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Die Geheimnisse Der Tinkerfarm

Die Geheimnisse Der Tinkerfarm

Titel: Die Geheimnisse Der Tinkerfarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams , Deborah Beale
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allerdings ohne sein gewohntes Schmunzeln. »Lucinda, wir müssen zurück. Wir haben einiges mit Gideon zu besprechen.«
    »Sagen Sie ihm, dass mein Vater unbedingt mit ihm reden muss, Mr. Walkwell«, sagte Carmen. »Bitte. Es ist wichtig.«
    Der drahtige Alte wirkte in einer Weise erschüttert, wie Lucinda ihn noch nie gesehen hatte. »Das werde ich, gewiss. Aber Gideon Goldring macht immer, was er will. Komm, Lucinda.«
    »Tschüs, ihr zwei!«, rief sie, als sie auf den Wagen kletterte und sich neben den schweigenden Colin setzte. »Bis bald, hoffe ich!«
    »Kommt wieder zum Vierten Juli!«, schrie Carmen. »Das war total klasse letztes Jahr!«

    Zu Lucindas Verwunderung wartete Ragnar draußen vor dem neuen Tor auf sie. Der große Wikinger lächelte nicht, als sie hindurchfuhren, er hielt nur das Tor auf und winkte den Wagen durch, dann schloss er es von Hand und sicherte es mit einem Riegel.
    »Was ist mit dem Tor los?«, fragte Colin. »Es sollte doch eigentlich von selbst auf- und zugehen.«
    »Der unsichtbare Blitz ist weg«, sagte Ragnar. »Deine Mutter hat ihn weggestellt oder abgestellt oder wie man das nennt. Bis wir wissen, was passiert ist.« Er war sichtlich aufgewühlt. »Ist Gideon mit euch gefahren? Ist er noch in der Stadt?«
    Walkwell schien die Frage genauso zu überraschen wie Lucinda. »Nein. Gideon war hier, als wir gefahren sind. Er ist nicht mitgekommen.«
    Lucinda bekam es allmählich richtig mit der Angst zu tun. |92| Sie blickte Colin an, doch der war nicht minder verwirrt. »Was ist hier los?«
    »Wir können ihn nicht finden«, sagte Ragnar. »Wir haben alles abgesucht, seit ihr heute Morgen gefahren seid. Alle auf der Farm haben mitgesucht, und wir haben an jedem Fleck nachgeschaut, der uns eingefallen ist, im ganzen Haus, in den Ställen, in den Hügeln, den Gehegen.« Er schüttelte den Kopf. »Aber Gideon ist verschwunden. Er ist fort.«

|93|
    10
VERSAMMLUNG IM SCHLANGENZIMMER
    »… Der war so was von unheimlich, Tyler!«, flüsterte Lucinda. »Wie … wie der
Teufel,
echt!« Seine Schwester konnte nicht aufhören, von Kingaree zu erzählen, dem mysteriösen Bösewicht aus der Verwerfungsspalte, doch obwohl ihr Erlebnis Tyler beeindruckte und sogar beunruhigte, kam es ihm im Augenblick wie ihre geringste Sorge vor.
    Die Farmbewohner hatten sich im Schlangenzimmer versammelt, wie Tyler und Lucinda unter sich das große Besprechungszimmer mit dem Buntglasfenster nannten, das Adam und Eva mit der riesengroßen umlaufenden Schlange zeigte. Tyler hatte seine Bedenken, ob es in so einer Situation wirklich das Beste war, sich unter einer leuchtenden Darstellung des Satans zu versammeln.
    |94| Der Regen, der kurz zuvor noch auf das Dach der Farm geprasselt war, hatte sich wieder verzogen, und der Tag wurde schon wieder unerträglich heiß. Alle redeten gleichzeitig, und alle klangen betroffen – was kein Wunder war. Gideon war nicht nur ihr Beschützer, sondern auch die einzige Verbindung zur Gegenwart, die die meisten Anwesenden besaßen. Tyler konnte sich nicht einmal annähernd vorstellen, wie es Sarah und den mongolischen Amigos und allen anderen zumute sein musste.
    Mrs. Needle stand mitten im Raum, die Stirn in Falten, das Gesicht hart wie geschnitztes Elfenbein. »Seid jetzt alle still und hört zu!«, befahl sie. »Hört ihr? Ruhe!«
    »Warum? Du bist nicht Gideon!«, rief Hoka, einer der Amigos. »Du bist nicht der Hausherr!« Seine beiden schweigenden Gefährten wirkten beeindruckt, dass er gegen Mrs. Needle aufbegehrte, schienen sich gleichzeitig aber auch zu wünschen, er hätte den Mund gehalten.
    Auch Colin Needle hatte einen merkwürdigen Ausdruck im Gesicht, fand Tyler, ein bisschen blass um die Nase, wie seine Mama zu sagen pflegte.
Schlechtes Gewissen vielleicht?,
fragte sich Tyler.
    »Still, ihr alle!« Mrs. Needles Stimme war diesmal schärfer. »Seid nicht albern. Niemand will hier den Herrn spielen. Aber jemand muss bestimmen …«
    »Dann soll das Simos machen«, sagte Ragnar laut von der Tür her. »Er ist länger hier als wir alle. Er ist immer Gideons rechte Hand gewesen.«
    Mrs. Needle verdrehte entnervt die Augen. »Es geht nicht ums Bestimmen im allgemeinen, es geht um die Suche nach Gideon!«
    »Habt ihr das ganze Haus abgesucht?«, wollte Tyler wissen. »Es ist riesig! Warum vergeuden wir Zeit mit Gelaber? Gideon |95| könnte irgendwo gestürzt sein, wo wir sein Rufen nicht hören können.«
    Etliche murmelten zustimmend, aber Mrs. Needle sprach sich dagegen

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