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Die Geheimnisse Der Tinkerfarm

Die Geheimnisse Der Tinkerfarm

Titel: Die Geheimnisse Der Tinkerfarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams , Deborah Beale
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er sich vor.
Im Krieg gibt es nun mal Verluste. Und der Lohn, der Lohn ist jeder Mühe wert!
    Erst recht natürlich, wenn er an den allerhöchsten Lohn dachte: den Zugang zur Verwerfungsspalte und alles, was sich daraus ergab. Dieser Lohn gebührte jetzt Colin Needle.
    Das Kontinuaskop war immer noch in der Bibliothek, wo er es am Vorabend auf dem Rückweg vom Drachennest abgestellt hatte, notdürftig unter einem der Stühle versteckt. Colin hielt das Gerät in die Höhe und betrachtete, wie es in der Morgensonne, die durch die hohen Fenster hereinfiel, funkelte. Es war wunderschön, selbst wenn man nicht wusste, wozu es gut war, ein kompliziertes, aber elegantes Gebilde aus goldenen Ringen, sternhellen Kristallen und glänzenden Zahnrädern in |207| vielen Größen, manche so groß wie Salatteller, andere kleiner als Colins Fingerspitze. Alles in ihm lechzte danach, es auszuprobieren, doch er wusste, dass er noch nicht so weit war. Im Laufe des vergangenen Jahres war es ihm gelungen, weitere Tagebuchaufzeichnungen von Octavio aufzustöbern, die an den merkwürdigsten Plätzen im Haus verstreut waren. Er hatte viel Aufwand darum betrieben, doch während er eine Notiz nach der anderen ausfindig machte, hatte er auch neue Erkenntnisse über den Gründer der Ordinary Farm gewonnen. Irgendetwas musste den alten Mann ziemlich paranoid gemacht haben, so dass er die Niederschriften seiner Entdeckungen offenbar vorsätzlich an allen nur denkbaren und undenkbaren Stellen versteckt hatte. Entweder das, oder er war zum Schluss schlicht senil gewesen und hatte vergessen, wo er sie deponiert hatte. Doch selbst nach eingehender Lektüre des ganzen Materials, auf dessen Auffindung Colin durchaus stolz war, verstand er die Grundgedanken von Octavios Arbeit nach wie vor kaum, schon gar nicht die Abschnitte, die mit dem Gebrauch des hochkomplexen Kontinuaskops zu tun hatten.
    Geduld.
Das war nicht nur die Bedeutung, die der Name seiner Mutter hatte, es war Colins Lebensmotto. Übermäßige Hast konnte nur dazu führen, dass er sich in der Verwerfungsspalte verirrte. Schließlich war er die Jenkins-Gören jetzt los. Er konnte sich Zeit lassen.
    Zunächst einmal reinigte er jeden Quadratzentimeter des Kontinuaskops behutsam und gründlich mit einem weichen Tuch, Wattestäbchen und Alkohol sowie einige Stellen, an die man sehr schwer herankam, mit einer kleinen Druckluftdose, die er sonst für Tastaturen und Computerteile benutzte. Angesichts der langen Zeit, die es im Drachennest gelegen hatte, war Octavios Gerät in einem erstaunlich guten Zustand und |208| schien unter der Schmutzschicht weitgehend unbeschädigt geblieben zu sein.
    Als er Hunger bekam, ging Colin über das Gelände zur Küche und nahm sich ein paar übriggebliebene Frühstücksbrötchen, dazu saure Gurken und Schinkenscheiben aus dem Kühlschrank. Er griff sich noch einen Krug kalte Milch und trug dann alles in die Bibliothek zurück, damit er dort weiterarbeiten konnte.
    Als er endlich mit der Reinigung fertig war, war es früher Nachmittag. Colin berührte die Kristalle in ihren festen Körbchen aus goldenem Spulendraht. Sie fühlten sich ein klein wenig warm an, aber das konnte auch seine Einbildung sein, denn er war sehr aufgeregt. Nach so langer Zeit, so vielen Nächten, in denen er nach Aufschlüssen geforscht und bis zum Umfallen darum gerungen hatte, Octavio Tinkers Aufzeichnungen zu verstehen – und nachdem er überdies sein Leben riskiert und das Drachennest durchsucht hatte –, nach alledem hielt er jetzt endlich das Ziel seiner Wünsche in seinen zitternden Händen.
    Das mächtigste Gerät auf der ganzen Welt – und es gehört allein mir.
    Colin musste über sich selbst staunen: Es war, als hätte das jemand anders gedacht, nicht er. Aber es stimmte doch, nicht wahr? Überall auf der Welt würden Regierungen Millionen, ach was, Milliarden für dieses Gerät zahlen und noch mehr für die Ordinary Farm selbst. Diesem Halunken Ed Stillman zum Beispiel war es eine halbe Million wert gewesen, etwas zu bekommen, das er für ein echtes Dinosaurierei hielt. Wie viel hätte er erst hingeblättert, wenn er gewusst hätte, dass es von einem echten, lebenden Drachen stammte? Und was würde er für die Möglichkeit geben, an jeden Ort der Geschichte zu reisen?
    |209|
Nein.
Colin verbannte diese Gedanken aus seinem Kopf. Vielleicht konnte er später, wenn er die Farm wirklich in der Hand hatte, an die vielen verschiedenen Möglichkeiten denken; erst einmal hatte er

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