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Die Geheimnisse Der Tinkerfarm

Die Geheimnisse Der Tinkerfarm

Titel: Die Geheimnisse Der Tinkerfarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams , Deborah Beale
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ein Riese, der im Begriff war, seine Knochen zu Brei zu quetschen. Benommen schlug er die Augen auf und spähte durch den wirbelnden Staub nach oben, doch was ihn gepackt hatte, war nicht der Drache – er wurde von etwas gehalten, das sehr schmerzhaft in sein Handgelenk schnitt. Er strampelte mit den Füßen, doch da war nichts unter ihm, und so sehr er sich auch streckte, er kam nirgendwo an. Er hing wie ein Fisch am Haken. Und wo war der Drache? Offensichtlich hatte der ihn nicht erwischt, sonst wäre er nicht mehr am Leben. War Alamu vielleicht gerade dabei, lautlos nach ihm zu schnüffeln?
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Es wird bald dunkel,
ging ihm auf. Wenn er nicht vorher hier weg kam, würde niemand ihn finden – niemand außer dem Drachen.
Colin ist hier,
fiel ihm plötzlich ein.
Der miese Trickser ist mir gefolgt.
Er wollte rufen, aber er traute sich nicht, so viel Lärm zu machen.
    Was es auch war, wovon er gehalten wurde, es schien sein Handgelenk zu umschlingen. Statt weiter zu versuchen, mit den Füßen irgendwo anzukommen, nahm er seine ganze Kraft zusammen und zog sich mit dem festhängenden Arm nach oben, bis er die freie Hand über den Kopf heben und nach irgendeinem Halt fassen konnte. Er hatte noch nie versucht, mit einer Hand einen Klimmzug zu machen, und er musste sich zusammenreißen, um dabei nicht vor Schmerz zu schreien, aber nach verzweifeltem Herumgrapschen bekam er schließlich einen aus dem Wust herausragenden Zaunpfosten zu fassen. Jetzt konnte er sich mit beiden Händen daran hochziehen und die Beine auf einen der Erdbeerbaumäste legen, die das Nest zusammenhielten. Nach einer kurzen Verschnaufpause nahm er das Gewicht von dem Arm, an dem er so lange gehangen hatte, und schaffte es schließlich, ihn freizubekommen. Erst als er ihn aus der Fessel gelöst hatte, erkannte er, dass er von dem Armband aus Einhornhaar gerettet worden war, das Jeg ihm ums Handgelenk gebunden hatte. Er machte es von der altmodischen Fernsehantenne ab, an der es sich verfangen hatte. Er hatte nicht vor, einen solchen Glücksbringer zurückzulassen, zumal er noch von diesem Nest wegkommen musste, ohne dass ihn der Drache erwischte.
    Irgendetwas brachte den Gerümpelhaufen, an dem er sich festhielt, ein wenig ins Wanken und Knarren, und im ersten Schreck war sich Tyler sicher, dass Alamu nach ihm forschte, aber die Gestalt über ihm war viel kleiner als das geflügelte Monster – eigentlich war sie nur geringfügig größer als er.
    |179| »Bist du das, Needle? Komm runter, damit ich dir eine knallen kann.«
    Die Gestalt bewegte sich, und der Haufen schaukelte ein wenig, so dass Tyler sein Gesicht vor einem Hagel kleiner Metallgegenstände schützen musste. »Mann, Jenkins«, hörte er Colins Stimme. Er konnte ihn immer noch nicht deutlich erkennen. »Warum schreist du nicht noch ein bisschen lauter, damit der Drache dich auch bestimmt hört?«
    »Du elender Drecksack! Du bist mir gefolgt!«
    »Ich habe dir schon mal gesagt, Jenkins, ich hätte es als Erster gefunden, wenn du nicht so einen großen Vorsprung gehabt hättest.«
    »Lügner! Wo ist das Kontinuaskop?«
    »Du hast es nicht gefunden?« Colin klang überrascht von Tylers Frage, gleichzeitig aber auch ausgesprochen erfreut.
    »Das weißt du doch genau. Wahrscheinlich bist du hier runtergestiegen und hast geschaut, während ich weggetreten war.«
    Colin schnaubte. »Wohl kaum. Erstens kann ich dich nicht mal
sehen
…«
    Ein mächtiger Schatten strich über ihre Köpfe, und beide blickten auf. »O Mann«, sagte Tyler, »er ist wieder da. Der Drache ist wieder da. Scheiße!« So gut es ging, wühlte er sich tiefer in den wackelnden Aufbau der Drachenschätze hinein, möglichst ohne etwas Größeres loszutreten. Das tat weh, denn viele Dinge drückten und stachen ihn, während er sich in das Gerümpel hineinschob, ein Kessel, alte Dosen, ein verbeultes, zerkautes Backblech …
    Alamu landete mit einem jähen Aufprall, und das ganze Nest schepperte und schaukelte. Vor Schreck hätte Tyler beinahe aufgeschrien, und scharf wie Ammoniak stach ihm der Drachengestank in die Nase, so dass er nur mit Mühe das |180| Husten und Niesen unterdrücken konnte. Die Bestie brüllte einmal, zweimal so dicht über ihm, dass Tyler fast der Schädel zersprang. Krampfhaft klammerte er sich an einen wippenden Ast, während das Echo durchs Tal gellte und Teile des aufgetürmten Haufens unter ihm wegbrachen. So unauffällig wie möglich hangelte er sich weiter, um eine sicherere Stelle zu finden,

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