stadtbesuch seine Hörner und Ziegenbeine wieder verhüllt hatte, hielt die Zügel locker gespannt, fast schien es, als kommunizierte er durch die Lederriemen mit dem Pferd Culpepper.
    Als er ihren Blick bemerkte, bedachte der Alte sie mit einem kurzen, sparsamen Lächeln, was bei ihm nicht häufig vorkam. Trotz der dunklen Wolken am Horizont war der Tag noch recht sonnig, aber nicht übermäßig heiß und die Luft erfüllt vom Duft der Eukalyptusbäume und des warmen gelben |84| Staubs. Eigentlich schien dieses Jahr auf der Farm alles ganz gut zu laufen – warum war Simos da nicht etwas fröhlicher?
    »Ist was mit dir, Lucinda?«, fragte Colin Needle. »Du bist so still.«
    Das klang ehrlich interessiert, was sie ein wenig verwunderte. »Mir geht’s gut. Ich genieße einfach die Fahrt. Meinst du, es wird regnen?«
    Colin sah zum Himmel auf, der sich langsam bereits verdüsterte. »Kann sein. Gideon sagt, so ein Wetter hat es seit 1983 nicht mehr gegeben. Damals hatten sie hier sogar Überschwemmungen. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es diesen Sommer auch nur halb so viel regnet.«
    1983 war Lucinda noch gar nicht auf der Welt gewesen. Sie war beeindruckt. »Hat es dieses Jahr wirklich schon viele Unwetter hier gegeben?«
    Colin lächelte. »Aber ja, Donner, Blitz, alles. In der Woche, bevor ihr gekommen seid, war es fast wie im Krieg: bumm, zack, bumm! Sarah dachte, die Welt geht unter.« Er lachte, und Lucinda stimmte unwillkürlich ein. Dann schwiegen beide wieder, aber es war ein entspanntes Schweigen.
    In Standard Valley angekommen, band Walkwell Culpepper an einem Pfosten vor dem Laden fest. Colin stand auf. »Ich muss wegen einer Sache zu Rosie’s. Sollen wir uns später wieder irgendwo treffen?«
    Der Alte blickte ihn mit schmalen Augen an und sagte: »Du kannst tun und lassen, was du möchtest, Master Needle. Du musst nur in einer Stunde wieder hier sein.«
    »Wo gehst du hin?«, fragte Lucinda und bereute es im nächsten Moment. Geheimnistuerisch, wie er war, mochte Colin Needle gewiss nicht nach seinen Plänen befragt werden. Doch zu ihrem Erstaunen grinste er nur.
    »Ich will zu Rosie’s, um ins Internet zu gehen.«
    |85| Dass der alte Imbissschuppen mit dem mürrischen Besitzer ein modernes Internetcafé sein sollte, überstieg Lucindas Vorstellungsvermögen. Sie musste lachen. »Die haben dort WLAN? Das glaubst du doch selber nicht!«
    »Doch, doch. Ich darf es benutzen, wenn ich in der Stadt bin, und dafür helfe ich Rosie mit seiner Buchführungssoftware.« Jetzt lachte auch Colin. Es klang ganz normal und freundlich. »Ja, sogar Standard Valley kommt so langsam im einundzwanzigsten Jahrhundert an.« Er stieg vom Wagen, winkte Lucinda zum Abschied und schritt in Richtung Rosie’s davon, den Laptop vorsichtig im Arm wie ein Päckchen voller Träume.

    Lucinda entdeckte im Lebensmittelladen einen großen Beutel Möhren, aber fand ihn dann doch nicht groß genug – die waren schließlich für einen Drachen! – und stöberte einen noch größeren auf. Als sie bezahlt hatte, ging sie zur Futtermittelhandlung zurück, wo Walkwell sich vor dem Verkäufer grimmig darüber ausließ, wie fürchterlich Maschinen im allgemeinen doch waren. Gelangweilt starrte Lucinda zum Fenster hinaus auf die Hauptstraße und fragte sich, wann sie wohl die Carrillos wiedersahen, die Kinder von der Nachbarfarm. Sie und Tyler hatten sie voriges Jahr hier in

Weitere Kostenlose Bücher