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Die Geheimnisse Der Tinkerfarm

Die Geheimnisse Der Tinkerfarm

Titel: Die Geheimnisse Der Tinkerfarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams , Deborah Beale
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alles?« Tyler war immer noch zumute, als wäre die Welt mit einem Schlag auf den Kopf gestellt worden. »Warum benimmt sich Gideon so merkwürdig?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Ragnar. »Heute ist alles merkwürdig. Es ist wie damals an meinem Todestag.« Er winkte Sarah und den anderen Frauen, auch Caesar, der in der Küchentür stand, und ging dann mit Tyler zur Haustür hinaus. Der Himmel hing dunkel und schwer wie Blei herab.
    »Todestag?« Es dauerte etwas, bis Tyler verstand. »Der Tag, an dem du fast gestorben wärst, aber stattdessen hier in unsere |198| Zeit gekommen bist? Gideon hat dich doch gerettet. Du bist nicht gestorben.«
    »Ich war bereit. Ich hatte mein Todeslied gesungen.«
    Auf dem Weg über das Gelände zum nächsten automatischen Tor verstummten beide. Mr. Carrillo saß auf der anderen Seite mit laufendem Motor in seinem Truck, dessen Auspuff kleine Rauchwolken ausstieß. Er blickte auf, als sie kamen. »Wo ist Mr. Goldring?«
    Ragnar blieb neben dem Wagen stehen. »Gideon kommt nicht. Nicht nur das, er hat mich und die Kinder von der Farm gejagt.«
    »Was?« Hector Carrillo starrte Lucinda an, die schlaff und halb ohnmächtig in den Armen des Hünen hing. »Was ist los mit ihr?«
    »Das weiß niemand. Irgendetwas im Garten hat sie krank gemacht. Aber sie braucht einen sicheren Ort, wo sie sich erholen kann.«
    »Meine Frau wird wissen, was zu tun ist«, erwiderte Mr. Carrillo. »Steigt ein. Du auch«, sagte er zu Tyler. »Ich rufe sie an, wenn wir auf der Straße sind, ich kriege hier nie eine gute Verbindung.«
    Kurz darauf rumpelten sie langsam über das offene Gelände jenseits des Farmhauses und der inneren Nebengebäude, die beiden Männer vorn, Tyler und seine Schwester auf dem Rücksitz. Lucinda schlief halb und lehnte an Tylers Schulter.
    »Ist das alles deswegen gekommen, weil du mich aufs Grundstück gelassen hast?«, fragte Mr. Carrillo.
    »Es ist nicht die einzige Ursache«, antwortete Ragnar. »Aber eine.«
    Sie hielten an dem Tor an, durch das man aus der mittleren Zone in den äußeren Teil gelangte. Ragnar stieg aus und ging |199| zum Schaltkästchen, wo er ein paar Zahlen drückte. Nichts geschah. Er runzelte die Stirn und wiederholte den Vorgang.
    »Haben sie die Zahlenkombination schon geändert?«, fragte Tyler. »Ziemlich doof. Auf die Art kommen wir nicht mal raus.« Doch während er noch sprach, trat ein langes, geducktes Tier, groß wie ein Tiger, nur wenige Meter von Ragnar entfernt aus dem Schatten. Als es ihnen sein unbehaartes Gesicht zuwandte, sah Tyler, dass sich die Scheinwerfer des Wagens in seinen rot glühenden Augen spiegelten.
    »O Gott«, sagte er. Es verschlug ihm fast den Atem. »R-Ragnar! Links von dir, einer von diesen … diesen …!«
    »Mantikoren«, sagte der Wikinger leise. »Beim Hammer Thors, das Biest sollte nicht so früh schon aus dem Käfig sein. Da hat jemand einen Fehler gemacht. Haltet euch still und bewegt euch nicht.«
    Mr. Carrillo spähte durch die Windschutzscheibe. »Was zum Teufel … was zum Teufel …?«
    »Still«, sagte Ragnar. »Fahr weg, Hector. Fahr zum Haus zurück.«
    »Ich weiß nicht, wie man durch das andere Tor kommt«, sagte Mr. Carrillo. »Und ich werde dich jetzt nicht allein lassen.«
    Seine Stimme reizte den Mantikor sichtlich: Er setzte sich aufrecht hin und ließ seinen ausdruckslosen Blick zwischen Ragnar und dem Wagen hin und her wandern.
    »Hat einer von euch ein Messer?«, fragte der Nordmann.
    »Ein Messer?« Mr. Carrillo verstand nicht recht. »Nicht hier im Wagen.«
    »Hier.« Tyler holte sein Taschenmesser hervor. Sein Herz bummerte wie eine Militärkapelle, und tausend entsetzte Gedanken pingpongten ihm durch den Kopf. Er kurbelte langsam das Fenster herunter und warf Ragnar das Messer zu. Auf |200| die Bewegung hin gab der Mantikor ein scharfes Bellen von sich und fuhr einen Schritt zurück. Das Messer sprang über den Boden und landete vor Ragnars Füßen.
    »Leider sehr klein, das Messer.« Mit gerunzelter Stirn ging der bärtige Mann langsam in die Hocke und hob es auf. »Aber das ist nicht zu ändern.« Der Mantikor beobachtete ihn gespannt, und dabei zischte sein Schwanz, der über Staub und Laub strich, wie eine Schlange. Am liebsten hätte Tyler um Hilfe geschrien – aber wer sollte ihn hören?
    »Komm in den Wagen zurück, Ragnar!«, sagte Mr. Carrillo.
    Der Angesprochene schüttelte nur den Kopf. »Nein. Wenn ich weggehe, kommt er hinter mir her; er wird sowieso gleich angreifen. Schaff

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