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Die Geheimnisse Der Tinkerfarm

Die Geheimnisse Der Tinkerfarm

Titel: Die Geheimnisse Der Tinkerfarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams , Deborah Beale
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in Gideons Labor, von dem ihr Bruder so besessen war. Aber es roch nicht nur verbrannt: Lucinda hatte immer noch deutlich den süßlichen Gestank in der Nase, der ihr vorher schon aufgefallen war und der vermuten ließ, dass in der Nähe etwas wesentlich Größeres als eine Maus oder ein Vogel lag und verweste. War es das, was die ganzen Krabbler anzog, etwas Großes wie ein toter Waschbär in dem verfallenen Treibhaus? Aber das war widersinnig – wenn die vielen Parasiten nichts weiter wollten, als sich über ein totes Tier herzumachen, warum zogen sie dann an dem Vogel vorbei, als bemerkten sie ihn überhaupt nicht?
    Eine tote Katze, die am Fuße des Treibhauses lag wie aus großer Höhe gefallen, hätte Lucinda beinahe in die Flucht geschlagen, doch statt das Rätsel zu erklären, machte die Katze es nur noch rätselhafter, denn sie war umgeben von vielen kleineren Tierleichen, hauptsächlich Insekten und Vögel, und trotzdem zogen die Ströme weiter, ohne sich im geringsten davon aufhalten zu lassen, und verschwanden zuletzt durch |175| Sprünge und Ritzen in den Treibhausfenstern oder in Löchern im Boden.
    »Was zum Teufel ist da drin?«, rief Lucinda laut aus, denn sie gruselte sich schrecklich. Sie trat über die Kadaver hinweg, die größtenteils noch nicht lange tot zu sein schienen, bis sie dicht vor dem Glasbau stand. Wenn nicht dreißig Meter weiter Azinza gesungen hätte, von Pema schüchtern begleitet, wäre sie wahrscheinlich geflohen. Langsam machte ihr auch der Geruch zu schaffen, aber ihr war klar, dass Tyler sie für das zimperlichste Mädchen auf der Welt halten würde, wenn er erfuhr, dass sie sich verzogen hatte, ohne sich das Treibhaus näher anzusehen. Trotzdem wollte sie keine Dummheit begehen, und so rief sie den beiden Frauen auf der anderen Seite des Gartens.
    »He, Pema, Azinza!«
    Die lange Azinza hob den Kopf und schirmte sich die Augen ab. »Hallo, Lucinda!«
    »Mit diesem Treibhaus hier stimmt was nicht«, rief sie. »Es riecht ganz komisch … und da liegen ganz viele tote Tiere …«
    »Was?« Azinza sagte etwas zu Pema. »Ich kann dich nicht verstehen!«
    Mit einem Mal hatte Lucinda eine Befürchtung. Stellte Mrs. Needle da drin vielleicht irgendein Hexengift her? Aber dann hätte sie das doch bestimmt heimlicher machen können … »Könntet ihr mal herkommen und schauen?«, rief sie den beiden Küchenhelferinnen zu.
    »Wir kommen!«, rief Azinza zurück und schritt sogleich vor der kleinen Pema auf die Lücke zwischen den Beeten zu. Trotz der unterschiedlichen Hautfarbe sahen die beiden aus der Ferne wie Mutter und Tochter aus.
    Während sie auf die Frauen wartete, betrachtete Lucinda die Brandspuren und die verbrannten Vegetationsreste, die |176| den Boden um das Treibhaus bedeckten wie ein Schatten. Wie konnte es nur hier draußen brennen, ohne dass die Pflanzen
im
Treibhaus Schaden nahmen? Sie beugte sich näher heran und versuchte, durch die schmutzigen Fenster zu spähen. Innen war es so voll von Blättern, dass sie nichts erkennen konnte, so als ob eine große Schar grüner Menschen die Scheiben mit den Händen zuhielt, damit keine Fremden hineinschauen konnten. Dort wo sie stand, wurde eine der Scheiben von dem strotzenden Pflanzenleben im Innern ein Stück weit aus dem abblätternden Eisenrahmen gedrückt. Ohne nachzudenken wollte sie das Glasquadrat wieder zurückschieben, doch es kippte und fiel zu Boden, wo es in zwei Stücke zerbrach.
    Im ersten Moment konnte Lucinda das helle dünne Wölkchen, das sich aus der Öffnung ringelte, nur fassungslos anstarren. War es Rauch? Brannte da drin irgendwas? Dann drehte der Wind und wehte ihr die Pulverwolke ins Gesicht. Sie schnappte erschrocken nach Luft und bekam dabei etwas in Nase und Mund – staubiges Zeug, körnig, juckend. Ihre Haut brannte wie Feuer. »Au, au«, schrie sie, aber sie bekam kaum die Worte durch die Kehle gepresst. »Mein Gesicht! Hilfe, mein Gesicht!«
    »Wir kommen!«, schrie Azinza, aber es klang, als entfernte sie sich, statt näher zu kommen. Mit tränenden Augen und brennenden Wangen streckte Lucinda blind die Hände aus. Warum half ihr denn niemand?
    Sie fiel zu Boden. Hände zogen an ihr, versuchten sie wieder auf die Beine zu zerren, aber Lucinda bemerkte das kaum. Ihre Kehle stand in Flammen, und ihre Gedanken verwehten ins Dunkel wie verlöschende Funken.

|177|
    19
DRACHENKAMPF IM MÜLL
    D as Erste, was Tyler spürte, war, dass er in der Luft hing und irgendetwas ihn so fest am Arm hielt wie

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