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Die Geheimnisse Der Tinkerfarm

Die Geheimnisse Der Tinkerfarm

Titel: Die Geheimnisse Der Tinkerfarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams , Deborah Beale
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sich auf den nächsten Angriff gefasst und hielt den Atem an, aber nichts konnte sein Herz daran hindern, zu hämmern, hämmern, hämmern … »Tyler«, flüsterte jemand. »Du bist da?«
    »Oola!« In dem Moment wollte ihm scheinen, dass er noch nie im Leben eine lieblichere Stimme gehört hatte. »O Mann, Oola, was machst du denn hier? Hast du gesehen, was mit Colin passiert ist? Ist der Drache weg?«
    Sie schob ihren Kopf zwischen eine Auflaufform und einen |183| leeren Farbkübel, damit er sie sehen konnte. »Ich, ich mache Schrei«, erklärte sie. »Tierschrei. Du hörst?«
    »Du warst das? Der Drache ist sofort drauf losgegangen.«
    »Ja, er jagt, aber sieht mich nicht. Werfe ich Steine, jagt er weiter weg.« Atemlos grinste sie ihn an. »Ich dich rette?«
    »Mich retten? Na klar!« Tyler hangelte sich an einen sichereren Platz – das Nest wackelte immer noch sehr bedenklich. »Aber wir müssen hier weg, bevor der Drache zurückkommt. Verstehst du? Wir müssen sofort los.«
    »Verstehe.« Sie hielt ihm eine schmutzige Hand hin.
    »Ich komm noch nicht dran«, sagte er. »Ich muss höher klettern.« Er arbeitete sich durch den Müll nach oben. »Woher wusstest du, dass ich hier war?«
    »Habe dich gesucht. Colin gefolgt, weil ich denke, er sucht dich.« Sie runzelte die Stirn. »Aber als ich komme, läuft er schnell zurück zum Haus. Ich versteckt, damit er nicht sieht mich. Dann gehe ich suchen, wo ist Tyler.«
    »Zum Haus zurückgelaufen ist er? Vielen Dank, Needle, du Drecksack.« Mit der tatkräftigen Unterstützung des Mädchens gelang es Tyler, sich an einem der Bäume emporzuziehen, die das Nest stützten. Sie war mindestens so stark wie er, obwohl sie ein gutes Stück kleiner war. »Puh, du hast mir wirklich das Leben gerettet, Oola.«
    »Ich dir«, sagte sie einfach. »Du mir.«
    Tyler hoffte, das bedeutete nur, dass sie sich für seine Rettungstat seinerzeit revanchiert hatte, nicht dass sie ihm von nun an überallhin zu folgen gedachte. Mit zitternden Beinen stieg er von dem Baum ab und ging langsam hangabwärts, um die vielen Dinge zu sichten, die aus dem Nest gefallen waren. Nichts, was im Geringsten wie ein Kontinuaskop aussah, lag irgendwo in der Gegend herum, und auch im Nest war er auf nichts dergleichen gestoßen. »Wir müssen los«, sagte er |184| schließlich, bemüht, nicht enttäuscht zu klingen. Er konnte von Glück sagen, dass er nicht tot oder schwerverletzt war. Mit
diesem
Abenteuer würde er nicht groß angeben. »Ich werde ganz gewiss nicht noch einmal da reinsteigen und weitersuchen.«
    »Du verlieren?«, fragte Oola. »Was ist weg?«
    »Eigentlich nichts. Ich hab hier nur was gesucht, und ich hab’s halt nicht gefunden.«
    Oola nickte, als ob ihr etwas klargeworden wäre. »Glänzendes Ding. Ungefähr so.« Sie machte mit den Armen einen Kreis von der Größe eines Basketballrings.
    »Ja, stimmt genau. Wie kommst du darauf?«
    »Colin. Als er läuft den Berg hinunter, ich sehe, er hat glänzendes Ding.«
    Tyler glotzte sie an. »Glänzendes Ding …?«
    Sie formte mit den Händen etliche vage Figuren, als wollte sie Kreise, Speichen und Kurven in die Luft malen, aber »glänzendes Ding« war das Einzige, womit sie es beschreiben konnte.
    Trotz seiner Schmerzen und mehrerer Schnitte und Prellungen eilte Tyler augenblicklich im Laufschritt bergab, ohne noch weiter auf Alamu zu achten. Oola hatte ihn bald eingeholt. »Warum du läufst? Deine Schwester helfen?«
    »Weil ich Colin erwischen muss. Er hat was, das mir gehört.« Plötzlich begriff er, was sie gesagt hatte, und verlangsamte seine Schritte. »Wieso sollte ich laufen, um meiner Schwester zu helfen?«
    »Weil sie ist sehr krank. Deshalb geht Oola dich suchen.«
    »Was?«
    »Deine Schwester Lucinda sehr krank. Hingefallen im Garten, redet nicht. Ragnar legt sie ins Bett. Weiß im Gesicht, macht schlimme Geräusche.«
    |185| »O Gott.« Jetzt rannte Tyler noch schneller den Berg hinunter und achtete so wenig darauf, wo er hintrat, dass er ein paarmal fast ausgerutscht und böse gestürzt wäre. Er war nicht mehr bloß wütend auf Colin Needle, sondern machte sich auch heftige Vorwürfe. Während er sich sinnlos in Gefahr begeben hatte, war Lucinda offenbar etwas wirklich Schlimmes passiert.

|186|
    20
EIN TÄSSCHEN TEE MIT DESTA
    I n einer Höhle, die zugleich das Farmhaus war, saß Lucinda in einem Zimmer voller Fotos an einem Tisch. Ihr gegenüber saß, eine Teekanne in den Klauen, die kleine Drachin Desta und lächelte

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